Schlechte Nachrichten für die Dschungelbewohner Malaysias und der Insel Borneo: Der Palmölverbrauch in der Europäischen Union stieg im vergangenen Jahr um sieben Prozent. Das meiste davon landet aber nicht mehr im Essen. Über die Hälfte des importierten Öls kommt mittlerweile in unsere Autotanks. Bereits 2014 waren das 45 Prozent, wie die Daten des EU-Pflanzenölindustrieverbandes „Fediol“ ergaben. Damals entsprach das täglich der Menge von vier olympischen Schwimmbädern, randvoll mit Palmöl. Der Einsatz von Palmöl im Diesel hat sich zwischen 2010 und 2014 versechsfacht.

Zusammengenommen machten die energetischen Verwendungen wie Transport, Stromerzeugung und Heizung 2014 rund 60 Prozent des gesamten europäischen Palmölverbrauchs aus. Für nicht-energetische Zwecke – also für Lebens- oder Futtermittel, Kosmetika und Seife – fiel der Verbrauch zwischen 2010 und 2014 dagegen um ein Drittel. Der Verbrauch steigt also weiter an, obwohl der Einsatz von Palmöl in der Nahrungsmittelproduktion sinkt.

Europa ist auf Palmöl-Importe aus den tropischen Ländern angewiesen, da die Ölpalme hier aufgrund des Klimas nicht gedeiht. Überhaupt hörten die Europäer erst im Jahr 1443 zum ersten Mal von der Pflanze. Heute ist Europa der weltweit zweitgrößte Importeur von Palmöl. Dabei ist diese Substanz, die man dem Biodiesel untermischt gar nicht günstig. So lag der Preis für eine Tonne Palmöl im Mai 2018 bei 660 US-Dollar.

Wälder machen Platz für Palmölplantagen

Das Problem für die Exportländer und die gesamte Umwelt: Bei der Produktion kommt einiges unter die Räder. Die Welternährungsorganisation „FAO“ schätzt, dass zwischen 1990 und 2005 gut 1,8 Millionen Hektar Palmölplantagen in Malaysia neu angebaut wurden. In Indonesien waren es in dem Zeitraum sogar drei Millionen Hektar. Mehr als die Hälfte der Fläche wurde durch das Abholzen der vorher dort beheimateten Wälder gewonnen.

Es ist die weltweit steigende Nachfrage nach Palmöl, die die Abholzung der Regenwälder anheizt, um Platz für neue Plantagen zu schaffen. Nach der Rodung der uralten Wälder ist die Bahn dann nämlich frei für die Ölpalmen, die bis zu 30 Meter hoch wachsen können. In den ökologisch faden Monokulturen, die das Licht der Welt zum ersten Mal 1900 erblickten, verlieren auch die Menschenaffen ihr Habitat.

Klimaschädlicher als normaler Diesel

Und es kommt noch schlimmer: Eine Studie der Europäischen Kommission ergibt, dass die Klimaauswirkungen von Biodiesel aus Palmöl dreimal höher sind, als die von normalem Diesel. Der Flächenfraß, den die Pflanzungen auslösen, fördert neben der Entwaldung auch die Entwässerung der Torfgebiete in Südostasien, Lateinamerika und Afrika. Die neuen, im Juni 2018 beschlossenen EU-Ziele für umweltfreundliche Energie verpflichten die Mitgliedsstaaten nicht länger dazu, Biokraftstoffe auf Lebensmittelbasis zu subventionieren.

Außerdem darf die Verwendung der am stärksten emittierenden Biokraftstoffe wie Palmöl nicht mehr über das Verbrauchsniveau von 2019 steigen. Das Niveau dürfte bis zum angepeilten vollständigen Ausstieg 2030 also sinken. Jenes Abkommen lässt zu, dass die schädlichen Kraftstoffe noch bis 2030 auf die EU-Treibhausziele angerechnet werden dürfen. In der EU legt man sich damit also ein hauchdünnes, grünes Mäntelchen um. Und das, obwohl die Ökobilanz dieser Ölpalme eigentlich tiefschwarz daherkommt.

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