Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) hat heute ihren Fortschrittsbericht 2018 veröffentlicht. Daraus geht hervor: Das einst von der Bundesregierung ausgerufene Ziel, eine Million E-Autos 2020 über Deutschlands Straßen rollen zu lassen, wird um 24 Monate auf 2022 verschoben.
Die NPE beobachtet seit acht Jahren den E-Auto-Markt in Deutschland und spricht Empfehlungen für die Bundesregierung aus. Im Jahr 2010 hatte das Beratergremium die Schätzung ausgegeben, dass bis 2020 eine Million E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs sein werden. Die Bundesregierung hatte sich dieses Ziel zu eigen gemacht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte allerdings selbst schon vor einem Jahr gesagt: „So wie es im Augenblick aussieht, werden wir dieses Ziel nicht erreichen.“

Anfang 2018 fuhren 290.571 Autos mit alternativen Antrieben durch Deutschland – aber auch inklusive Plug-in-Hybride. Bis Ende August kamen laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) noch einmal 109.481 Neuzulassungen dazu. Schaut man sich an, wie lange Kunden mittlerweile auf ein E-Auto warten müssen, dann ist die Million schon logistisch nicht zu schaffen.

Abgehängt von China und Norwegen

Aus politischer Sicht könnte das Elektroauto dabei helfen, die unbeliebten Fahrverbote in den Städten zu umgehen. „Elektrofahrzeuge können über ihre vielschichtigen Einsatzzwecke, etwa als Nutzfahrzeuge im städtischen Lieferverkehr oder zum Einsatz in Busflotten, in den nächsten Jahren einen entscheidenden und kontinuierlichen Beitrag zur Reduktion von Kohlenstoff- und Stickstoffdioxid-Emissionen in den Städten leisten“, zitiert das Handelsblatt aus dem Bericht.

Im internationalen Vergleich liegt das Autoland Deutschland damit weit hinter Staaten wie China, den USA, aber auch Norwegen, wo Elektromobilität politisch stärker gefördert wird. Der Vorsitzende der NPE, Ex-SAP-Chef Henning Kagermann (Foto), betonte deshalb bei der Übergabe des Berichts an die Bundesregierung: „Das Eine-Million-Ziel bleibt eine gute politische Richtgröße.“ Wichtiger als das genaue Datum sei jedoch ein stimmiges Gesamtsystem aus Angebot, Infrastruktur, einem klimafreundlichen Energiesystem, Dienstleistungen und rechtlichen Rahmenbedingungen.

Ein großes Problem neben den langen Lieferzeiten ist nämlich, dass es kaum günstige Modelle gibt. Die Autobauer bedienen zunächst das rentable, aber hochpreisige SUV-Segment. Und wer weder daheim noch beim Arbeitgeber Strom für sein Auto zapfen kann, muss das Laden mit einem gewissen Aufwand in den Alltag integrieren wollen.

Diese Modelle gibt es derzeit:

Mehr Ladestationen würden der Elektromobilität sofort helfen. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sind für eine Million E-Autos auf den Straßen 70.000 Normal-Ladepunkte und 7000 Schnell-Ladepunkte nötig. Zuletzt zählte der BDEW 13.500 öffentliche und teilöffentliche Ladepunkte – etwa in Parkhäusern und Hotels, davon 13 Prozent Schnell-Lader. Wie bei den E-Autos wächst die Zahl der Ladepunkte rasant, aber nicht rasant genug. Immerhin: An den Autobahnen, so der Bericht, wird Deutschland 2018 das weltweit erste flächendeckende Ladenetz haben.

Das wird die NPE nicht mehr miterleben. Sie geht wohl in der neuen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) auf, was das Kabinett heute wohl beschließen wird. Ebenfalls geleitet von Kagermann, allerdings auch mit einem Blick auf alternative Kraftstoffe, Digitalisierung oder die Vernetzung mit dem Energiesektor.

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