Haben Motorsport und die doch noch junge Elektromobilität etwas gemeinsam? Ich würde sagen ja, beide sind sehr innovativ. Im Motorsport versuchen wir immer die neuesten Technologien zu nutzen. Da ich bei 17 Rallye Dakar Teilnahmen viele verschiedene Fahrzeuge unter extremsten Bedingungen gefahren habe, werde ich oft gefragt: Was ist eigentlich das beste Rallyeauto? Dann antworte ich immer: „Das Aktuellste.“

Jedes Jahr haben wir mit viel Engagement weiterentwickelt, um das Auto zu verbessern. Wer das versäumt, wird schnell von seinen Gegnern überholt. Der Motosport war zudem immer der Prüfstand für Entwicklung von neuen Serienteilen und Technologien. Heute steht daher nicht nur die Automobilindustrie vor einer großen Wende, auch der Motorsport muss sich verändern, um weiterhin die Unterstützung aus der Industrie zu erhalten.

Das erste Mal, dass ich ein Elektroauto wirklich ernst genommen habe, war auf einer Rennstrecke. Ich durfte einen der ersten Teslas testen, die damals nach Deutschland kamen. Auf Anhieb überraschte mich natürlich die gigantische Beschleunigung. Aber auch von der Straßenlage war ich erstaunt. Alle Fahrzeuge von neuen Herstellern, die ich bis dato getestet habe, hatten gerade beim Fahrwerk und den Assistenzsystemen erhebliche Schwächen. Der Tesla allerdings lag super auf der Straße und hat mir richtig Spaß gemacht.

Hier hilft natürlich der niedrige Schwerpunkt durch die tiefe Lage der Batterien. Nach zwei Rennrunden war der Spaß allerdings etwas reduziert. Wahrscheinlich wurde die Batterie durch den hohen Leistungsentzug zu warm und das Fahrzeug hatte nur noch gefühlt halb soviel PS. Nichtsdestotrotz war ich auf Anhieb von diesem neuen Art Elektrofahrzeug begeistert.

Dem E-Virus verfallen

Seit damals bin ich nun dem E-Virus verfallen und nehme gerne an Veranstaltungen rund um die Elektromobilität teil. Wie zum Beispiel mehrfach an der e-CROSS Germany, einer nationale Rallye und Roadshow für Elektrofahrzeuge, oder auch an der WAVE Trophy, der weltgrößten Rallye für Elektrofahrzeuge. Dabei konnte ich viele verschiedene, elektrisch angetriebene, fahrbare Untersätze ausprobieren. Vom Skateboard über Fahrräder, Motorräder, sogar Boote bis hin zu den Autos. Bei diesen Veranstaltungen habe ich sehr viel über die Stärken und Schwächen der „neuen“ E-Mobilität gelernt.

Das Schöne ist, dass ich dabei viele Begeisterte und etwas verrückte E-Mobilisten treffe, mit einer großen Begeisterung für ihre Fahrzeuge. Obwohl es manchmal schwierig wird, z.B. die passende Ladestation zu finden oder man ein Sortiment verschiedener Bezahlkarten dabei haben muss, um dann festzustellen, dass die richtige doch fehlt, oder man einen Kofferraum voller Stecker mitführt, um für alle Ladeeventualitäten gerüstet zu sein, die Freude an ihrem E-Fahrzeug verlieren sie nicht.

So eine Begeisterung kenne ich sonst nur von Motorsportlern, die trotz aller Widrigkeiten weitermachen und an den Erfolg ihrer Sache glauben. Nun erhalten diese E-Pioniere endlich ihre Bestätigung. Die Automobilindustrie steht vor einer Wende. Die Elektromobilität wird jetzt ernst genommen und ist nicht nur eine Spielerei von ein paar Enthusiasten.

Es gibt keinen der etablierten Hersteller, der nicht in naher Zukunft eine Palette von Elektrofahrzeugen auf die Straße bringen möchte. Viel Aufwand wird jetzt in die Entwicklung von E-Fahrzeugen und Batterien gesteckt. Reichweiten sollen sich erhöhen und mehr Lademöglichkeiten sollen entstehen. Auch im Motorsport sehen wir eine Entwicklung in Richtung E-Mobilität. BMW zum Beispiel steigt aus der DTM aus, um bei der Formel E Erfahrungen zu sammeln.

Saubere Technologie

Der Markt für Elektrofahrzeuge wächst schnell. Die Menschheit ist zudem offen für die Energiewende, um unsere Umwelt zu schonen und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Um in Zukunft sauber zu fahren, brauchen wir aber noch mehr erneuerbare Energien.

In Deutschland produzieren wir zurzeit etwa ein Drittel erneuerbar und die Tendenz ist weiter steigend. Allerdings sind erneuerbare Energien meist nicht so kalkulierbar wie fossile Kraftwerke. Man hat Strom, wenn die Sonne scheint und der Wind weht. Dadurch wird die Differenz zwischen Stromangebot und Nachfrage zu manschen Tageszeiten immer größer. Wenn nun auch noch das unkontrollierte Laden von immer mehr Elektrofahrzeugen dazukommt, kann es leicht zu einer Überlastung des Stromnetzes kommen.

Daher brauchen wir dringend mehr Speichermöglichkeiten für Strom und gemanagtes Laden. Die Überproduktion aus erneuerbaren Quellen muss möglichst günstig zwischengespeichert werden, so dass man sie bei Bedarf wieder ins Netz zurückspeisen kann. 95 Prozent der weltweit möglichen Stromspeicherung wird heute durch Pumpspeicherkraftwerke abgedeckt. Wasser wird dabei aus einer niedrigen Lage in eine höhere Lage gepumpt und bei Bedarf lässt man dieses Wasser wieder doch Turbinen zurücklaufen. Allerdings hat diese Art der Stromspeicherung einen großen Einfluss auf unsere Landschaften und kann daher sicher nicht die Zukunftslösung bei mehr Stromspeicherung sein.

Als gelernte Physikerin interessieren mich die Lösungen solcher Problemstellungen sehr. Bei diesem Thema treffen sich mehrere meiner Leidenschaften: Elektromobilität, Digitalisierung, neue Technologien und natürlich Autos. Seit Längerem gibt es ja schon den Gedanken, dass man den überschüssigen Strom in den Batterien der Elektroautos zwischenspeichern könnte.

Bei meinen Recherchen habe ich aber festgestellt, dass es dazu zwar mehrere Ansätze, aber noch keine anwendbare Lösung gibt. Nach einigen Berechnungen war mir klar, welches Potenzial in der gebündelten Batteriekapazität von Elektroautos steckt. Wenn der Markt für Elektrofahrzeuge nur wie bisher weiter wächst, könnten wir schon in weniger als 5 Jahren ohne Probleme den gesamten weltweiten Speicherbedarf durch eine Vernetzung der Fahrzeugenbatterien decken.

Kontrolliertes Laden

Dieses gigantische Potenzial hat mich ermutigt, selbst eine Lösung zu entwickeln und so habe ich die Firma „Green Energy Wallet“ gegründet. Mit mehr E-Autos und mehr erneuerbarer Energie wird es nötig, Strom zu speichern und kontrolliert zu laden.

In der Regel braucht man nicht jeden Tag die volle Reichweite seines Fahrzeuges und 80 Prozent seiner Lebenszeit steht das Auto nur. Wenn man also plant, wann man sein Fahrzeug für welche Fahrten benötigt, kann man einen Teil der verbleibenden Batteriekapazität als Stromzwischenspeicher nutzen.

Ein kontrolliertes Laden und Entladen hat noch den angenehmen Nebeneffekt, dass die Batterien länger halten. Bei unserer Lösung wird der Fahrzeugbesitzer zudem noch mit einer Art Leasingrate für das zur Verfügung stellen seiner Batterie belohnt.

Eines ist jedenfalls klar, wir stehen vor sehr spannenden Zeiten mit viel Veränderung und es macht riesig Spaß ein Teil davon zu sein.

Ihre Jutta Kleinschmidt

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