Seit Frühjahr 2019 ist Audis erster Elektro-SUV zu haben, seit Anfang 2020 die coupehaftere Version namens Sportback. Inzwischen haben die Ingolstädter gut 150.000 Exemplare von diesem Duo verkauft. Trotzdem höchste Zeit für eine kräftige Renovierung. Denn inzwischen gibt es viel mehr Konkurrenz, die auch mit besseren Fahrdaten angeben kann – vom Tesla Model Y über den Kia EV6 bis hin zum BMW iX. Deshalb bringt Audi die beiden e-tron-Stromer im Februar kommenden Jahres mit verfeinerter Optik und deutlich verbesserten Fahreigenschaften.

Okay, erstmal die Gesichtskontrolle. Das kommt uns ziemlich bekannt vor. An der Front des 4,92 Meter langen Hochsitzers fällt allerdings die stylischere Singleframe-Maske mit dem neu abgesetzten Grilleinsatz (in Wagenfarbe oder hell lackiert) und den nun flacher wirkenden, zweidimensionalen Audi-Ringen auf. Und ein von oben einfallendes indirektes Querlicht verbindet optisch nun schön die Frontscheinwerfer.
Dazu gibt es, relativ unauffällig, ein wenig Aerodynamik-Feinschliff. Zum Beispiel neue Radspoiler, erstmals auch vor den Hinterrädern. Außerdem den steuerbaren Kühllufteinlass, der jetzt Luft-Leckagen durch den Fahrtwind komplett abdichtet. Also eine optimierte Kühlluftführung, die in Summe die Luftwiderstandsbeiwerte um bis zu zwei Zehntel auf 0,27 (SUV) und 0,24 (Sportback) senkt.

Aerodynamisch optimiert 
Audi hat sich viel Mühe gegeben, den e-tron (der jetzt auf den Namen Q8 e-tron hört) in vielen Details zu verfeinern. Davon profitiert natürlich auch das Topmodell S-Modell. Ergebnis ist ein verbesserter cW-Wert und spürbar mehr Reichweite. Foto: Audi
Aerodynamisch optimiert
Audi hat sich viel Mühe gegeben, den e-tron (der jetzt auf den Namen Q8 e-tron hört) in vielen Details zu verfeinern. Davon profitiert natürlich auch das Topmodell S-Modell. Ergebnis ist ein verbesserter cW-Wert und spürbar mehr Reichweite. Foto: Audi

Ein paar News finden sich mit drei neuen Funktionen auch beim Lichtdesign. Zum Beispiel diese erweiterte Verkehrsfunktion, die an Unfall- oder Pannenstellen einen zusätzlichen Warnhinweis auf die Fahrbahn projiziert. Oder das Spurlicht mit Fahrtrichtungsanzeige, das den eigenen Fahrstreifen vor dem Auto mit einem besonders hellen Lichtteppich ausleuchtet. Beim Setzen des Blinkers wird dieser zusätzlich auf der jeweiligen Seite visualisiert. Dazu dann noch auf Landstraßen eine Art vorausschauendes Orientierungslicht durch beidseitige Lichtmarkierungen auf dem Fahrstreifen. Was Zappeleien in engen Baustellenabschnitten beruhigen soll. Und Audi reicht demnächst auch noch eine vollautomatische Einparkfunktion nach. Mit der lässt sich bei extremer Enge das Auto ganz einfach von außerhalb mit dem Smartphone über die »myAudi«-App ein- oder ausparken.

Alexa an Bord

Auch Alexa, der bekannte cloudbasierte Sprachdienst von Amazon, ist nun an Bord. Über den können wir wie zu Hause unsere Lieblingsmusik abspielen, Nachrichten anhören oder aktuelle Wettervorhersagen abgerufen werden. Was der moderne Mensch tagsüber eben zu brauchen meint.

Drinnen im feinen Innenraum offeriert Audi nun neue Dekoreinlagen, unter anderem mit einem nachhaltigen Technikgewebe oder auch Sportsitze mit Mittelbahn-Bezügen aus Dinamica, wie es sie bereits im Elektrosportler Audi e-tron GT und im kompakteren SUV Q4 e-tron gibt. Dieses feine Eco-Material ist ein atmungsaktiver Mikrofaserstoff, der anteilig (bis zu 45 Prozent) aus recycelten Polyesterfasern und aufbereitetem PET-Kunststoff hergestellt wird. Fühlt sich gut an, da haben wir schon mal länger draufgesessen. Wobei Audi in diesem Zusammenhang auch ein „Gurtschloss aus innovativem Recyclingprozess“ mutig als Errungenschaft verkauft. Dessen Material entsteht aus eingesammelten Alt-Kunststoffen, die zerkleinert und chemisch behandelt am Ende zu neuem Granulat mutieren. Noch so ein Schrittchen in die ökologisch bessere Zukunft.

Bis zu 600 Kilometer Reichweite

Spannender sind aber natürlich die elektrischen News. Bei der Spitzenleistung legen die Einstiegsmodelle mit der Bezeichnung e-tron 50 immerhin von 230 kW (313 PS) auf 250 kW (340 PS) Antriebsleistung zu. Die beiden stärkeren Modelle der Bayern, e-tron 55 und das S-Modell, bleiben bei 300 kW und 370 kW, was ja auch schon ziemlich krachledern ist. Demzufolge sprintet der Kleine jetzt in nur 6,0 Sekunden auf Tempo 100 – vorher vergingen 6,8 Sekunden. Beim 55er dauert es nun 5,6 Sekunden (5,7 s), beim S-Stromer mit den zwei E-Motoren an der Hinterachse (mit radweiser vollvariabler Momentenverteilung) bleibt es bei 4,5 Sekunden. Sorry, dass wir das hier so breitlatschen, aber es gibt immer noch Leute, für die diese gewonnenen Zehntel das Glück der Erde sind.

Alles öko oder was?
Im feinen feinen Innenraum offeriert Audi nun unter anderem neue Dekoreinlagen, nachhaltige Stoffe und ein Gurtschloss aus Recycling-Material. Auch Alexa, der bekannte cloudbasierte Sprachdienst von Amazon, fährt nun mit.
Alles öko oder was?
Im feinen feinen Innenraum offeriert Audi nun unter anderem neue Dekoreinlagen, nachhaltige Stoffe und ein Gurtschloss aus Recycling-Material. Auch Alexa, der bekannte cloudbasierte Sprachdienst von Amazon, fährt nun mit.

Wobei Audi hier, das müssen wir leider erwähnen, uns nur sogenannte Boost-Leistungen angibt. Heißt, dass diese Spitzenpower gerade mal acht Sekunden anhält – danach wird es dann irgendwie ein bisschen weniger. Was da bleibt? Das ist jetzt noch nicht so genau definiert, auf alle Fälle könnten extrem eingefleischte Speed-Freaks womöglich eine lange Nase kriegen, wenn es mit dem stromernden e-tron nicht mehr ganz so überfliegermäßig vorangeht. Beim 55er zum Beispiel sinkt die Leistung dann von 300 auf 265 kW. Für den 50er ist der Boost (im S-Modus) ganz neu im Programm, eben deshalb sprintete er bisher (siehe oben) auch etwas langsamer.

Reichweite steigt auf bis zu 600 Kilometer

Fehlt nur noch das für Krawallbrüder wichtige Thema Höchstgeschwindigkeit. Bitteschön: 50er und 55er werden bei Tempo 200 abgeregelt, das S-Topmodell darf immerhin bis 210 km/h düsen. Tja, was sollen wir sagen, Teslas Model X wird schon in der Normalversion erst bei Tempo 250 (X Plaid 262 km/h) eingebremst, selbst das Model Y schafft als Performance-Modell diesen Wert.

Wir gratulieren Audi deshalb lieber zu den hübsch gestiegenen Reichweiten dieses mindestens 2,5 Tonnen schweren Brummers. So soll die voll aufgeladene Batterie des 50er, deren Zellen Samsung zuliefert und die nun eine ordentliche Netto-Kapazität von 89 kWh (vorher nur 64 kWh) mitbringt, den e-tron statt 341 jetzt bis zu 491 Kilometer weit bewegen. Beim schnittigeren Sportback sind nun sogar 505 Kilometer Reichweite angesagt.

Schnittiger Sportback 
Die Ausführung des Q8 e-tron mit Fließheck soll mit dem neuen 106 kWh-Akku nun bis zu 600 Kilometer weit kommen.
Schnittiger Sportback
Die Ausführung des Q8 e-tron mit Fließheck soll mit dem neuen 106 kWh-Akku nun bis zu 600 Kilometer weit kommen.

Für die beiden stärkeren Modelle gibt es jetzt eine Batterie mit netto 106 kWh, vorher waren es 86 kWh. Womit sich die Reichweiten des 55er und des scharfen S-Modells von den zuletzt gern kritisierten 441 und 372 Kilometern auf ansehnlichere 582 (Sportback 600 km!) beziehungsweise 494 und 513 Kilometer (S-SUV und S-Sportback) erhöhen. Was Zuwächsen von immerhin 30 Prozent entspricht und Carter Balkcom, den zuständigen Produktmanager, sofort euphorisch werden lässt: „Die deutliche Erhöhung der Reichweiten, das ist mein persönliches Highlight bei diesem aufgewerteten Audi!“ Die dazugehörigen Verbräuche? Nicht sensationell, aber akzeptabel. Sie bewegen sich im Idealfall zwischen 19,5/100 km (50er e-tron) und 24,6 kWh/100 km (S-Sportback).

Verbesserte Zellchemie

Wie es zu den gestiegenen Reichweiten kommt? Laut Audi durch eine verbesserte Zellchemie mit geringeren Kobalt-Anteilen, ein verbessertes Batteriemanagement und ein schlaueres, gestapeltes Package der prismatischen Zellen. Bringt summa summarum eine um 20 Prozent höhere Energiedichte.

Trotzdem hat die Tatsache, dass Audi bei diesem e-tron nun niedrigere Werte fürs Ladevolumen des Kofferraums angibt, nichts mit den stärkeren Batterien zu tun. Sondern damit, dass der Subwoofer des nun serienmäßigen Soundsystems im Unterboden Platz wegnimmt. Außerdem begründet Audi die gesunkenen Werte – von 660 auf 569 Liter beim SUV (Sportback von 615 auf 528 Liter) — etwas nebulös mit einer „Umstellung der Messlogik“, die bisher zu Diskussionen bei einigen Testern geführt hatte. Genügend Platz ist das natürlich trotzdem, zumal hier jeweils noch die 62 Liter des vorderen Abteils (Frunk) hinzukommen. Und an dieser Stelle sollten wir vielleicht noch nett erwähnen, dass die Anhängelast weiterhin ordentliche 1800 Kilogramm beträgt.

Dauer- statt Spitzenleistung 
Der Q8 e-tron lädt an der Gleichstrom-Säule den Strom nun mit bis zu 170 kW Leistung. Und das nicht nur für wenige Minuten.
Dauer- statt Spitzenleistung
Der Q8 e-tron lädt an der Gleichstrom-Säule den Strom nun mit bis zu 170 kW Leistung. Und das nicht nur für wenige Minuten. Spätestens nach 31 Minuten soll dadurch der 104 kWh-Akku wieder zu 80 Prozent gefüllt sein.

Übrigens legt dieser Stromer nun auch beim DC-Ladespeed zu. Nicht dramatisch, aber Schnellladen funktioniert jetzt bei der stärkeren 104-kWh-Batterie mit bis zu 170 kW Leistung (vorher 150). Die 89-kWh-Version schafft aber nur 150 kW (vorher 120). Wir hätten da in beiden Fällen mehr erwartet, denn das beherrschen diverse Konkurrenzmodelle inzwischen besser und damit schneller. Audi wirbt deshalb tapfer mit der „im Wettbewerbsumfeld einzigartigen Ladekurve“, die schließlich lange auf einem hohen Niveau verlaufe. Fürs Laden von 10 auf 80 Prozent am Gleichstromlader nennen die Ingolstädter nun Zeiten von 28 bzw. 31 Minuten.

Nachfolgemodell kommt erst 2026

Auch an Lenkung und Fahrwerk des e-tron hat Audi gearbeitet. So soll die Progessivlenkung mit veränderter Übersetzung und überarbeiteter Software nun direkter und leichter ansprechen. Wozu auch die neuen, steiferen Vorderachslager beitragen dürften. Zudem, so vernehmen wir, soll das serienmäßige Luftfahrwerk jetzt noch schneller und sensibler reagieren — und so die Wankneigung des schweren Autos in Kurven nochmals verringern. Außerdem sollen sich die gewählten Fahrprofile (auto, comfort, dynamic, efficiency, allroad und offroad), die bisher keine allzu großen Unterschiede offenbarten, nun deutlicher voneinander unterscheiden. Ach ja, für jedes Reifenformat sind jetzt auch neue Raddesigns im Angebot.

Vier Ringe in neuer Flachversion
An der Front des 4,92 Meter langen Hochsitzers fällt allerdings die stylischere Singleframe-Maske mit dem neu abgesetzten Grilleinsatz (in Wagenfarbe oder hell lackiert) und den nun flacher wirkenden, zweidimensionalen Audi-Ringen auf.

Zudem nutzt Audi die „Produktaufwertung“, um das bisherige Verwirrspiel um den Namen des Autos zu beenden. Denn der vollelektrische große SUV heißt nun standesgemäß und passend Q8 e-tron,
die scharfe Sportversion SQ8 e-tron. Noch ein kurzer Blick in die Zukunft: Das Nachfolgemodell dieses Luxus-SUV – dann auf der gemeinsam mit Porsche entwickelten Premium Plattform Elektric (PPE) und weiterhin im Audi-Werk Brüssel gebaut – kommt bei uns erst 2026 auf den Markt. Ist nicht offiziell, aber so wird es sein.

Preise steigen deutlich

Logisch, das dicke Ende wie immer zum Schluss. Wir haben es natürlich geahnt, nun will Audi auch deutlich höhere Preise für seine renovierten e-tron-Pärchen. Der Einstieg beginnt jetzt beim SUV Q8 50 e-tron bei saftigen 74.400 Euro, was immerhin einem saftigen Aufschlag von 4300 Euro zum Vorgänger entspricht. Den 55er gibt es ab 85.300 Euro, die betont sportliche S-Version ab 95.800 Euro. Für die coupehaften Sportback-Varianten will der Audi-Händler dann pauschal 2250 Euro zusätzlich haben, und über die saftigen Preise für die vielen tollen Extras mit allem Pipapo könnten wir jetzt auch noch eine Weile reden. Machen wir aber nicht. Diesen ganzen vollelektrischen Luxus muss man sich eben leisten können.

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1 Kommentar

  1. Jürgen Baumann

    Tja, 800 Volt sind eben noch neu für viele …

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