Rund fünf Millionen Flottenfahrzeuge fahren durch Deutschland – im Schnitt halten die Unternehmen diese aber nur für etwa fünf Jahre. Damit sehen sich die Fuhrparkmanager den Innovationen des Mobilitätsmarkts deutlich häufiger ausgesetzt.

Und was beschäftigt die Fuhrparkmanager am meisten? Auf der EDISON Konferenz Fuhrpark- und Mobilitätsmanagement war die Antwort meist: Der Wechsel vom Diesel zum Elektroauto.

Das bestätigt eine Umfrage des Leasing-Anbieters Arval. Über 3700 europäische Flottenmanager hat Arval in diesem Jahr befragt, alle Unternehmens- und Flottengrößen waren vertreten. Und viele reagieren auf die Dieseldebatte. Vor allem elektrische Fahrzeuge „sind in Unternehmensflotten sehr attraktiv“, erklärt Christian Schüßler, Commercial Director bei Arval.
Zwei Drittel der Manager hätten angegeben, zu alternativen Antrieben wechseln zu wollen. Auch wenn über ein Drittel von ihnen mit steigenden Kosten rechnet.

Bislang sind das aber vor allem Absichtserklärungen: Stand heute werden Diesel durch Benziner ersetzt. „Unter Umweltaspekten ist das nicht sinnvoll“, findet Schüßler. Aber immerhin gehören zu den Benzinern auch bereits ein wachsender Anteil Hybridfahrzeuge.

Gebrauchte E-Autos sind selten – Förderung beachten

Einen Blick warf Arval auch auf die Gebrauchtwagenpreise – und die stürzen bei den Dieseln ab. Das dürfte viele Flottenbetreiber zögern lassen. „Da raten wir zu Elektroautos, die haben bessere Aussichten.“ Oder eben halten: „Der Diesel ist nicht tot, neue Modelle sind vergleichsweise sauber.“

Und immerhin 38 Prozent der Unternehmen planen, auf alternative Antriebe (inklusive Hybride und Gas) umzusteigen – etwas weniger als im EU-Schnitt von 44 Prozent. Vor allem große Unternehmen setzen auf reine Elektroautos, sogenannte BEV.

Andrea Hoppe, die im NRW-Wirtschaftsministerium das Referat für unter Anderem Elektromobilität leitet, rät diesen Fuhrparkbetreibern dringend dazu, die Förderungen nicht aus dem Auge zu verlieren. Denn in den kommenden Jahren dürfte es öffentliche Fördermittel nicht nur für klassische Elektroautos geben, sondern auch für Nutzfahrzeuge. Vermutlich im mittleren vierstelligen Bereich. Gerade in Städten, in denen Fahrverbote wegen zu hoher Stickoxid-Werte drohen, könnten Förderungen das Mittel der Wahl werden.

Aber Hoppe lobt nicht nur die Sauberkeit, „auch die Begeisterung der Menschen, die bereits elektrisch, spricht für die Elektromobilität.“ Das äußere sich etwa darin, dass der Markt für E-Autos immer noch sehr übersichtlich ist – da gleichen sich die Eindrücke von Wirtschaft und Politik.

Mitarbeiter mit mehr Mitentscheidung

Bei SAP bestätigt sich, dass viele Mitarbeiter den E-Antrieb schätzen. „Nach der Laufzeit übernehmen die Leute die Fahrzeuge meistens auch privat“, sagt Steffen Krautwasser, globaler Fuhrparkleiter von SAP. „Dass da mal jemand mit dem elektrischen Antrieb nicht zurechtkommt, das ist ganz, ganz selten.“

„Die Lebenswelt der Mitarbeiter ändert sich“, bestätigt Karin Hagstotz, Geschäftsführerin der Mobilitätsberatung New Mobility Experts. Viele seien multimodaler unterwegs, wünschen sich eine Kombination von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Sie vermutet, dass sich Unternehmen zunehmend Mobilitätspartner suchen werden und sich die perfekte Mobilitätslösung erst gemeinsam erarbeiten müssen.

Dazu gehöre auch, die Wünsche der Mitarbeiter noch besser zu kennen und diese mitzunehmen. Eine Order von oben funktioniere nicht, egal in welche Richtung reiche der Geschäftsführer als Impulsgeber nicht mehr aus.

Geringere Kosten durch alternative Antriebe möglich

Einen Praxistipp für Fuhrparks im Umbau hat Daniel Riek vom Fuhrparkmanager Alphabet in petto: Noch gehen viele Leasinganbieter schonend mit ihren Werkstattpartnern um – dabei sind vor allem reine Elektroautos extrem wartungsarm, auch Hybriden wird eine größere Robustheit zugeschrieben.

Wer einen größeren Fuhrpark betreibt, könnte sich überlegen, die Wartung der Fahrzeuge selbst zu übernehmen. Und so finanziell von der geringen Wartungsintensität profitieren.

Überhaupt sollten Fuhrparkbetreiber sich nicht von den Kosten einer Umstellung auf alternative Antriebe abschrecken lassen, sondern auch die TCO, die „Total Cost of Ownership“ durchrechnen. Denn mit Förderungen und durch die geringen Wartungs- und Treibstoffkosten sind E-Autos auf lange Sicht häufig günstiger. Das hängt dann aber wieder davon ab, wie lange und zu welchen Leasing-Kosten die Fahrzeuge im Fuhrpark bleiben.

Universelle Wahrheiten gibt es leider auch für Firmenfuhrparks nicht. Ob sich Elektro, Hybrid oder am Ende doch der Diesel lohnt, hängt von den Fahrprofilen ab. Aber, das zeigte die Konferenz: Viele Unternehmen sind die ersten Schritte bereits gegangen und geben ihre Erfahrungen gerne weiter.

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