Herr Keinberger, Sie haben mit Loxone den Anspruch, Weltmarktführer im Bereich Smarthome zu werden. Das ist ein ziemlich ehrgeiziges Ziel, schließlich treten Sie gegen nicht gerade kleine Konzerne wie Apple, Google und vor allem Amazon an. Wie wollen Sie als Mittelständler diese Giganten auf Abstand halten?
Wer heute im Internet nach dem Begriff Smarthome sucht, dem zeigt Google ganz oben beleuchtete Klodeckel an. Das sind Spielereien, da wollen wir nicht mitmischen. Uns geht es nicht um vernetzte Heizungsthermostate oder fernsteuerbare Steckdosen. Wir haben uns daher vergangenen Herbst den Anspruch gesetzt: No Gimmicks, Real Smart Homes.

Das klingt natürlich gut, soll aber was konkret heißen?
Als die Gründer von Loxone vor zehn Jahren ein Haus bauen wollten, haben sie feststellen müssen, wie schwierig und teuer es war, Smarthome-Funktionen ins Haus zu bringen. Es war für sie fast nicht realisierbar. So entstand ihr Traum, Smarthome-Systeme für jeden zugänglich zu machen. Das war die Geburtsstunde von Loxone.
Die Gründer hatten das Ziel, das Leben im Haus so sicher, komfortabel und energieeffizient wie möglich zu machen. Das Haus soll für die Bewohner denken, Prozesse steuern und Handgriffe erledigen. Die Bewohner müssen nichts tun, können aber jederzeit eingreifen. Wir haben eine Komplettlösung, in dem alles zueinander passt – und eben nicht nur einzelne Gimmicks.

Amazon baut gerade in den USA Musterhäuser, in denen die Kunden den Komfort der Smarthome-Systeme erleben sollen. Das sind doch schon ernstzunehmende Konzepte und nicht nur Gimmicks.
Zugegeben, aber Amazon bietet noch kein einheitliches geschlossenes System, sondern hat die Einzellösungen zusammengekauft. Sie müssen als Bewohner mehrere verschiedene Apps beherrschen. Eine zur Steuerung der Räume, eine für die Heizung, eine für die Alarmanlage, eine andere fürs Licht.

Deshalb setzt aber Amazon auch massiv auf seine Sprachsteuerung Alexa. Wenn ich der sage, „mache das Licht aus“ und „dreh die Heizung hoch“, brauche ich keine Apps und mir können die Systeme dahinter doch egal sein.
Wollen Sie einen Spion in den eigenen vier Wänden haben, der jedes Gespräch in die Cloud schickt und evaluiert? Sonst kann ja eine Sprachsteuerung nicht funktionieren. Außerdem soll das Haus ja selber wissen, was es zu tun hat. Ich will ihm nicht laufend Befehle geben müssen, darüber differenzieren wir uns. Aber wir wissen auch, dass die Sprachsteuerung große Wellen schlägt. Wir verweigern uns dem Trend nicht. Wer will, kann auch bei uns einen Sprachassistenten nutzen. Dem Besitzer muss nur klar sein, was er tut.

Amazon & Co. haben enorm viel Kapital auf der hohen Kante, um ihnen Kunden abzujagen. Macht Sie das nicht nervös?
Wir sind sehr dankbar, dass diese Wettbewerber in den Markt drängen, weil sie mit viel Budget die Werbetrommeln rühren. Damit wird das Thema Smarthome für jeden unübersehbar und unüberhörbar. Aber was wollen die Internetkonzerne in diesem Markt? Sie wollen die Verhaltensmuster der Bewohner kennenlernen. Informationen aufsaugen und alles über die Cloud auswerten. Loxone sagt ganz klar, die Daten aus dem Haus gehören dem Bewohner. Die gehen niemand anderes was an. Auch uns nicht.

Kommt diese Haltung bei den Kunden an?
Wir haben im deutschsprachigen Raum bereits einen sehr, sehr guten Marktanteil. Mittlerweile haben wir 70.000 Smarthomes ausgerüstet. Und wir wachsen schneller als der Rest der Branche…

…die Studien zufolge derzeit um mehr als beeindruckende 25 Prozent pro Jahr zulegt.
Stimmt. Damit steht uns jetzt der Weg Richtung Internationalisierung offen. Warum jetzt? Weil wir nun die nötigen Standards geschaffen haben. Uns hatten bisher noch zwei wichtige Bausteine gefehlt. Der eine ist ein Planungstool, mit dem es möglich ist, in weniger als einer halben Stunde jedes Haus zu planen, inklusive aller Komponenten und aller Funktionen. Das hat früher drei Tage Arbeitszeit gekostet.

Der andere Baustein ist die Autokonfiguration. Wenn alle Komponenten installiert sind, müssen Sie im Wesentlichen nur einen Knopf drücken. Und alle Funktionen sind aktiviert, so wie es geplant wurde. Früher bedeutete das einen weiteren Aufwand von drei bis fünf Tagen, je nach Komplexität noch länger. Damit sind 90 Prozent der Planung abgeschlossen, die letzten zehn Prozent, die Adaptierung an die individuellen Kundenwünsche ist dann extrem einfach. Wir trauen uns jetzt, wirklich international anzugreifen.

Wer ist denn Ihr typischer Kunde?
85 Prozent sind Besitzer von Einfamilienhäuser. Im nächsten Schritt sprechen wir verstärkt Projektentwickler an und wollen damit das Thema Eigentums- und Mietwohnungen mehr in den Fokus nehmen.

Sind für Mieter Ihre Systeme nicht zu teuer?
Jeder fünfte Befragte ist laut Studien bereit, eine höhere Miete zu akzeptieren, wenn das Haus mit Smarthome-Technik ausgestattet ist. Es existiert also eine Zahlungsbereitschaft. Damit unsere Preise im Rahmen bleiben, gehen wir aber auch unkonventionelle Wege. Wir verzichten zum Beispiel im Vertrieb auf den Großhandel, sondern arbeiten direkt mit einem starken Partnernetzwerk aus leidenschaftlichen und engagierten Smarthome-Profis. Und wir verzichten zusätzlich auf teure Messeauftritte.

Mit welchem Aufpreis muss ich denn bei einem Eigenheim mit Ihrer Technik rechnen?
Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche können Sie bei einer Vollausstattung mit einem Aufpreis von rund 20.000 Euro rechnen. In dem Betrag stecken aber auch die Kosten für die komplette Beleuchtung, die Audioanlage, die Beschattung und eine Video-Sprechanlage für die Haustür. Damit ist der Mehrpreis ausgeglichen. Und dann bekommen Sie 20 Smarthome-Funktionen damit eigentlich kostenlos obendrauf.

Herr Keinberger, vielen Dank für das Gespräch.

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