Es gehört zu den Mythen über die Nachteile des Elektroautos: Das teuerste Bauteil, die Batterie, verliert mit der Zeit an Speicherkapazität. Wer ein gebrauchtes Elektroauto kauft, muss also befürchten, dass es nicht mehr die einst versprochene Reichweite hat und kauft die Katze im Sack. Die Antriebs- und Werkstattspezialist Mahle hat jetzt ein Testgerät auf den Markt gebracht, das einen Blick in die Black Box der Antriebsbatterie gestattet – und ein EKG fürs Elektroauto erstellt.

Denn der Mythos stimmt: Akkus altern. Nur wie schnell, das hängt nicht nur von Alter und Laufleistung, sondern auch von der Art der Nutzung ab. Ständiges Schnellladen mit hohem Gleichstrom (DC) lässt den Stromspeicher genauso leiden wie starke Temperaturschwankungen. Wird das Auto oft auf 100 Prozent geladen und dann ungenutzt in der Garage stehengelassen, ist das für die Batterie ebenfalls einer echte Tortur. An den Lithium-Elektroden der Zellen sammeln sich dann Metall-Verbindungen. Mit der Folge, dass die Elektronen nicht mehr frei fließen und die Kapazität sinkt.

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E-Health Charge heißt das neue Diagnosegerät für Elektroautos, das der einstige Kolbenspezialist Mahle entwickelt hat.
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E-Health Charge heißt das neue Diagnosegerät für Elektroautos, das der einstige Kolbenspezialist Mahle entwickelt hat.

Nach acht bis zehn Jahre, schätzt der TüV Nord, sind im Durchschnitt nur noch 70 Prozent Speicherleistung vorhanden. Doch es können auch deutlich mehr oder weniger sein. Denn ähnlich wie beim Verbrennungsmotor, der im Kurzstreckenbetrieb viel schneller verschleißt als auf langen Etappen, hängt der Zustand älterer Fahrzeugbatterien vom Nutzungsverhalten ab. Damit Gebrauchtwagenkäufer eben nicht nicht die Katze im Sack kaufen müssen, hat Mahle für Werkstätten eine Batteriediagnose entwickelt, die jetzt auf der Werkstatt-Messe Automechanika in Frankfurt vorgestellt wurde und demnächst in den Handel kommt.

E-Health Charge prüft und lädt zugleich

E-Health Charge heißt das Diagnosegerät. Es kann innerhalb von 15 Minuten den Gesundheitszustand einer Antriebsbatterie checken. „Es funktioniert mit allen gängigen Batterietypen, sofern sie mit Gleichstrom geladen werden können“, sagt Mahle-Geschäftsführer Arnd Franz. „Dazu lassen wir die Batterie etwas tanzen“, verrät er die Messmethode. Kleine Lade- und Entladeströme ermöglichen Rückschlüsse über den Zustand der Batterie. Gleichzeitig werden die Daten aus der Computer-Schnittstelle des Autos ausgelesen. Aus beiden Datenquellen erstellt Mahle einen „Battery Report“.

Fit für mehr 
Der Batteriereport verrät schon nach einer Viertelstunde, über welche Restkapazität der Akku noch verfügt.
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Der Batteriereport verrät schon nach einer Viertelstunde, über welche Restkapazität der Akku noch verfügt.

Der Werkstattkunde oder Gebrauchtwagenkäufer erfährt so, wie viel der Batteriekapazität noch nutzbar ist, welche Reichweite das Auto noch hat.

„Die bisher gesammelten Daten zeigen: In den ersten Jahren verlieren Antriebsbatterien sehr langsam an Kapazität. Nach acht Jahren aber kann es schnell bergab gehen“, so Franz. Deshalb ist es vor allem bei älteren Elektroautos wichtig zu wissen, in welchem Zustand der Akku noch ist und ob er getauscht werden sollte. Denn die Lebensdauer von Autos beträgt heute rund 20 Jahre.

Ergebnis liegt nach einer Viertelstunde vor

Wird das Gerät an einen fast neuen Renault Megane E-Tech Electric angeschlossen, ist das Ergebnis wenig überraschend: Über 99 Prozent Restkapazität. Bei älteren Modellen wie einem zehn Jahre alten BMW i3 waren bei einem Test nur noch 74 Prozent des Batteriespeichers vorhanden.

Dass die Messung mit E-Health nur 15 Minuten dauert, ist für Werkstätten ein echter Vorteil. Andere Messmethoden brauchen Tage oder Stunden: Das Auto muss hier ganz ent- und anschließend wieder geladen werden, teilweise auch erst etliche Kilometer bewegt werden. Das E-Health Charge von Mahle hingegen fungiert dabei gleichzeitig als Ladegerät. Werkstätten sparen sich so die Anschaffung einer Wallbox.

„Mit dem E-Health Charge machen wir die freien Werkstätten fit für die Zukunft“, sagt Philipp Grosse Kleimann, Leiter des Geschäftsbereichs Aftermarket bei Mahle. Dass freie Werkstätten nicht in der Lage wären, komplexe Elektroautos zu testen und zu warten, ist also ein weiterer Mythos, mit dem Mahle aufräumt.

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