Vorurteile, Vorurteile: Ich will mit dem Toyota Yaris Hybrid vom Rheinland in den Schwarzwald, das sind knapp 500 Kilometer, und dann auch noch mit Frau, Kindern, Koffern, Kinderwagen. „Nie im Leben“, sagen mir zwei Freunde. Aber die fahren auch Mittelklasse-Verbrenner und haben keine Ahnung von der Verkehrswende! Behaupte ich zumindest tapfer und hoffe, dass die Tour mit der Familie kein Fiasko wird.

Den ersten Test gab es schon im Autohaus: Zwei Kindersitze müssen auf die Rückbank, die junge Mutter dazwischen UND ein Kinderwagen in den Kofferraum. Ich habe zwar nur ein Kind, will aber direkt den ganz großen Test starten. Und dann müssen vor die Rücksitze auch noch drei Einkaufstaschen.

Zum Glück habe ich in meiner Jugend viel Tetris gespielt. Der Toyota-Verkäufer verweist, während von mir nur noch die Schuhe aus der Seitentür schauen, auf den Auris als geeigneteren Familienwagen. Das ist die größere Variante. Beides Modelle, die dem Prius folgten, dem Hybrid-Vorreiter, der sogar eine eigene South-Park-Folge bekam. Weil die Fahrer sich als etwas Besseres fühlen würden.

Heute weiß man: Stimmt auch, die Hybride sparen zumindest eine Menge Sprit bei gleichzeitig geringen Stickoxid-Emissionen. Und wenn Geld keine Rolle spielen würde, dann würden meine Schuhe auch aus dem gelben Lexus LC 500h herausschauen, den der Verkäufer auch ziemlich gut findet, der allerdings das Siebenfache kostet. Und deshalb bleiben wir beim Yaris Hybrid, der mit seinen 22.000 Euro auch nicht gerade ein Schnäppchen ist.

Platz ist da, wenn auch nicht viel

Den Kindersitz-Einkaufstest besteht der Yaris. Auch dank des großen Kofferraums, denn Akku und Tank liegen unter der Rückbank. Der Platz hinten ist für Menschen über 1,80 deshalb wenig bequem, Basketballvereine sollten vom Yaris komplett Abstand nehmen. Kinder und kleine Ehefrauen sitzen aber bequem. Und vorne ist wahnsinnig viel Platz für die größeren Familien-Mitglieder.

Also auf in den Süden. Das funktioniert ganz gut. Klar, das Kind schreit, die Kinderlieder werden zur Nervenprobe: Ich weiß seit einem Vierteljahrhundert, wer die Kokosnuss geklaut hat, und habe mich an dem Lied in jungen Jahren satt gehört. Aber es ist die einzige Rettung. Übrigens ist die Zeile „Die Affen rasen durch den Wald, der eine macht den anderen kalt“ mittlerweile gestrichen worden. Irgendwie schade.

Darüber hinaus war die Fahrt wahnsinnig ereignislos. Die Klimaanlage funktioniert, das Radio funktioniert, der Sitz ist bequem, der Verbrauch liegt bei rund fünf Litern. Eine vierköpfige Familie kann mit dem Wagen Wochenendausflüge bestreiten, wenn sie auf Surfbretter oder Wohnwagen verzichtet. Mit mehr oder größeren Kindern wird es deutlich schwieriger.

Zweiter Ausflug mit neuer Familie

Gerade weil die Fahrt mit der eigenen Familie so wunderbar ereignislos war, muss eine neue Familie her. Vier Freunde, die zwischen 1,70 und 2,00 Meter groß sind und alle über 80 Kilo wiegen, kommen mit. Und wir fahren in die Berge. Vom Bodensee auf die Berghütte. Und damit es besonders kuschelig wird, packen wir zu den fünf Rucksäcken noch einen kompletten Wochenendeinkauf.

Das ist schon sehr, sehr eng. Und dann fahren wir auf den Bergweg mit 20 Prozent Steigung. Etwa vier Kilometer liegen vor uns, und es wird ein langer Aufstieg. Ich bleibe bei Tempo 30 (50 wären erlaubt) und hoffe, dass der Motor es mir oben danken wird. Er beschwert sich trotzdem lautstark. Und nach halber Strecke haben wir noch einen Land Rover hinter uns, der locker überholt und dann sehr, sehr zügig verschwindet. Oben sagt uns die Bordanzeige, dass wir über einen halben Liter verbraucht hätten. Hochgerechnet fast 14 Liter auf 100 Kilometer.

Fazit: Als Gebirgstaxi mit 500 Kilo Zuladung taugt der Yaris nicht, als Kleinfamilienkutsche sind auch Reisen mit ein paar hundert Kilometern kein Problem.

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