Wer viel Strom verbraucht, eine Fotovoltaikanlage betreibt oder eine Wärmepumpe beziehungsweise ein Nachspeichergerät, muss in naher Zukunft den Einbau eines Smart Meter in seinem Haus dulden. Das ist ein elektronischer Stromzähler, der den Verbrauch in kurzen Abständen an den Energieversorger liefert. Wer nicht in diese Kategorien fällt, kommt ebenso wenig um den Smart Meter herum. Er kann aber auf die Datenübertragung verzichten, die allerdings Vorteile bietet. Denn der Verbrauch lässt sich darüber jederzeit auf dem Laptop oder über das Smartphone ablesen. Wer also wissen will, wie viel Strom sein Fernseher oder Computer tatsächlich verbraucht, kann jederzeit einfach nachschauen.
Der neue intelligente Stromzähler kostet allerdings Geld. Je nach Stromverbrauch sind pro Jahr zwischen 23 und 130 Euro fällig. Das ärgert viele, zumal sie allein durch den Betrieb eines Smart Meter praktisch keine Kilowattstunde Strom sparen. Das hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin bei einer Analyse der Verbrauchsdaten in 1600 Haushalten herausgefunden, die mit einem Smart Meter ausgestattet worden waren.
Damit sich das ändert, bietet der Gesetzgeber demnächst ein Zückerchen an. Ab 2025 muss jeder Energieversorger den Verbrauchern flexible Stromtarife anbieten. Der Strombezug wird dann billiger, wenn gerade viel Wind- und/oder Solarstrom erzeugt wird. Und er wird teurer, wenn Sonne und Wind in Deutschland schwächeln und demzufolge Strom in großen Mengen aus dem Ausland importiert werden muss.
Strompreise sollen flexibler werden
Wer die Wasch- oder Spülmaschine, den Backofen oder das Elektroauto immer nur dann aktiviert oder ans Netz anschließt, wenn der Strom billig ist, könnte künftig eine Menge Geld sparen. Vorausgesetzt natürlich, die Energieversorger bieten auch attraktive Tarife an, die ein solches netzdienliches Verhalten der Verbraucher honorieren. Theoretisch könnten die Strompreise um 20 Cent pro Kilowattstunde schwanken.
Selbst die Betreiber von Wärmepumpen kommen in den Genuss von billigem Strom, wenn sie in Überflusszeiten ihren Wärmespeicher auffüllen. Und geduscht oder gebadet wird dann nur noch, wenn der Strom billig ist. Jedenfalls in den Haushalten, die Durchlauferhitzer betreiben oder ganz allgemein Strom nutzen, um Wasser zu erhitzen.
Deutscher Strommix verschlechtert sich
Heute sieht die Stabilisierung des Stromnetzes ganz anders aus. Wenn Überschussstrom produziert wird, der keine Abnehmer findet, wird er ans Ausland verramscht. Zuweilen sogar zu negativen Verkaufspreisen und mit der Folge, dass ganze Solar- und Windkraftwerke pausieren müssen, weil bei der Einspeisung des von ihnen erzeugten Grünstrom das Netz aus dem Takt gebracht würde.
Umgekehrt werden hierzulande Stromlücken durch Erdgas- und seit dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke verstärkt durch Steinkohlekraftwerke gestopft. Das hat bereits dafür gesorgt, dass pro Kilowattstunde Strom, der in Deutschland verbraucht wird, mittlerweile 420 Gramm Kohlenstoffdioxid (CO2) in die Atmosphäre gelangen, meldet das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau. 2019 waren es 411 Gramm, 2020 sogar nur 375 Gramm – ein Allzeittief.
E-Auto nicht immer sofort laden
Aber zurück zum Smart Meter. Die Information, wie teuer der Strom zu bestimmten Zeiten ist, soll via Internet übermittelt werden. Darauf können die Verbraucher dann wie geschildert mit einer Verlagerung des Stromverbrauchs in günstige Zeiten reagieren. Smarte Verbraucher, die einen Anschluss ans Internet haben, können sogar automatisch gesteuert werden. Ist die Spülmaschine voll, startet sie auf Wunsch automatisch erst dann, wenn der Tarif günstig ist. Besitzer von Elektroautos ohne eigene Stromerzeugung per PV-Anlage können besonders viel sparen, wenn sie das Befüllen ihres bis zu 100 kWh großen Akku sorgsam timen.
Smart Meter sind ein wichtiges Regulativ für die Energiewende, argumentiert die Politik. Zu Recht: Wenn das Netz gleichmäßiger belastet wird, muss es weniger stark reguliert, auch weniger stark ausgebaut werden. Vermeidet die Bevölkerung übermäßigen Stromverbrauch in Mangelzeiten, müssen seltener die mit fossilen Energien betriebenen Reserve-Kraftwerke einspringen. Und wenn die Menschen Strom verstärkt in Überflusszeiten verbrauchen, werden emissionsfreie Stromerzeuger effektiver genutzt.
Sicherheit ging vor Schnelligkeit
Wie bei jedem Gerät, das Daten per Funk oder Kabel versendet, sind intelligente Messsysteme durch Personen und Unternehmen mit kriminellen Absichten grundsätzlich angreifbar. Aus den gespeicherten Messwerten könnten diese Erkenntnisse über Alltag und Gewohnheiten der Bewohner gewinnen. Deshalb stellt das Gesetz hohe Anforderungen an die Sicherheit von Soft- und Hardware der Messstellenbetreiber, deren Einhaltung über Zertifizierungen durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) nachgewiesen werden müssen. Das hat gedauert, sodass Smart Meter erst jetzt flächendeckend eingeführt werden können. Die Technik selbst steht seit mehr als 15 Jahren zur Verfügung.
Mit unterschiedlichen Strompreisen arbeitet ja schon Tibber. Da braucht man nicht unbedingt ein Smartmeter. Mit Pulse können auch ältere Zähler bedient werden. Nur bei den schwarzen Zählern funktioniert das nicht