Sofern der Wind kräftig weht und die Sonne kräftig scheint, braucht sich Deutschland keine Sorgen um die Stromversorgung zu machen. Die Stürme im Januar und Februar haben im Bundesgebiet zwar mancherlei Schäden angerichtet, aber auch den Anteil des an Land und auf der See erzeugten Windstroms an der Stromerzeugung kräftig erhöht. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Die Windenergieanlagen erzeugten demnach im ersten Halbjahr insgesamt 71 Terawattstunden (TWh) Grünstrom, über 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Vor allem die Stromerzeugung mithilfe von Windkraftanlagen an Land wuchs kräftig – auch weil sich dort inzwischen leistungsfähigere Windräder drehen. Aber auch die Stromerzeugung mit Hilfe von Photovoltaik-Anlagen legte nach der Erhebung kräftig zu: 33 TWh bedeuteten einen Zuwachs von 17,3 Prozent bei der Stromerzeugung.

Erneuerbare decken 49 Prozent des Strombedarfs

Auch bei der Geothermie und dem Energieträger Biomasse gab es leichte Zuwächse. In Summe haben die Erneuerbaren Energien im ersten Halbjahr demzufolge rund 49 Prozent des gesamten deutschen Bruttoinlandstromverbrauchs gedeckt – sechs Prozent mehr als im Jahr davor. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung betrug im ersten Halbjahr rund 47 Prozent – nach nur 41,8 Prozent im Vorjahreszeitraum. Der Anteil der konventionellen und nuklearen Energieträger an der Stromerzeugung sank im gleichen Zeitraum um rund sieben Prozent auf nur noch 159 TWh – unter anderem schlug sich hier die Abschaltung von Atomkraftwerken zum Jahreswechsel nieder.

Schwimmender Solarpark
Der größte Hemmschuh beim Ausbau der Erneuerbaren Energien ist der Mangel an geeigneten Flächen unter anderem für Photovoltaik-Anlagen. Einen Ausweg zeigen unter anderem schwimmende PV-Anlagen auf Baggerseen. Foto: BayWa r.e.
Schwimmender Solarpark
Der größte Hemmschuh beim Ausbau der Erneuerbaren Energien ist der Mangel an geeigneten Flächen unter anderem für Photovoltaik-Anlagen. Einen Ausweg zeigen unter anderem schwimmende PV-Anlagen auf Baggerseen. Foto: BayWa r.e.

„Die sinkenden Gasflüsse aus Russland haben die Energieversorgung in Deutschland in eine Ausnahmesituation gebracht. Der sicherste Weg, um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden, ist ein zügiger Ausbau der Erneuerbaren Energien“, kommentierte Kerstin Andreae, die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, die neuen Zahlen. Beim Ausbau der Windenergie an Land sieht sie allerdings noch dringenden Handlungsbedarf.

„Der größte Hemmschuh sind hier noch immer fehlende Flächen.“ Die Bundesregierung sollte deshalb das Zwei-Prozent-Ziel bei der Flächennutzung möglichst bis 2025 umsetzen und dafür Sorge tragen, dass die Flächen auch tatsächlich bebaubar sind. Andreae: „Zudem müssen wir die Standorte, die wir schon haben, durch Erleichterungen beim Repowering besser nutzen und unklare Regelungen im Arten- und Naturschutz präzisieren.“

Stromverbrauch ist bereits gesunken

Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW, mahnt allerdings auch, die Photovoltaik weiter kräftig auszubauen – aber auch wieder einen größeren Teil der Wertschöpfung zurück nach Deutschland zu holen. Aktuell flösse der größte Teil der Erlöse aus dem Geschäft mit Solarmodulen nach China. „Diese Abhängigkeit von chinesischen Herstellern – bei Wafern stammen 96 Prozent der Weltmarktproduktion aus China – stellt zudem ein erhebliches Risiko für die Realisierung der ambitionierten, für den Klimaschutz und die Energiesicherheit in Deutschland aber zwingend zu erreichenden Ausbauziele dar.“

Insgesamt ist der Stromverbrauch in Deutschland innerhalb eines Jahres um zwei Milliarden Kilowattstunden auf voraussichtlich rund 281 TWh gesunken. Demzufolge konnten im ersten Halbjahr 17 TWh exportiert werden.

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