Noch ist die Ursache des verheerenden Brandes nicht geklärt, noch ist die Gefahr, die von dem Autotransporter „Freemantle Highway“ vor der Küste der Niederlande für die Umwelt ausgeht, nicht vollends gebannt. Immerhin scheint nun das Feuer an Bord des 200 Meter langen Schiffs, auf dem sich rund 3.800 Neuwagen – davon etwa 500 Elektroautos – befinden sollen, endlich erloschen zu sein. Weiterhin lodert jedoch eine Diskussion, wie brandgefährlich Elektroautos sind und ob ihr Transport auf Schiffen in bisheriger Form noch zu verantworten ist: Nach ersten Informationen soll der Akku eines der transportierten Stromer in Flammen aufgegangen sein.

Dieser tragische Vorfall, bei dem ein Besatzunbgsmitglied ums Leben kam, wirft viele Fragen auf. Auch Sicherheit von E-Autos. „Man hört immer wieder davon, dass E-Autos Feuer fangen. Die jüngsten Ereignisse verdeutlichen umso mehr, dass wir uns mit den Risiken und der Handhabung von Bränden bei E-Autos dringend auseinandersetzen müssen“, erklärt Sicherheitsingenieur Donato Muro. In einem Gastbeitrag für EDISON verrät er, wie gefährlich E-Autos wirklich sind und was man im Ernstfall tun sollte.

Donato Muro
Der 38-jährige Brandschutz-Ingenieur und Dozent für Sicherheitstechnik an der Fachhochschule Köln sowie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin berät Konzerne in der Industrie unter anderem zum Umgang mit Gefahrstoffen.

Risiken, die Elektroautos bergen

Die Nordsee ist kürzlich Zeuge eines brennenden Frachters namens „Fremantle Highway“ geworden. Auslöser war nach Stand der Dinge die Batterie eines Elektroautos. Zwar können die darin verbauten Lithium-Ionen-Batterien eine enorme Menge an Energie speichern. Bei einem Unfall oder einem technischen Fehler fangen sie jedoch schnell Feuer. Doch die bisher auf Schiffen genutzten Löschanlagen, die mit Kohlendioxid oder einem chemischen Schaumgemisch arbeiten, erweisen sich als ineffektiv gegen Lithium-Ionen-Batteriebrände. Denn die Batterien erzeugen Sauerstoff beim Verbrennen, weshalb traditionelle Löschanlagen nutzlos werden.

Wie man Brände verhindern kann

Brände bei E-Autos erfordern spezielle Maßnahmen. Erfahrungsgemäß gestaltet es sich schwierig, das Feuer vollständig zu löschen. Es wird daher empfohlen, moderne Systeme zu installieren, die einen Hochdruck-Wassernebel erzeugen, um den Brand einzudämmen und die Umgebung zu kühlen. Übermäßiger Wassergebrauch kann jedoch die Stabilität des Schiffes gefährden – weshalb weniger Wasser bevorzugt wird, das besser beherrscht und abgeleitet werden kann. Daher ist eine grundlegende Überarbeitung der Branddetektions- und Löschsysteme auf Schiffen erforderlich.

Auch E-Autobesitzer können ihren Beitrag leisten

Wer ein E-Auto besitzt, sollte das Fahrzeug regelmäßig warten – eine Arbeit, die nur von qualifizierten Fachleuten ausgeführt werden darf. Auch das Laden des Wagens ist nicht frei von Risiken. Hierfür empfiehlt sich die Verwendung eines hochwertigen Ladeanschlusses. Darüber hinaus ist es sinnvoll, dass sich die Wagenbesitzer über die eingebauten Speichersysteme informieren: Hochwertige Elektroauto-Batterien haben mehrere integrierte Sicherheitsmaßnahmen, um ein Überhitzen sowie ein „Thermal Runaway“-Szenario zu verhindern, bei dem einzelne fehlerhafte Zellen einen Kettenreaktionsbrand auslösen.

E-Autos sind nicht gefährlicher als Verbrenner

Die Ereignisse in der Nordsee regen zum Nachdenken an. Dabei sind E-Autos nicht gefährlicher als Benzinautos. Außerdem stellen Elektroautos an Bord von Schiffen kein größeres Risiko als andere Transportgüter dar. Immerhin werden Lithium-Ionen-Batterien für zahlreiche Alltagsgeräte verwendet – darum wäre es nahezu unmöglich, ein Containerschiff ohne solche Batterien an Bord zu finden. Das Hauptproblem ist vielmehr die mangelnde Brandbekämpfung auf den Schiffen. An diesem Punkt müssen Experten ansetzen, um in Zukunft effektiv bei Bränden zu reagieren.

Konzept mit Verbesserungsbedarf

E-Autos sind trotz der genannten Gefahren eine wichtige Technologie, um die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren und damit die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Demgegenüber ist die jüngste Entscheidung der norwegischen Reederei Havila Kystruten verständlich, aufgrund der Risiken keine Elektroautos mehr zu transportieren. Es ist somit an der Zeit, die Brandgefahren an Bord von Schiffen ernst zu nehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen – damit auch in Zukunft der E-Auto-Markt im Sinne des Klimaschutzes vorangetrieben wird.

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1 Kommentar

  1. Duesendaniel

    „Sind E-Autos trotz der Risiken sinnvoll?“
    Wer denkt sich solche Titel aus? Da könnte man auch schreiben ‚Sind Autos trotz der Risiken sinnvoll?‘ oder ‚Ist Technik trotz der Risiken sinnvoll‘.
    Sinnvoll für was oder für wen denn überhaupt!? Sinnvoll fürs Klima ja, noch sinnvoller aber ist zu Fuß gehen. Sinnvoll für bequeme Menschen? Ja. Sinnvoll für Transporte? Ja, wenn es nicht über die Schiene geht.
    Ich wünsche mir grundsätzlich bei solchen Debatten ein höheres Niveau und nicht so einen inhaltsarmen Artikel mit reisserischen Titeln. Das befeuert nur das Misstrauen dieser neuen Technologie gegenüber, die wir für die Bekämpfung des Klimawandels brauchen.

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