Wer jemals einen platten Fahrrad-Reifen hatte, kennt das Problem: Das Flicken oder gar der Austausch kann sehr mühsam sein. Und die Reparatur fällt umso aufwändiger aus, je anspruchsvoller das Zweirad ist. Schließlich muss der betroffene Reifen abmontiert werden. Beim Hinterrad ist dann mindestens die Gangschaltung im Wege, beim Elektrofahrrad womöglich noch der komplizierte Antrieb.

Diese Probleme hatte auch der begeisterte Radsportler Gabriel Petrovan. Jahrelang zog er Schläuche so auf, wie das seit der Erfindung des Luftreifens in den 1880er Jahren üblich war. Doch der gelernte Maschinenbauer war mit der Prozedur nicht zufrieden. Er tüftelte herum und löste das Problem schließlich auf eine scheinbar schlichte Weise: Sein patentierter Fahrradschlauch namens Gaadi besitzt zwei Enden. Er ist also kein runder Reifen mehr, sondern eigentlich eine Schlange.

Und die lässt sich ganz einfach aufziehen. Das Rad muss dazu nämlich nicht mehr demontiert werden. Die beiden Enden werden im Mantel nur noch aneinandergedrückt.

Als Petrovan und seine beiden Mitstreiter ihre Erfindung 2013 auf der Branchenmesse Eurobike vorstellten war die Reaktion überwältigend. Die Jungunternehmer aus Mönchengladbach ernteten auf Anhieb einen Innovationspreis und stießen auf Rieseninteresse bei Rad-Enthusiasten.

Die kennen das Problem: Eine Reifenpanne kommt immer ungelegen. Oft dann, wenn Platz, Zeit und Gelegenheit für eine Reparatur fehlen. Auf einer Radtour, im Urlaub, beim Sport. Petrovans Patent erleichtert und verkürzt die Reparatur nun dramatisch. Besonders interessant ist das für die Besitzer von E-Bikes: Bei ihnen ist die Montage eines neuen Schlauches meist besonders kompliziert und beschwerlich. Viele E-Biker waren deshalb bislang mit der Reparatur überfordert.

Gaadi produziert in Tschechien

Eine tolle Erfindung, um die sich die Branche reißen würde, könnte man meinen. Doch die Tüftler vom Niederrhein machten zunächst viele schlechte Erfahrungen. „Etablierte Hersteller wie Continental oder Schwalbe winkten alle ab – die Serienfertigung sei nicht machbar, behaupteten sie“, erinnert sich der 51-jährige Petrovan. Wie sich herausstellte, lassen diese Unternehmen ihre Schläuche längst in China produzieren.

An einer Umstellung der teuren Produktionsmaschinen hatte dort aber niemand Interesse. In Tschechien wurden die Gaadi-Macher schließlich fündig. Dort produziert das Unternehmen Rubena jedes Jahr Millionen Fahrradschläuche nach traditioneller Methode. Seit einiger Zeit sind auch 150.000 Stück mit zwei Enden für Gaadi darunter.

Noch ist es also ein Nischenmarkt, doch die Innovation verkaufe sich gut. Über den Großhandel sei der neuartige Schlauch inzwischen bei allen Fachhändlern erhältlich, heißt es. Der Preis im Web-Shop von Gaadi: knapp zwölf Euro. Doch mit besserem Marketing sollte eigentlich noch viel mehr drin sein, glaubt Petrovan. „Wir wollen solche Dinge in Zukunft selbst übernehmen“, kündigt der Unternehmer an.

Gaadi will professioneller werden und auch die Herstellung in eigene Hände nehmen. Auch eine weitere Neuheit soll es bald geben. Dann müssten Gaadi-Radler vielleicht nicht einmal mehr unter verschiedenen Schlauchgrößen wählen.

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