Riesige Trucks sind so etwas wie die Wahrzeichen der amerikanischen Highways. Umweltfreundlich sind die Dieselschlucker natürlich nicht, aber bisher spielte das keine Rolle. Denn Trucks spiegeln das Lebensgefühl der Amerikaner wider: groß, laut, kräftig. Für Umweltbewusstsein ist da wenig Platz. Ändern wird sich dieses Motto vermutlich nicht – muss es aber auch nicht unbedingt. Denn auch die neuen elektrischen Trucks von Daimler sind groß und voller Power. Dass es unter der Motorhaube grüner wird, sieht ihnen der Mensch auf der Straße nicht direkt an.

Daimler Trucks, der größte Nutzfahrzeughersteller der Welt, wagt den Schritt in die emissionsfreie Mobilität bei den riesigen Transportern. Noch in diesem Jahr werden 30 Kunden zwei serienreife Elektro-Trucks testen. 2021 startet die Serienproduktion. Mit 537 kW surrt der Freightliner eCascadia (mit über 15 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht) nahezu geräuschlos über die Straßen. Im Gegensatz zu Autos, bei denen der elektrische Antrieb zu den kuriosesten Konstruktionen führt, bleibt die Form der Karosserie so konventionell wie gewohnt.

Die Reichweite ist mit bis zu 400 Kilometer (250 Meilen) für dieses schwere Gefährt beeindruckend. Innerhalb von 90 Minuten lassen sich die Batterien auf rund 80 Prozent aufladen – um weitere 320 Kilometer (200 Meilen) zurückzulegen. Damit macht er Elon Musks Semi Truck Konkurrenz, der Ende vergangenen Jahres vorgestellt wurde. Der soll allerdings 768 kW unter der Haube haben und mit 800 Kilometern pro Ladung doppelt so weit fahren können. Auf den Markt kommt er nächstes Jahr.

Daimler gründet eigene E-Mobility Group

Der Freightliner eM2 106 von Daimler ist etwas leichter als sein schwerer Bruder und kommt im lokalen Verteilerverkehr sowie im Zustellverkehr auf der letzten Meile zum Einsatz. Die Batterien stellen 325 Kilowattstunden für bis zu 353 kW bereit. Rund 370 Kilometer (230 Meilen) schafft der Truck damit. Innerhalb von 60 Minuten können 80 Prozent der Batterien aufgeladen werden. Das reicht immerhin für weitere 300 Kilometer (184 Meilen). Dass dies den Kunden im Land der riesigen Distanzen reicht, davon ist Daimler überzeugt. „Wir rechnen mit einer steigenden Nachfrage nach Elektro-Lkw und Bussen“, sagt Frank Reintjes, Leiter Global Powertrain & Manufacturing Engineering bei Daimler Trucks.

Um die elektrische Strategie voranzubringen, gründet Daimler Trucks eine E-Mobility Group (EMG). In ihr soll das weltweite Know-how für elektrische Antriebe in Nutzfahrzeugen zusammen geführt werden. Das Unternehmen ist global aufgestellt. Die Mitarbeiter sitzen in Portland, Stuttgart und Kawasaki und arbeiten an einer marken- und spartenübergreifenden Strategie für Elektro-Komponenten, komplette e-Fahrzeuge und eine weltweit einheitliche Architektur.

Autonomes Fahren ist die nächste Stufe

Mit den beiden Frightliner-eTrucks, dem Mercedes-Benz eActros, dem Fuso eCanter sowie dem vollelektrischen Stadtbus Mercedes-Benz Citaro und dem Thomas Built Schulbus Saf-T Liner C2 Jouley verfügt Daimler Trucks & Buses über ein breites Portfolio an vollelektrischen Nutzfahrzeugen. „Diese Position wollen wir auch bei elektrischen Lkw einnehmen“, sagt Martin Daum, im Daimler-Vorstand verantwortlich für Lkw und Busse.

In einem neu gegründeten Forschungs- und Entwicklungszentrum in Portland im US-Bundesstaat Oregon soll mit dem automatisierten Fahren die nächste Stufe der Mobilität vorangetrieben werden. Das biete insbesondere im Logistikgeschäft enorme Vorteile für mehr Sicherheit und Effizienz, aber auch mit Blick auf den weltweiten Fahrermangel, so Daum. Auf den Straßen werden die fahrerlosen Trucks aber so schnell nicht zu sehen sein. „Bis Lkw wirklich vollautonom fahren können, ist es technologisch noch ein weiter Weg.“

Daimler Trucks investiert in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt mehr als 2,5 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. Davon fließen mehr als 500 Millionen Euro in Elektromobilität, Konnektivität und automatisierte Nutzfahrzeugtechnologie. Dazu gehört auch die Investition in das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum für automatisiertes Fahren in Portland.

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