Mexiko hat sich verpflichtet, seine Schadstoffemissionen in den kommenden Jahren zu reduzieren – und mindestens 35 Prozent der Energie soll bald aus sauberen Quellen stammen. Dafür werden munter Kraftwerke gebaut. An sich zwar eine positive Entwicklung, doch unumstritten ist der Bau neuer Anlagen nicht. Denn einige von liegen in Gebieten von Indigenen und es existiert kein Gesetz, das die Behörden dazu verpflichtet, diese vor dem Bau einer neuen Energieanlage zu konsultieren. Das macht die Angelegenheit pikant.

„Generell steht man den Projekten positiv gegenüber, eine Minderheit will sie stoppen“, sagt Rodrigo Gutiérrez. Der Jurist gilt als Spezialist für indigene Fragen. „Wir erkennen an, dass diese Gruppen Sitten und Gebräuche nutzen und Gesetze anwenden, die wir so nicht nutzen.“ Die Frage bleibt: „Wie gehen wir am besten vor? Denn es gibt keine klaren Regeln, was in so einem Fall zu tun ist. Die Verfahren müssen an die jeweilige Gemeinschaft angepasst werden, da im Land eine enorme Vielfalt von Völkern mit unterschiedlichen Organisationsformen existiert.“

Heftiges Ungemach und Proteste gegen den Kraftwerksbau könnten den Ausbau lähmen – oder sogar stoppen. Die indigenen Einwohner wehren sich, auch weil sie in ihrer Geschichte häufig schikaniert wurden. Was die Angelegenheit nicht besser macht: Es gibt Fälle, bei denen sich mexikanische Drogendealer, dort „Narcos“ genannt, mit den Ureinwohnern verbünden, um den Anlagenbau zu sabotieren. Diese – teilweise berechtigte – Gegenwehr gefährdet den Ausbau und die Investition. Und daran hängt die Zukunft des mexikanischen Ökostroms.

Konstruktion des größten Windkraftprojekts Südamerikas startet 2019

In Mexiko gelten etwa zehn Prozent der Bevölkerung als Indigene. Fast 13 Millionen Menschen also, die ihre unterschiedlichen Weltsichten und Sprachen ausleben, wie „Adveniat“, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche, berichtet. Immerhin sind die Baufirmen dazu verpflichtet, die Öffentlichkeit über mögliche Schäden, Beeinträchtigungen und Akteure zu informieren.

Jacobo Mekler fungiert als Präsident der mexikanischen Vereinigung für Wasserkraft. Er ist daran gewöhnt, mit indigenen und nicht-indigenen Gemeinschaften zu verhandeln und sagt: „Wenn Sie nicht über das Geld und das Personal für die Verhandlung verfügen, kann es Probleme geben.“ Generell fordern internationale Finanzinstitutionen und die mexikanische Entwicklungsbank, dass die Sozialverträglichkeitsprüfung mit den Vorschriften der Weltbank übereinstimmt. Doch Papier ist geduldig.

Wenn man einmal von möglichen Querelen bei der Standortsuche absieht: Der Boom der erneuerbaren Energieformen geht weiter. In dem Land mit gut 127 Millionen Einwohner gibt es mittlerweile über 50 Windprojekte. Mehr als die Hälfte davon steht in der Region Tehuantepec. Jene Kraftwerke produzieren 4000 Megawatt Strom, was sechs Prozent der gesamten Leistung entspricht. So gilt der „Parque Eólico Reynosa“ als das größte Windkraftprojekt Südamerikas. Die Konstruktion soll 2019 starten. „Mexiko erlebt in seiner Energiepolitik einen historischen Moment“, sagt Adrián Katzew. Katzew arbeitet als CEO des Herstellers „Zuma Energía“. „Mit dem Bau des größten Windparks des Landes beteiligen wir uns mit einem mutigen Schritt hin zu erneuerbaren Energien.“

Bleibt zu hoffen, dass die mexikanische Regierung bei diesem Schritt den Ausgleich sucht und ihr an einer fairen Lösung gelegen ist. Davon würden die Menschen, das Land und der Klimaschutz profitieren.

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