Die Elektrifizierung, der Wunsch der Kunden nach immer mehr Komfort sowie die immer höheren Anforderungen der Brüsseler Bürokraten an die Sicherheitsausstattung von Personenwagen droht dem Kleinwagen-Segment die Luft abzudrehen. Viel Technik und immer neue Assistenzsysteme machen die Fahrzeuge nicht nur schwerer, sondern auch teuer denn je. Und trotzdem verdienen die Hersteller nicht mehr an den Autos, so dass sie die Produktion der automobilen Zwerge schließlich ganz einstellen.
Die Lücke, die sich dadurch in der Klasse um die 10.000 Euro auftut, wird bisher nur unzureichend mit Mikromobilen wie dem Opel Rocks-E oder dem Citroën AMI gefüllt: Die auf 45 km/h und zwei Sitzplätze limitierten Leichtfahrzeuge taugen allenfalls für die Fahrt durch die Großstadt, zum Shoppen oder Arztbesuch.

Der drei Meter lange Dacia Hipster nutzt die zur Verfügung stehende Fläche wie einst der Fiat Panda der ersten Generation optimal aus, um vier Insassen und ihre Einkäufe durch die Stadt zu transportieren. Ganz ohne Lärm und vollkommen frei von schädlichen Abgasen.
Den Trend will der Renault-Ableger Dacia mit seinem elektrischen „Hipster“ stoppen – einem drei Meter langen Konzeptauto. Eine 10 kWh große Batterie soll Reichweiten von immerhin bis zu 100 Kilometer ermöglichen – das wären deutlich mehr Kilometer, als heute im Durchschnitt täglich zurückgelegt werden. Die Studie will auf diese Weise seinen CO2-Fußabdruck im Vergleich zu den derzeit auf dem Markt erhältlichen Elektroautos halbieren. Romain Gauvin, Leiter Advanced Design und Exterior Design bei Dacia: „Dies ist das typischste Dacia-Projekt, an dem ich je gearbeitet habe. Es hat die gleiche gesellschaftliche Bedeutung wie der Logan vor 20 Jahren. Und es geht darum, etwas zu erfinden, das es heute noch nicht gibt.“ So wie seinerzeit schon seine Konzeptstudie „Manifesto“ – ein zweisitziges Buggy.
Japanische Kei-Cars als Vorbild
Vorbild für den Hipster waren die Kei-Cars, die, stark steuerbegünstigt, seit den 1950er Jahren ein Verkaufsrenner in Japan sind. Seit 1998 legt dort das Gesetz für die Kleinstwagen eine maximale Fahrzeuglänge von 3,40 Metern und einen Hubraum von unter 660 Kubikzentimer fest – die meisten Kei-Cars werden aus unverständlichen Gründen immer noch mit einem Benziner betrieben. Der Marktanteil dieses Segments schwankt zwischen 30 und 40 Prozent der Neuzulassungen in Japan. Nun werden auch in Europa Stimmen lauter, die eine ähnliche Fahrzeugkategorie auch für den hiesigen Automarkt fordern.

Armaturenbrett und Innenverkleidungen können mit einzelnen Modulen wie Getränkehaltern, Armlehnen oder Lichtelementen aus dem Zubehörprogramm individualisiert werden. Weitere Befestigungspunkte im Innern nehmen Smartphone oder Getränkehalter auf.
Den Ball hat Dacia nun aufgenommen. Wenn es um preiswerte Fahrzeuge geht, gelten die Rumänen ohnehin als Referenzmarke. Mit dem Sandero und dem elektrischen, aus China importierten Spring haben sie in der Vergangenheit bereits Maßstäbe gesetzt. Nun haben sie einmal erträumt, wie in Zukunft ein neues elektrisches Einstiegsmodell für den Stadtverkehr – oder für Sharing-Dienste auf dem Land aussehen könnte. Das Ergebnis kann sich zumindest in Sachen Design und Raumökonomie sehen lassen: In seiner 1,52 Meter hohen und 1,55 Meter breiten Kabine bietet der 800 Kilogramm schwere Hipster Platz für vier Erwachsene, in einem 70 Liter fassenden Kofferraum auch noch Platz für die Einkäufe. Werden die beiden Rücksitze genutzt, stehen bis zu 500 Liter Stauraum zur Verfügung.
„Würfel auf Rädern“
Das Außendesign des Hipster lässt sich als „Würfel auf Rädern“ ohne Überhänge zusammenfassen. Die schlanken Scheinwerfer in der kantigen Front verleihen ihm ein seriöses, aber freundliches Aussehen. Es gibt ihn nur in einer einzigen Karosseriefarbe. Lackiert sind nur drei Teile: die Front des Fahrzeugs und die Seitentür-Einstiegselemente. Der Außentürgriff wurde durch einen Riemen ersetzt, der leichter und kostengünstiger, aber dennoch effektiv ist. Am Heck nutzt die zweiteilig zu öffnende Heckklappe die gesamte Breite der Karosserie. Auch das Design der Rückleuchten ist eine Dacia-typische Sparlösung: Da sie hinter der Glasscheibe der Heckklappe positioniert sind, benötigen sie keine eigene Abdeckung.

Der große Schriftzug auf der zweiteilig zu öffnenden Heckklappe macht deutlich, wer sich das originelle Fahrzeugkonzept ausgedacht hat. Um Geld zu sparen, wurden die Heckleuchten einfach hinter die Scheibe der Heckklappe gepackt. Fotos: Dacia
Im Innenraum ermöglichen senkrecht stehende Fenster und die Windschutzscheibe eine optimale Raumnutzung. Der Zugang zu den Rücksitzen wird durch die breite Türöffnung und den nach vorne klappbaren Beifahrersitz erleichtert. Die Vordersitze verschmelzen zu einer Sitzbank – wie seinerzeit in der ersten Generation der berühmten „Ente“. Armaturenbrett und Innenverkleidungen sind betont einfach gehalten und können mit einzelnen Modulen wie Getränkehaltern, Armlehnen oder Lichtelementen aus dem Zubehörprogramm individualisiert werden. Weitere Befestigungspunkte im Innern nehmen Smartphone oder Getränkehalter auf.
Ob aus der Hipster-Studie ein Serienmodell wird, steht übrigens ebenso noch in den Sterne wie ein möglicher Verkaufspreis. Um die 10.000 Euro – das wäre doch was.
(Bearbeitet und ergänzt von Franz Rother)