Viele Drohnen sind toll. Sie liefern Pakete mit Waren oder Lebensmitteln ins Haus, geben Tipps für eine bessere Landwirtschaft und stellen präzise fest, welchen Schaden ein Sturm auf dem Hausdach angerichtet hat. Drohnen können aber auch gefährlich sein. Sie liefern Drogen ins Gefängnis, lassen Sprengstoff auf Menschenmengen fallen und spionieren Firmengeheimnisse aus. Das ist bedrohlich, aber klar ist auch: „Drohnen verschwinden nicht mehr.“ Das sagt Jörg Lamprecht, der Gründer der Sicherheitsfirma Dedrone. Nach seinen Angaben werden weltweit jeden Monat eine Million der ferngesteuerten Flugobjekte verkauft.

Vor Jahren hatte Lamprecht den Drohnen-Hersteller Aibotix gegründet und erfolgreich gemacht. Heute entwickelt er Abwehrkonzepte für Angriffe von oben. Die besten Kunden seiner Sensoren und der zugehörigen Software sind inzwischen Gefängnisse in den USA und große Industriebetriebe.

Gefahren erkannt

„Als wir 2014 herauskamen haben noch viele gelacht“, erinnert sich Lamprecht. „Damals waren Drohnen schließlich klein und schienen harmlos.“ Das ist heute vorbei. Im Sommer gab es Berichte, wonach gegen den venezolanischen Staatspräsidenten Maduro ein Anschlagsversuch aus der Luft gestartet worden war. Und in US-Gefängnissen sind punktgenaue Lieferungen von Rauschgift und Waffen ans Zellenfenster längst Alltag.

Deshalb installieren immer mehr Haftanstalten Sensoren und Software von Dedrone. Damit werden die Betreiber rechtzeitig gewarnt und können sich auf die Eindringlinge einrichten oder zurückschlagen.

Größerer Markt in den USA

Die Firma ist inzwischen vom Gründungsort Kassel nach San Francisco übergesiedelt. „In den USA ist der Markt für Sicherheitssysteme viel größer“, begründet Lamprecht den Schritt. Auch US-Investoren sähen wesentlich schneller ein, warum man sich gegen Angriffe von oben wehren sollte.

Als Gegenmaßnahmen zur Abwehr von Attacken lassen sich Firmen viel einfallen. Auf der Teststrecke eines großen Autoherstellers zum Beispiel werden die Prototypen inzwischen mit Nebelkanonen ausgestattet. Ist eine Kamera-Drohne im Anflug, lösen die Ingenieure blickdichte Schwaden aus. Andere Firmen lassen ihre geheimen Fahrzeuge bei Alarm schnell in Zelten auf dem Gelände verschwinden. Wer sich nur vor neugierigen Blicken schützen will, schließt Vorhänge oder Jalousien, beispielsweise Promis, die Paparazzi-Fotos aus der Luft fürchten.

Absturz nur mit Genehmigung

Spionageangriffe gibt es allerdings nicht nur auf geheime Prototypen oder auf die Architektur von Neubauten. Mithilfe von Drohnen werden längst auch die Netzwerke von Unternehmen gehackt. Autonome Flugobjekte schweben dazu so nahe am Gebäude, dass sie sich ins Firmen-WLAN einloggen.

Wo Dedrone seine Sensoren installiert hat, sind Angreifer schon frühzeitig zu erkennen. „Wir bemerken anfliegende Drohnen einen Kilometer vom Objekt entfernt. Dann können wir den Piloten orten und rechtzeitig die Polizei informieren“, sagt Lamprecht. Eigentlich ginge noch viel mehr: Die Software kann die Drohne auch per Störsender zu Boden bringen. Dafür ist allerdings eine behördliche Genehmigung notwendig.

Bei Großveranstaltungen wird die gerne eingeholt, da sind Überflüge generell verboten. So schützte Dedrone vergangenes Jahr die Beach-Volleyball-Weltmeisterschaft in Wien vor Luftattacken. Auch die Mediendebatten zwischen Hillary Clinton und Donald Trump im Wahlkampf waren ein „Drone Free Zone“ – überwacht durch Dedrone.

In Deutschland spricht sich erst langsam herum, wie wichtig der Schutz vor Angriffen von oben sein kann. Aktuell stieg BMW-Erbe Stefan Quandt mit zehn Prozent bei dem Tech-Unternehmen ein. Er glaubt, dass die Stadt der Zukunft voll sein wird mit smarter Infrastruktur auch im Luftraum. Mit Dedrone-Technologie hofft Quandt auf neue Anwendungsmöglichkeiten. So könnten die Kommunen flächendeckende Netze aufspannen, um mit Drohnenhilfe ihre Bauwerke zu inspizieren oder Rettungskräfte zu lenken. Erste Gespräche dazu zwischen deutschen Rathäusern laufen bereits.

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