Es ist ein neuer Rekord: Rund 31.700 Heimspeicher haben die Deutschen 2017 installiert – so viele wie noch nie zuvor. Und fast immer haben sie den Akku mit einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach kombiniert. Das hat ein Wissenschaftler-Team um Dirk Uwe Sauer ermittelt, Professor für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik an der RWTH Aachen. Auftraggeber des vor kurzem erschienenen Jahresberichts zum Speichermonitoring ist das Bundeswirtschaftsministerium.

Die Gründe für diesen Nachfrageschub sind vielfältig. So sind die Preise für Lithiumionen-Speichersysteme seit Mitte 2013 um über 50 Prozent gefallen. Auch Solaranlagen sind in den vergangenen Jahren günstiger geworden, mit denen zusammen die Besitzer die Heimspeicher in rund 90 Prozent der Fälle installieren. Daher kostet eine Kilowattstunde selbsterzeugter Solarstrom mittlerweile nur noch 10 bis 12 Cent, statt 29 Cent, die die Energieversorger verlangen. Gleichzeitig unterstützt die Förderbank des Bundes, die KfW, den Kauf von Akkus mit zinsgünstigen Krediten und Tilgungszuschüssen. Derzeit nimmt noch ein Fünftel der Besitzer die Zuschüsse in Anspruch. Damit rechnet sich die Investition in das eigene Kraftwerk immer schneller. Allerdings läuft das Förderprogramm voraussichtlich Ende 2018 aus.

Heimspeicher drücken Strompreise

Weiteres Motiv der Besitzer: Sie machen sich unabhängig von potenziell immer weiter steigenden Strompreisen der Energieversorger. Aber es gibt auch ideelle Beweggründe, schreiben die Autoren der Studie. Denn ein Großteil der Betreiber dezentraler Solarstromspeichern möchte „einen eigenen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten“.

Die Heimspeicher haben noch einen weiteren Effekt – sie stabilisieren die Verteilnetze. Denn ohne sie würden am frühen Nachmittag, wenn die Sonne bei klarem Wetter am intensivsten scheint, große Mengen an Solarstrom in die Netze drücken. Das kann zu Spannungsschwankungen führen, an kritischen Stellen könnten zudem die Stromleitungen zu heiß werden. Wandern die Elektronen dagegen in Akkus, können 1,7- bis 2,5mal so viele Fotovoltaik-Anlagen installiert werden, ohne dass das Niederspannungsnetz ausgebaut werden muss, so Professor Sauer und sein Team.

Heimische Hersteller dominieren den Markt

Die Aachener Experten trauen sich derzeit keine Prognose zu, wie sich die Preise für Speichersysteme künftig entwickeln – weil die wachsende Nachfrage nach Elektroautos nicht ohne Folgen bleiben wird. Denn die Hersteller bauen gerade massiv die Produktionskapazitäten für Lithiumionenakkus aus, was eigentlich zu sinkenden Herstellungskosten durch Skaleneffekte führen sollte. „Andererseits können die hohe Nachfrage im Automobilmarkt zu Lieferengpässen und Zellknappheit“ führen, schreiben die Studienautoren. Das könne insbesondere kleinere Hersteller von Heimspeichern treffen.

Im Moment beherrschen noch deutsche Anbieter das Geschäft. Marktführer ist laut Speichermonitoring der Anbieter Sonnen aus dem Allgäu, gefolgt von der Leipziger Firma DEV Senec und dem Osnabrücker Unternehmen E3/DC. Allerdings bezieht sich diese Auswertung nur auf die von der KfW geförderten Systeme. Laut einer Analyse der Bonner Beratung EuPD liegt im Gesamtmarkt auch Sonnen vorn, gefolgt vom koreanischen Anbieter LG und von E3/DC. EuPD hat übrigens für EDISON ermittelt, welche Stromspeicher-Modelle derzeit empfehlenswert sind.

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