Die Motorsportszene hatte es bereits länger erwartet, jetzt ist es offiziell: Alejandroa Agag ist nicht mehr Chef der von ihm gegründeten Formel E. Ab sofort führt Jamie Reigle die elektrische Rennserie, deren sechste Saison Ende November beginnt. Er kommt vom kalifornischen Football-Team Los Angeles Rams, wo er sich um das Tagesgeschäft kümmerte. Agag konzentriert sich auf seine Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender (Chairman). Diese Position hatte er bereits zusätzlich seit vergangenem Dezember übernommen. Seitdem hatte der Rennzirkus über einen Nachfolger auf der CEO-Position spekuliert. Als ein Favorit galt der langjährige Weggefährte und Cousin von Agag, Alberto Longo. Ihn erwähnt die offizielle Pressemitteilung mit keinem Wort. Er soll aber Medienberichten zufolge stellvertretender CEO und damit Teil der Führungsspitze bleiben.

Der Wechsel an der Spitze fällt in eine Zeit des Umbruchs: Wirtschaftlich stößt die Formel E in eine neue Dimension vor. In der vergangenen Saison hat sie den Umsatz um mehr als 50 Prozent auf über 200 Millionen Euro steigern können, erstmals erzielte sie einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. 400.000 Zuschauer kamen an die Rennstrecken, 411 Millionen Menschen verfolgten insgesamt die 13 Rennen vor dem Fernseher – auch wenn das noch etwas entfernt ist von der Popularität der Formel 1, die vergangenes Jahr 1,8 Milliarden TV-Zuschauer lockte. Zugleich drängen nun mit den deutschen Konzernen Porsche und Mercedes-Benz noch mehr Autohersteller in die E-Serie, was deren Charakter verändert wird.

Nach dem Ende der fünften Saison steht die elektrische Rennserie am Scheideweg. Es gibt Gerüchte über einen neuen CEO und Geldsorgen. Der Einfluss mächtiger Autokonzerne wächst. Will das Motorsportspektakel raus aus der Nische, sollte es sich radikal reformieren – und sich mit dem E-Sports verbünden. Ein Debattenbeitrag. Formel E

Gescheiterter Rückkauf

Umstritten ist zudem der Austragungsort der ersten beiden Rennen im Ölland und Krisenherd Saudi-Arabien. Für den dritten Lauf im Dezember nennt der offizielle Rennkalender noch keine Stadt. Immer wieder gibt es Diskussionen unter den Teams und mit den Organisatoren, wie die Rennen noch abwechslungsreicher werden können. Und es fehlen Identifikationsfiguren unter den Fahrer, die wie in der Formel 1 für Faninteresse sorgen.

Vergangenes Jahr hatte Agag vergeblich versucht, alle Anteile an der Formel E zurückzukaufen, unter anderem von Liberty Global and Discovery Communications, die zum Medienreich des US-Milliardärs John Malone gehören. Der ist wiederum Besitzer der Formel 1. Jetzt zieht sich der 48jährige Agag zurück und überlässt das Tagesgeschäft dem Kanadier Reigle (42). Der gilt als Liberty-Mann. Und kennt das Geschäft mit dem Sport seit Jahren. Vor seiner Zeit bei den Los Angeles Rams hat er sich um die Vermarktung des britischen Fußball-Clubs Manchester United vor allem in Asien gekümmert.

Agag will sich aber noch nicht zur Ruhe setzen. Er entwickelt gerade eine neue Rennserie mit Geländewagen unter dem verheißungsvollen Namen Extreme.E – sie soll durch endlegende Weltgegenden führen und zugleich das Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels erhöhen.

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