Solarenergie kann mehr, als bloß Strom für die Steckdose zu produzieren – zum Beispiel heizen. Konzepte gibt es genug. Man kann es beispielsweise so machen wir Frau Marita. Die nutzt im chilenischen Valle de Elqui seit elf Jahren die Sonne als Heizquelle. Elf selbstgebaute Herde stehen dafür im Hof bereit. Mit denen sie gut köchelt. Innerhalb von zwei Stunden sind frische Speisen wie etwa der Rinderbraten fertig.

Oder man macht es so wie Werner Schneider. Der baute sich vor ein paar Jahren in sein Haus im Rheinland eine energieeffiziente Thermosolar-Anlage ein. Nun steht im Keller des 85-Jährigen ein großer Tank, der im gesamten Bungalow aus den 1960er Jahren das Wasser erhitzt. „Das war die beste Investition seit Jahren“, freut sich der Ingenieur. So senkte er die Kosten für die Warmwasseraufbereitung um 40 Prozent. Von der kleinen Gemeinde Wachtberg – bei Bonn gelegen – heißt es dazu: „In Deutschland kann eine Solaranlage etwa 50 Prozent der jährlichen Warmwasserbereitung eines Vierpersonenhaushaltes abdecken. Heizungsunterstützende Anlagen stellen – je nach Dämmung des Gebäudes – zusätzlich 10-40 Prozent der Heizwärme.“ Ist Solarthermie also der nächste logische Schritt, der auf den Solarstrom folgt?

Im Sommer bis zu 100 Abdeckung des Warmwasserbedarfs

Zunächst ein Blick auf die Funktionsweise. „Die Sonnenstrahlen erwärmen die Solarkollektoren auf dem Dach“, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie das System. „Die dann auf bis zu 90 Grad erwärmte Flüssigkeit zirkuliert zwischen den Kollektoren und dem Pufferspeicher in Form des großen Wassertanks im Keller hin und her. Der Wärmetauscher gibt die Solarwärme später an das Wasser im Pufferspeicher ab.“

Und weiter: „Erfahrungsgemäß kann eine Solarthermieanlage mit einer Größe von rund 1,5 Quadratmetern Flachkollektoren pro Person und einem Speicher mit etwa 300 Liter Inhalt im Jahresdurchschnitt rund 60 Prozent des Bedarfs an warmem Wasser decken.“ Im Sommer seien es 100 Prozent. Weiter heißt es: „Solarthermieanlagen können mithilfe von Systemreglern sehr gut mit vorhandenen Heizungen – also Erdgas, Heizöl, Pellets – kombiniert werden.“

Das klingt vielversprechend, aber wie immer bleibt die Frage nach den Kosten. Um ein Haus mit einer Solarthermieanlage auszustatten, muss der Hausbesitzer mit mindestens 3000 Euro rechnen. Je nachdem, wie viele Personen im Haushalt leben, steigt die Summe auf 8000 bis 10.000 Euro an. Handwerklich geschickte Bürger können die Anlagen mithilfe von Bauanleitungen aus dem Netz allerdings auch selbst errichten. Ein weiterer Anreiz für Zögernde: Teilweise gibt es für den Einbau der Anlagen eine staatliche Förderung.

Steigende Energiepreise machen Solarthermie attraktiv

Dass sich die Investition langfristig lohnen kann, liegt nicht zuletzt an den steigenden Energiekosten. „Die Energiepreise sind im vergangenen Jahrzehnt um acht Prozent pro Jahr gestiegen“, heißt es von der Gemeinde Wachtberg. „Manche Prognosen gehen zukünftig von einem noch stärkeren Wachstum aus.“

Das die Solarthermie auf dem Vormarsch ist, zeigen die Zahlen: Ende 2016 waren laut „Renewable Energy Policy Network for the 21st Century“ weltweit etwa 456 Gigawatt Solarthermiekollektoren für die Warmwassergewinnung installiert. Zum Vergleich: Im Oktober 2015 waren auf der Welt 438 Kernreaktoren mit insgesamt 379 Gigawatt Nettoleistung am Netz, wie die Internationale Atomenergie-Organisation meldet.

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