Alfa Romeo will sich neu erfinden – wieder einmal. Am Design der Modelle hat es bisher selten gelegen und da macht der schmuck anzuschauende Junior mit seinen kräftigen Schultern oder der ansteigenden Gürtellinie keinerlei Ausnahme. Die technische Basis des frischen Juniors, produziert im polnischen Tychy, ist identisch mit Fahrzeugen wie dem Jeep Avenger, Opel Mokka oder einem Peugeot 2008. Mit seinen kompakten Abmessungen – 4,17 m Länge, 1,78 m Breite und 1,50 m Höhe – folgt er der traditionellen Ästhetik der Arese-Sportwagen mit kurzen Karosserieüberhängen, verbreiterten Radkästen und einem abgeflachten Heck. Im Innenraum zieht das kleine Lenkrad viel Aufmerksamkeit auf sich und das Cockpit wird bestimmt von zwei 10,25-Zoll-Bildschirmen, wovon der zentrale Bildschirm sich leicht zum Fahrer geneigt. Die schärfere Veloce-Version verwöhnt seine Insassen unter anderem mit konturierten Sitzen, sportlichem Zierrat und einem Kofferraum mit einem Volumen von 400 Litern.

Klare Kante
Neben seinem Design will sich der neue Alfa Romeo insbesondere durch seine Fahrdynamik definieren.

Neben seinem Design will sich der neue Alfa Romeo insbesondere durch seine Fahrdynamik definieren und die italienischen Ingenieure haben ihr Bestes getan, um dieser Tradition zu folgen. Domenico Bagnasco, Entwicklungschef des Junior: „Wir haben neue Achsschenkel und neue Lager, kleinere Stabilisatoren, doppelte hydraulische Anschläge an den Stoßdämpfern und eine reduzierte Lenkung verwandt, damit der Junior das Fahrgefühl vermittelt, das unsere Kunden so sehr schätzen.“ Bei der Veloce-Version wurde das Fahrwerk um 2,5 Zentimeter abgesenkt, an den Vorderrädern wurden große belüftete Scheiben montiert (mit einem Durchmesser von 380 Millimeter und Vierkolbensätteln) und als Highlight ein mechanisches Torsen-Sperrdifferenzial verbaut, um das Kurvenverhalten zu verbessern. „Das Ziel ist es, das Untersteuern zu minimieren und die Traktion am Kurvenausgang zu maximieren“, so Bagnasco.

Zwei Stromer und ein Mildhybrid

In Zukunft wird es eine 4×4-Version und vier Motoren geben, um höchst unterschiedliche Kunden zufrieden zu stellen: den milden Hybriden mit 100 kW (136 PS) und Frontantrieb, dessen 1,2-Dreizylinderturbo von einem 21 kW starken Elektromotor im Doppelkupplungsgetriebe unterstützt wird, den es später auch als Q4 geben wird.

Die Elektroversionen Elletrica mit einer Einstiegsvariante von 115 kW / 156 PS und die sportliche Variante 207 kW / 280 PS – Veloce genannt – werden von einer Lithium-Ionen-Batterie mit 54 kWh gespeist wird, dien im Italo-GTI jedoch nur eine maximale Reichweite von schmalen 334 Kilometern ermöglicht. Das Akkupaket kann mit 11 kW Wechselstrom oder mit bis zu 100 kW Gleichstrom aufgeladen werden – viel ist das nicht.

Wahlprogramm
Der Fahrer kann über den DNA-Schalter zwischen den Fahrmodi Dynamic, Neutral und Advanced Effiency schalten und so das Lenk- und Ansprechverhalten des Elektroantriebs verändern. Unserem Autor hat das gut gefallen.
Wahlprogramm
Der Fahrer kann über den DNA-Schalter zwischen den Fahrmodi Dynamic, Neutral und Advanced Effiency schalten und so das Lenk- und Ansprechverhalten des Elektroantriebs verändern. Unserem Autor hat das gut gefallen.

Immerhin wird auf der Autobahn erst bei 200 km/h abgeregelt. Nicht viel für eine echte Sportversion, doch bessere als einige andere, die Sportlichkeit heucheln. Dabei kann der Fahrer über den DNA-Schalter zwischen den drei Fahrmodi Dynamic, Natural und Advanced Efficiency wählen, die sich auf das Lenk- und Beschleunigungsverhalten auswirken.

Hartplastik dominiert

Hinter dem Steuer fallen nicht nur die beiden überschaubar dimensionierten Bildschirme auf, sondern dass wie fast allen Elektroautos in diesem B-Segment und speziell bei allen EV-Kompakten der Stellantis-Gruppe das Armaturenbretts vollständig aus Hartplastik besteht. Das fühlt sich nicht angenehm an, ist anfällig für Kratzer und lässt Störgeräusche ins Innere. Sowohl in der vorderen als auch in der hinteren Reihe gibt es wenige Ablagen für kleine Gegenstände.

Sportwagen-Feeling
Hinter dem Steuer fallen nicht nur die beiden überschaubar dimensionierten Bildschirme auf, sondern dass wie fast allen Elektroautos im B-Segment das Armaturenbretts vollständig aus Hartplastik besteht. Bilder: Alfa Romeo

Klassenbedingt ist das Platzangebot vorne wie hinten überschaubar, aber allemal ausreichend, wenn nicht gerade drei Jugendliche oder zwei große Erwachsene im Fond Platz genommen haben. Der Kofferraum ist immerhin üppig dimensioniert und kann in zwei Höhen variiert werden.

Frontantrieb mit Sperrdifferenzial

Wie von den Entwicklern geplant, macht der 1,6 Tonnen schwere Alfa Romeo Junior trotz seines Namens einen überaus erwachsenen Eindruck. Das maximale Drehmoment von 345 Nm bringt der Fronttriebler ohne große Traktionsverluste auf den Boden, wobei das Sperrdifferenzial die Traktion maximiert und so zusammen mit Reifen im Format 225/40 R20 für maximalen Vortrieb sorgt. So geht es aus dem Stand in 5,9 Sekunden auf Tempo 100 und auch bei der Verzögerung überzeugt das Gesamtpaket aus regenerativen und hydraulischen Bremsen der e-CMP2-Plattform.

Große Klappe, viel dahinter
Der Kofferraum des Alfa Romeo Junior ist mit 400 Litern ganz ordentlich bemessen.

Auch die Lenkung verdient ein Lob, denn sie ist sehr präzise, selbst wenn der Unterschied zwischen den Fahrmodi nicht sehr deutlich ist. Der Junior verzichtet auf Schaltwippen am Lenkrad und so kann die Rekuperation über den B-Taster am Getriebewahlschalter erfolgen.

Preise der Stromer starten 39.500 Euro

Der Veloce kostet stattliche 48.500 Euro und auch der Basisbenziner ist mit mindestens 29.500 Euro alles andere als günstig. Dazwischen positioniert sich die 39.500 Euro teure Basisversion des Veloce mit 115 kW. Damit sollen auch endlich wieder einmal die Verkaufszahlen nach oben gehen, denn die 70.500 weltweiten Zulassungen im vergangenen Jahr dürften auf lange Sicht kaum ausreichen, die Marke attraktiv zu halten. Ab 2027 soll es dann nur noch vollelektrische Alfa-Romeo-Modellen geben, womit man Markenschwester Lancia folgt.

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