Im eigenen Müll zu sitzen klingt zunächst nicht gerade einladend. Es kann aber durchaus bequem und sogar stilvoll sein – vorausgesetzt Sie lassen sich auf Müll der Kunststoff-Recyclinginitiative The New Raw: Print Your City nieder. Das Zero Waste Lab ist das jüngste Projekt der Initiative, das sie in Zusammenarbeit mit Coca-Cola in Griechenland gestartet hat.

Das Ziel: Mit 3D-Druckern und einem Labor die Bürger an der Umgestaltung öffentlicher Räume beteiligen. Und das alles durch Recycling. „Kunststoff hat einen Konstruktionsfehler. Es ist so konzipiert, dass es für immer hält, aber oft verwenden wir ihn nur einmal“, sagen die Architekten Panos Sakkas und Fonteini Setaki des niederländischen Designbüros The New Raw. „Mit Print Your City wollen wir zeigen, wie sich Kunststoffe in langlebigen und hochwertigen Anwendungen einsetzen lassen.“

Das Konzept ist relativ simpel: Anwohner bringen ihren Plastikmüll ins Lab. Dort sortieren, waschen, zerkleinern und schmelzen ihn die Mitarbeiter zu einem druckbaren Material um. Dieses dient dann als Rohstoff für die digital entworfenen und schließlich 3D-gedruckten Möbel. Die neuen Stühle und Tische stellt das Team um Sakkas und Setaki dann in der Stadt verteilt auf. Jedes fertige Stück bekommt eine Metallplakette, auf der die exakte Kilogrammzahl des dafür genutzten Kunststoffs vermerkt ist.

In Thessaloniki stellte die Initiative im Januar neue Möbel auf, für die sie insgesamt 800 Kilogramm Kunststoffabfälle recycelt hat. Die Designer hoffen, bis zum Ende des Projekts vier Tonnen Plastikmüll wiederzuverwenden, was ihrer Meinung nach der Menge entspricht, die 14 Familienhaushalte in Griechenland produzieren. Das Projekt soll bis Mai 2019 laufen. In der zweiten Phase des Programms können die Teilnehmer über eine Onlineapp angeben, welche anderen nützlichen Objekte das Team 3D-drucken und in verschiedenen Stadtteilen aufstellen soll.

Greenwashing oder ernsthaftes Engagement?

Das Projekt dient auch zur Wissensvermittlung an die Bürger. Im Labor wird nicht nur gedruckt, die Anwohner erfahren auch mehr über den Recyclingprozess von Kunststoff, lesen über die Kreislaufwirtschaft und entwerfen neue Möbel für ihre Nachbarschaft.

Dass sich ausgerechnet Coca-Cola an dem Projekt beteiligt, klingt zunächst merkwürdig. Schließlich verpackt der Konzern seine Süßgetränke bevorzugt in eben jenem Plastik, gegen den das Projekt ankämpft. Denn trotz Pfand sind viele der Behälter Einweg-Flaschen, die nach Abgabe nicht wiederbenutzt werden, sondern im Müll landen.

Sicher, der Konzern bemüht sich in letzter Zeit redlich mit öffentlichkeitswirksamen Projekten. Beispiel: Die PlantBottle, die aus bis zu 30 Prozent pflanzlichen Materialien besteht. Ob das ausreicht, um das Desaster der Plastikflaschen-Einmalverpackungen wettzumachen, das beispielsweise in Peru für kilometerlange Plastikmüllberge sorgt, ist zumindest fraglich.

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