Bisher gilt das Fahren mit einem Renault Zoe, einem BMW i3 oder gar einem Tesla als teures Vergnügen. Kein Wunder, kosten die Modelle im Vergleich zu ähnlichen konventionellen Rivalen doch deutlich mehr. Ein Tesla Modell S 100 etwa knackt bereits die 100.000 Euro Schwelle – in der Grundausstattung.

Über die gesamte Nutzungsdauer eines Fahrzeugs gerechnet sieht die Sache aber ganz anders aus. Denn dann machen sich die deutlich niedrigeren Betriebskosten von E-Autos im Vergleich zum Benziner oder Diesel bemerkbar. Je mehr der Besitzer fährt, je länger er sein Auto behält, desto günstiger wird es tendenziell für ihn. Das illustriert eine kleine Überschlagsrechnung: Der Besitzer eines Tesla Model S 100 kann mit 5,70 Euro Stromkosten pro 100 Kilometer rechnen. Wer mit einem Diesel sechs Liter pro 100 Kilometer verbrennt, muss rund 6,50 Euro beim Tankwart lassen. Beim Benziner mit einem Verbrauch von sieben Litern kassiert der sogar rund neun Euro.

Nun ist es mühsam, mit Papier, Bleistift und Taschenrechner oder gar einer Excel-Tabelle nachzurechnen, wie hoch die Gesamtkosten verschiedener Fahrzeuge sind. Diese lästige Arbeit wollen einige Informationsangebote und spezielle Kostenrechner dem künftigen E-Autofahrer abnehmen. Auch einige Fahrzeughersteller bieten solche Tools an. Wir stellen hier drei vor. In der ersten Ausgabe von Edison haben wir zudem anhand zweier Besitzer von E-Autos einmal die kompletten Kosten über einen Zeitraum von jeweils sechs Jahren ermittelt und mit konventionellen Fahrzeugen verglichen.

Der Autokosten-Vergleich des ADAC

Einmal pro Quartal veröffentlicht der Automobilclub ADAC eine umfangreiche Tabelle (unter dem Reiter Elektroautos) mit den Kosten der gerade am Markt verfügbaren E- und Hybrid-Modelle. Die Experten dort ermitteln dazu einen Cent-Preis pro Kilometer und stellen daneben die entsprechenden Werte eines gleichstarken Diesel- oder Benzinfahrzeugs. Auch dort zeigt sich: Je weiter die jährlich gefahrenen Distanzen sind, desto eher schlägt Strom Sprit. So kommt der e-Golf von Volkswagen bei einer jährlichen Fahrleistung von 10.000 Kilometern auf einen Preis von 63,7 Cent pro Kilometer, der Benziner auf 62,3 Cent. Bei 30.000 Kilometer sind es 30,7 zu 31,6 Cent. Interessanterweise ist das Diesel-Modell bei jeder jährlichen Fahrleistung teurer.

Die Tabelle hilft, sich schnell einen ersten Überblick zu verschaffen. Aber die zugrundeliegenden Annahmen passen naturgemäß nicht für jeden. Wer mehr Kilometer im Jahr abreißt, wer den Strom günstiger als die 30 Cent pro Kilowattstunde bezieht oder wer sein Auto länger als fünf Jahr fahren will, geht leer aus. Und die Angaben für Hybridfahrzeuge sind nur von sehr begrenztem Nutzen, weil die ADAC-Leute die nach Norm ermittelten Verbrauchswerte der Hersteller übernehmen. Wie sie selbst schreiben, sind diese Angaben vor allem bei Plug-in-Hybriden sehr weit vom Alltag entfernt.

Der Kostenrechner von E-Stations

Statt einer starren Tabelle bietet die Internetseite E-Stations einen einfachen Kostenrechner an. Dort kann der Autokäufer die Nutzungsdauer genauso verändern wie die jährliche Fahrleistung, die Stromkosten oder die Verbrauchswerte. Auch die Wartungskosten kann er berücksichtigen oder die Versicherungsprämien – jeweils im Vergleich zum Verbrenner. Als Ergebnis liefert der Rechner die Gesamtkosten über die gesamte Nutzungsdauer, aber auch pro Jahr oder pro 100 Kilometer. Und er ermittelt sogar den Kohlendioxid-Ausstoß anhand des deutschen Strommix.

Der schlanke und übersichtliche Rechner erlaubt es relativ bequem, die Kosten verschiedener Modelle zu vergleichen, selbst von Gebrauchtfahrzeugen. Allerdings muss der Nutzer wissen, welche Werte er eingeben soll. Und der Kalkulator berücksichtigt nicht die Restwerte der Fahrzeuge am Ende der Nutzungsdauer – was aber das Endergebnis erheblich beeinflussen kann. Wie viel bekommt der Besitzer für seinen Tesla, e-Golf oder Ampera-E nach sechs oder sieben Jahren noch. Erst der Restwert abgezogen vom Kaufpreis ergibt die echten Anschaffungskosten. Angesichts der wenigen E-Autos im Markt sind diese Zahlen schwer zu ermitteln. Allerdings gilt das auch für den Diesel: Wer zahlt noch viel für einen gebrauchten Selbstzünder, wenn er womöglich künftig nicht mehr mit ihm in die Innenstadt fahren darf?

Kostenrechner des Öko-Institut

Den wahrscheinlich aufwendigsten Kostenrechner hat das Öko-Institut im Auftrag des Verbandes der Elektrotechnik entwickelt – erst für gewerblich, dann für privat genutzte Fahrzeuge. Hier kann der Nutzer noch einmal deutlich mehr Parameter verändern So kann er Restwerte eingeben, selbst die jährliche Inflationsrate und die Veränderung der Energiepreise kann er berücksichtigen. Die Ergebnisse stellt der Rechner nicht nur als Tabelle da, sondern auch als Balkendiagramm. Ein Liniendiagramm vermittelt anschaulich, ab welcher Fahrleistung das E-Mobil den Verbrenner schlägt.

Einen verregneten Sonntagnachmittag sollte der potenzielle E-Autokäufer einplanen, wenn er alle Möglichkeiten dieses Rechners ausschöpfen möchte. Zwar geben die Macher überall Werte vor, mit denen sich arbeiten lässt. Aber manche Annahme ist vielleicht etwas optimistisch, etwa dass die Strompreise nach 2020 wegen des großen Angebots Erneuerbarer Energien sinken werden. Das werden die Elektrizitätserzeuger vermutlich zu verhindern wissen. Aber wer sich durch alle Auswahlfelder geklickt hat und verschiedene Werte ausprobiert hat, kann am Ende einschätzen, wann sich ein E-Flitzer für ihn lohnt.

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