Die Förderung von Gold ist schädlich für Menschen und Natur. Häufig gelangt schwermetallhaltiger Abraum illegal in Gewässer. Zyanidhaltige Schlämme, die nach dem Anreichern des Edelmetalls zurückbleiben, vergiften Gebiete. Die erheblichen berufsbedingten Gesundheitsschäden lassen die Lebenserwartung der Arbeiter stark sinken. So warnt der „Leitfaden für die Beschaffung und Anfertigung fair gehandelter Produkte“ von Tollwood, einer Münchener Organisation für kulturelle Veranstaltungen und Umweltaktivitäten – und Organisator des gleichnamigen Festivals. Und leider sind die unsicheren Umstände oft die Norm: „Weltweit werden 75 Prozent des Goldes durch industriellen Bergbau gefördert. Die Klein- und Kleinstschürferinnen und -schürfer bauen den verbleibenden Rohstoff ab. Internationale Standards zur Verbesserung der Förderbedingungen werden kaum eingehalten.“

Was lässt sich tun? Mögliche Antworten finden sich in Südamerika. Dort betreiben einige Firmen saubere Minen und NGOs setzen sich für einen sauberen Abbau ein. Eine von ihnen ist OekoAndina. Sie will erreichen, dass die Minenbetreiber ihren Mitarbeitern den Gold-Weltmarktpreis bezahlen und auf den Einsatz von Chemikalien verzichten. Und einige Unternehmen machen schon vor wie es geht: In einem südamerikanischen Projekt in der Hochlandregion Puna wird das goldhaltige Material per Seifen aus den Flüssen und Bächen herausgeholt.

Werner Herget von OekoAndina betont, dies sei ökologisch verträglich, da die entstehenden Löcher im Flussbett bei den nächsten Hochwässern wieder gefüllt würden – „wie dies auch natürlich geschieht.“ Einzig die Bodenschichtung werde punktuell verändert. Das sei natürlich ein Eingriff in das Ökosystem, aber da punktuell, sei dies vertretbar. „Jedenfalls kommen keine Gifte, wie Quecksilber oder Cyanide zum Einsatz, welche die Umwelt schädigen könnten.“ Weiter sagt er: „Seit einiger Zeit ist es möglich, dass sich die ‚Mineros‘ für diese Tätigkeit in ein Register eintragen und eine geringe Steuer bezahlen. Damit sind sie auch im Sozialsystem und haben Anrecht auf Rente und Versorgung bei Krankheit. Ein Riesenfortschritt, denn das war vorher nicht so.“

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Ein weiteres Problem: Ein Großteil des Bergbaus ist nicht reguliert und läuft ohne Umweltverträglichkeitsprüfung oder Ausbildung der Bergleute ab. So gelangen große Mengen Quecksilber in die Atmosphäre, Sedimente und Wasserstraßen.

Quecksilber-Rückstände über lange Zeit

Herget sieht bei fast allen Minen Nachholbedarf. Immerhin gebe es aber weltweit keine vergleichbare Qualität der Goldgewinnung, „die sowohl ökologisch als auch sozial so wenig negative Spuren hinterlässt, wie dies in der Puna der Fall ist. Auch wenn die Mengen, die gewonnen werden, nicht groß sind.“ Andere Entwicklungsländer mit Goldvorkommen dürften als Reaktion auf die seit einigen Monaten wieder steigenden Preise für das Edelmetall ähnliche Umweltzerstörungen in Kauf nehmen.

Ist der Abbau einmal erfolgt, verbleiben die Schadstoffe lange Zeit in der Umwelt. So heißt es in einer Studie von 1994, die im Fachblatt „Applied Geochemistry“ veröffentlicht wurde, über den Goldabbau in Kalifornien: „Schwermetallkonzentrate erwiesen sich als Indikatoren für die Quecksilberbelastung – mit Konzentrationen von bis zu 7400 μg/kg in Sedimenten.“ Dabei endete das Schürfen dort bereits Anfang des 19. Jahrhunderts.

Peru will mehr Transparenz

Immerhin reagieren nun auch einige Staaten. In Peru sucht die derzeitige Regierung gerade nach dem besten Schutz für ihre etwa 70.000 informellen Bergleute. Dafür setzte sie das Programm „Oro Limpio“, also „sauberes Gold“, auf. Der stellvertretende Minister für Bergbau, Guillermo Shinno, erklärt: „Peru ist das erste Land in ganz Amerika, das den Abbau transparent macht und alle Einnahmen aus der mineralgewinnenden Industrie im Bergbau an regionale und lokale Regierungen verteilt.“

Ein Fortschritt für die Menschen? Oder frommes Wunschdenken eines Politikers? Denn in Peru blüht die Korruption. Das lässt sich besonders bei den lokalen Auswirkungen des Odebrecht-Skandals bestaunen. Diese seit Jahren währende Schmiergeld-Seifenoper rund um den brasilianischen Baukonzern brachte viele korrupte Politiker und Manager in lateinamerikanischen Staaten hinter Gitter. Und führte auch zum Rücktritt des ehemaligen peruanischen Staatspräsidenten Pedro Pablo Kuczynski. Selbst die Oppositionsführerin Keiko Fujimori sitzt in U-Haft. Es ist wenig wahrscheinlich, dass ausgerechnet beim Goldabbau alles mit rechten Mitteln zugehen sollte.

Sauberes Gold?

Die wenigsten Schmuck- und Goldinteressenten verschlägt es vor dem Kauf nach Südamerika. Trotzdem können auch sie aus der Ferne dazu beitragen, dass sich die Umstände verbessern. Der Schweizer Goldschmiedemeister Jörg Eggimann kämpft für einen Sinneswandel beim Gold. Sein Label Fair Trade Schmuck engagiert sich für mehr Transparenz bei der Herkunft von Edelsteinen, Gold und Silber. Die Förderbedingungen sollen klar deklariert werden. Damit gewann Eggimann vor ein paar Jahren den Swiss Ethics Award. Wenn der Käufer dann noch bereit dazu ist, mehr Geld für den Schmuck zu löhnen, könnte es doch noch etwas werden mit dem fairen Gold.

Ein anderes Beispiel ist Jutta Werling. Die nutzt für ihren Schmuck Gold vom Oberrhein. Dazu schreibt sie auf ihrer Webseite: „Wissenschaftliche Untersuchungen bewiesen, dass das Gebiet zu den goldreichsten Regionen Europas zählt. Das Rheingold befindet sich in ehemals aktiven Flussbänken, die nun dem Kies- und Sandabbau dienen. Aus 200 Tonnen Kies und Sand wird durchschnittlich ein Gramm Gold gewonnen.“ Und das ganz ohne Quecksilber und Cyanid.

Doch: Ist es realistisch, Gold nur noch bei uns vor der Haustür abzubauen? Nein, denn die gewinnbare Menge ist für die Nachfrage zu klein. Was würde helfen? „Die großen Probleme im Goldabbau werden mit Fairtrade nicht aus der Welt geschafft und das System kann nur sehr bedingt dazu beitragen, dass kein ‚dirty gold‘ mehr abgebaut wird. Aus entwicklungspolitischer Sicht ist es entscheidend, dass die Bevölkerung vor Ort wirtschaftlich vom Goldabbau profitiert“, heißt es dazu im Praxisprojekt Entwicklungszusammenarbeit der Universität St. Gallen. Geld, welches lokal in den Gemeinschaften bleibt. So könnte es klappen, doch das ist bisher nur selten der Fall.

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