Zu den wichtigsten Sensoren beim autonomen Fahren gehört das Lidar. Das „Light Detection and Ranging“ genannte System schätzt seine Umgebung mit Hilfe von Lichtreflexen zuverlässig ab und hilft dem Fahrzeug damit bei der Orientierung im Raum. Bislang sind solche Sensoren aber noch sehr schwer und zudem teuer, was ihre massenweise Verbreitung behindert. Das Münchener Start-up Blickfeld will das ändern.

Die Jungunternehmer haben einen Weg gefunden, das Kernelement eines Lidar-Sensors mit günstigeren Materialien herzustellen. Damit könnten diese schneller serientauglich werden. Das wäre ein weiterer wichtiger Schritt zur automobilen Autonomie – in der Luft und auf der Straße.

Das Prinzip eines Lidar ist denkbar einfach: Das abgegebene Laserlicht wird von einem Hindernis reflektiert und vom Sensor wieder aufgefangen. Der Vorteil des Lidar ist seine hohe Reichweite. Anders als bei den Ultraschallsensoren kommen die Laserlichtblitze mehrere hundert Meter weit. Und im Gegensatz zur Kamera „sehen“ sie auch nachts.

Mit Hilfe der Blickfeld-Software lassen sich auf diese Weise hochauflösende Umgebungsbilder erstellen, und zwar in drei Dimensionen. „Von solchen 3D-Sensoren benötigt ein autonomes Auto gleich mehrere“, sagt Florian Petit, einer der Firmengründer von Blickfeld.

Die Münchener Unternehmer wollen die bislang so teuren Bauteile jetzt massentauglich machen. Ihre Investoren (unter anderem Osram Ventures und Tengelmann Ventures) haben sie davon schon überzeugt. Gerade erst steckten diese weitere zehn Millionen Dollar in das Start-up, damit es sein Produkt in Serie bringen kann. „Derzeit testen wir gemeinsam mit einem Autohersteller“, sagt Petit. Schon im kommenden Jahr will das junge Unternehmen tausende der neuen Sensoren verkaufen.

Sie werden dringend benötigt, nicht nur in selbst fahrenden Autos. Sie liefern zum Beispiel ein zuverlässiges Bild eines Drohnen-Landesplatzes. Landschaften lassen sich ebenfalls zentimetergenau erfassen, was Planung und Bau von Infrastruktur wie Brücken oder Straßen erleichtert. Auch bei der Verkehrslenkung oder der Parkplatzsuche könnten sie einmal gute Dienste leisten. Hier sollen Fahrzeug- und Menschenströme in Echtzeit überwacht werden – zuverlässiger als mit Kameras, die Objekte nur anzeigen, aber nicht vermessen. In Lagerhallen könnten die Sensoren aus München zum Beispiel die Warenströme kontrollieren.

Petit sieht einen gigantischen Markt für die Sensoren. 80 Milliarden Euro im Jahr wäre dieser weltweit, schätzt er. Gemeinsam mit zwei Mitstreitern hatte der Unternehmer Blickfeld erst im Februar 2017 gegründet. Dass er in München am richtigen Platz ist, bezweifelt Petit nicht. „Hier ist weltweit der beste Ort, um Hightech zu produzieren“, sagt er. Der 35-Jährige meint allerdings nicht die Massenherstellung, sondern die Entwicklung neuer Produkte. „Dabei sind Tempo und Qualität entscheidend. Und das haben wir hier so gut wie nirgendwo sonst“, ist Petit überzeugt.

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