Ob Brot oder Süßigkeiten – die meisten Verpackungen bestehen aus Kunststoffen. Zwar gibt es mittlerweile auch Alternativen und unverpackte Lebensmittel zum Selbstabfüllen, doch wer hat schon immer einen Behälter zum Einpacken dabei? Praktisch, wenn man Verpackungen nicht mehr wegschmeißen muss, sondern einfach mitessen kann.

Diese Vision haben sechs indonesische Unternehmer nun mit Evoware umgesetzt. Evoware produziert ein Verpackungsmaterial aus Algen, das somit biologisch abbaubar. Die Verpackung kann also auf dem Kompost zu Pflanzendünger verrotten oder einfach mitgegessen werden. Das ist sogar richtig gesund: Das Material enthält Vitamine sowie Mineral- und Ballaststoffe.

Geschmacklos verpackt

Zwei Jahre soll das geruchs- und geschmacksneutrale Verpackungsmaterial haltbar sein, heißt es vom Unternehmen. Bisher werden darin vor allem Lebensmittel wie Sandwiches, Burger, Süßigkeiten oder Pulver wie Kaffee, Tee und Gewürze verpackt. Aber auch Hygieneartikel wie Zahnstocher, Seifen oder Damenbinden werden bereits so verkauft.

Außerdem verkauft Evoware „Ello Jello“: Einweg-Becher für Kaltgetränke aus essbarem Algen-Gelee. Die wiederum sind alles andere als geschmacklos: Es gibt sie in den Geschmacksrichtungen Pfefferminze, Lychee, Orange und Grünen Tee.

Das Algenmaterial lässt sich zudem nicht nur in verschiedenen Farbtönen ausdrucken, sondern kann auch mit Logo bedruckt werden. Kommt die Algenhülle mit heißem Wasser in Kontakt, löst sich einfach auf.

Doch wollen wir den Burger aus dem Fast Food-Restaurant tatsächlich mit Verpackung essen? Schließlich sind gerade Lebensmittel hygienisch sensible Produkte, die nicht mit Keimen in Kontakt kommen sollten. Das kann bei essbaren Hüllen und Schachteln schnell vorkommen. Die Verpackung ist also in vielen Situationen doch mit Vorsicht zu genießen – was auch die Gründer in einem Instagram-Post ansprechen:

Win-Win-Situation für Indonesien

Den Antrieb, essbare Verpackungen herzustellen, hatten die Indonesier nicht ohne Grund: Ihr Heimatland hat ein großes Problem mit Plastikmüll. Indonesien ist nach China der weltweit zweitgrößte Verursacher von Plastikmüll. Zwar ist auch die heimische Abfallwirtschaft schlecht organisiert, aber die große Menge Müll produziert das Land nicht allein: Viel davon stammt aus Ländern wie Europa, die Teile ihres Mülls nach Asien verkaufen.

Vor allem die eigentlich so traumhaften Strände Indonesiens sind überfüllt vom angeschwemmten Müll. Bis zu 90 Prozent des Mülls in den Meeren besteht aus Plastikabfall, der sich mit der Zeit zu Mikroplastik zersetzt.

Gleichzeitig hat Indonesien von einer weiteren Sache sehr viel: Algen. Das Land ist einer der weltweit größten Produzenten von Seetang. Für den Anbau sind weder Wasser, Dünger noch viel Platz nötig. Auf der Fläche eines Baseballfeldes können bis zu 40 Tonnen Algen angebaut werden, so Evoware.

Viele indonesische Bauern verdienen mit dem Algenanbau ihren Lohn. Weil sie am Ende der Wertschöpfungskette stehen, erhalten sie jedoch nicht besonders viel Geld und leben oft am Existenzminimum. Seetang wird unter anderem in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie verwendet. Was nicht dort verarbeitet wird, landet im Müll – oder eben in essbaren Verpackungen. Evoware erfüllt so gleich zwei Ziele: Es wird weniger Plastikmüll produziert und gleichzeitig die indonesische Wirtschaft unterstützt.

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