Torqeedo, Pionier für elektrische Bootsantriebe, rechnet wegen des gestiegenen Umweltbewusstseins weltweit mit einer sprunghaft steigenden Nachfrage nach seinen Produkten. „Wir werden bald den 200.000sten elektrischen Bootsantrieb ausliefern“, sagte der neue Geschäftsführer Fabian Bez bei der Eröffnung der neuen Firmenzentrale in Oberpfaffenhofen in Oberbayern. 17 Jahre nach der Gründung hat das Unternehmen Entwicklung, Produktion und Verwaltung in neuen Räumen zusammengezogen, auch um die Fertigungskapazität deutlich zu erhöhen. So können statt 300 künftig pro Woche 700 elektrische Außenbordmotoren der Travel-Linie mit integrierter Lithium-Ionen-Batterie gefertigt werden. Auch über eine zweite Fertigung, zum Beispiel in den USA, wird nachgedacht.
Antriebswende bei Bootsbauern
Die Torqeedo-Antriebe mit Leistungen von 1 bis 100 kW sind vor allem bei Seglern beliebt, werden aber auch verstärkt in Fähren, Motorbooten und Yachten eingesetzt. „Wir sehen hier die gleiche Entwicklung wie auf der Straße. Die Elektrifizierung setzt sich durch“, so Fabian Bez, der vor seinem Einstieg bei Torqeedo am 1. Oktober in der Automobilindustrie, unter anderem beim Zulieferer Webasto, gearbeitet hat.
Auf vielen Seen, auch in den Wassersport-verrückten USA, sind Verbrennungsmotoren nicht oder nicht mehr zugelassen. Denn sie sind laut und gefährden die Gewässer durch auslaufendes Öl oder Kraftstoff. Spätestens seit James Bond in „Spectre“ ein Torqeedo-getriebenes Boot auf der Themse bewegt hat, ist der elektrische Antrieb aus der Ökonische herausgetreten und gilt als cool.
Seit 2017 im Besitz der Deutz AG
Torqeedo gehört seit 2017 dem Kölner Motorenbauer Deutz und besitzt 250 Patente für elektrische Bootsantriebe. Damit neue dazu kommen, werden nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Entwicklung die Kapazitäten erweitert. 200 Arbeitsplätze sind in dem neuen Gebäude am so genannten Air Tech Campus (ATC) Oberpfaffenhofen südlich von München entstanden. Mit dem Starnberger See liegt ein attraktive Test-Revier nur 15 Minuten entfernt.
Nicht nur die Chancen, auch die Herausforderungen sind für Torqeedo ähnlich wie für die Hersteller batterieelektrischer Autos: Hohe Stromkosten, gestiegen Rohstoff- und Komponentenpreise erschweren die Elektrifizierung auch im Bootsbau. Gefährdete Lieferketten kommen hinzu.
BMW und ZF liefern wichtige Teile
„Aber mit diesen Herausforderungen können wir umgehen“, sagt Bez, der Sohn des ehemaligen BMW- und Porsche-Managers sowie Aston-Martin-Chefs Ulrich Bez. Rund 80 Prozent der Zulieferteile stammen aus einem Umkreis von 300 Kilometern. Zu den Lieferanten gehören auch namhafte Unternehmen der Automobilindustrie, wie ZF und BMW.
Die Batterie des BMW i3 wird von Torqeedo für den Deep-Blue-Antrieb verwendet, den es auch in einer Hybrid-Version gibt. Namhafte Hersteller wie Benetau, Tartan Yachts oder Saffier Yachts nutzen Torqeedo-Antriebe in der Erstausrüstung.