Kommt das Apple-Auto? Nachdem es jahrelang still war um das Project Titan, häufen sich derzeit Gerüchte um ein Auto aus dem Hause des Mac-Herstellers. Demnach verhandelt Apple mit einem südkoreanischen Automobilkonzern und hat einen Experten von Porsche abgeworben. Sogar ein Zeitpunkt für den Produktionsstart soll bereits im Raum stehen. Wie aber passt ein Auto zu Apples smarten Geräten und wie Apple in den Automarkt?

Anfang 2015 wurde erstmals über Project Titan berichtet: Damals hieß es, Apple wolle ein Elektroauto entwickeln – und zwar eines, das autonom fährt, wie Apple-Chef Tim Cook bestätigte.

Apple verhandelt mit Hyundai

Dass Apple Autos selbst bauen wird, ist unwahrscheinlich. Bei mehreren deutschen Autoherstellern blitzte Apple bereits ab. Jetzt sollen es also die Südkoreaner richten. Anfang Januar wurde bekannt, dass Apple mit Hyundai über den Bau eines Elektroautos verhandelt.

Möglicherweise wird nun Kia Partner von Apple: Die Hyundai-Konzerntochter hat eine Fabrik im US-Bundesstaat Georgia und Apple soll darauf bestehen, dass das Auto in den USA produziert wird. Eine Kooperation inklusive Milliarden-Investition seitens Apple soll in Kürze geschlossen werden.

Apple lässt produzieren

Mit einem Partner zusammenzuarbeiten, ist eine gute Idee und bei Apple üblich: Seine iPhones lässt der Konzern auch von Auftragsproduzenten herstellen. Und das Beispiel von Tesla zeigt, dass die hauseigene Massenfertigung von Autos ihre Tücken hat. Teils schwere Produktionsmängel, mit denen Tesla aktuell häufig zu kämpfen hat, sind mit Apples Qualitätsanspruch wohl kaum vereinbar.

Die Autoshow IAA in Frankfurt zeigt es: Das Smartphone wird zum Herrscher im Auto – und damit drohen, Audi, Daimler und Co. den direkten Zugang zum Kunden zu verlieren. Das bedeutet nicht den Untergang der Branche, aber schwächt ihre Position, mit neuen Mobilitätsdiensten gutes Geld zu verdienen. Denn, richtig, Daten sind das neue Öl. Ein Kommentar. Digitalisierung

Die Frage ist, wie Apple sich überhaupt in diesem Markt positionieren will. Würde Apple auch bei Autos auf die gewohnte Vorgehensweise setzen, käme am Ende ein Fahrzeug mit einem neuartigen Bedienungskonzept oder zumindest einem mutigen Design heraus. Bei Kraftfahrzeugen erscheint der Aufwand für ein solches Ziel jedoch ganz enorm.

Das Tesla Model S soll über 800 Kilometer schaffen

Was aber könnte eine revolutionäre Neuerung bei einem Elektroauto sein? Dass Apple einen Wunderakku in der Hinterhand hat, der gigantische Reichweiten ermöglicht, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Und da hat auch Tesla gerade die Messlatte deutlich höher gelegt: Die Spitzenausführung des eben erst angekündigten Tesla Model S Plaid soll 840 Kilometer durchhalten.

Auch autonomes Fahren dürfte es nicht sein. Zwar sammelte Apple in diesem Bereich bereits viel Erfahrung, doch dass das Unternehmen den Branchenführern Waymo, Cruise oder AutoX voraus ist, ist unwahrscheinlich. Autos dieser Firmen bewegen sich bereits heute fahrerlos in Metropolen, zum Teil sogar mit Fahrgästen an Bord.

Tesla, Waymo & Co: Eigentlich verlustreich

Schließlich: Bei nahezu allen jüngeren Neuvorstellungen, insbesondere mobilen Endgeräten wie iPhone und iPad, konnte sich Apple beinahe sicher sein, dass diese unmittelbar Geld in die Kassen spülen. Aber ein Auto? Tesla poliert seine Bilanz seit Jahren mit dem Verkauf von Emissionsrechten auf. Allein der italienisch-amerikanische Konzern Fiat Chrysler (heute Stellantis) soll Tesla bis zu zwei Milliarden US-Dollar für Emissionsrechte bezahlen. Alphabets Roboterauto-Sparte Waymo ist auch kein Goldesel, sondern hängt am finanziellen Tropf des Mutterkonzerns.

Machen wir uns nichts vor: Geld mit Autos verdienen noch immer die traditionellen Hersteller. 2020 war Teslas erfolgreichstes Jahr. Der Hersteller lieferte knapp eine halbe Million Autos aus. Das schafft die Marke VW in einem Monat – der gesamte Konzern liefert in einem Monat rund 900.000 Autos aus.

Bei Erscheinen der neuen iPads, iPhones und Macbooks kann sich Apple im Normalfall darauf verlassen, dass eine Vielzahl der treuen Fans das alte Gerät ab- und das neue anschaffen. Aber wird das bei einem Auto, das Apple-typisch wahrscheinlich eher im hochpreisigen Sektor angesiedelt sein wird, auch so sein? Zweifel sind angebracht. Und viele Hipster, an die sich Apple richtet, dürften ohnehin schon einen Tesla in der Garage stehen haben.

Der Beitrag erschien zuerst auf golem.de

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