Firmenwagen sind rund um die Uhr auf der Straße? Denkste! Schlecht ausgelastete Poolfahrzeuge gibt es in vielen Unternehmen. Gut, manche sind speziell aus- und umgerüstet, aber grundsätzlich lassen sich diese durch Carsharing ersetzen.

Eine nicht repräsentative Umfrage auf der EDISON-Konferenz Fuhrpark- & Mobilitätsmanagement ergab, dass 70 Prozent der anwesenden Fuhrparkmanager ungebundene Fahrzeuge haben, die sich dafür eignen könnten.

Ein Unternehmen, das ein eigenes Carsharing aufgebaut hat, ist der Möbelbeschlag-Hersteller Hettich. Ein klassischer „Hidden Champion“ aus Ostwestfalen, der zwar dieses Jahr einen Milliardenumsatz anpeilt, „aber an unserem Standort sind wir um den Kirchturm gewachsen“, erklärt Sven Oßenbrink (Foto links, zusammen mit Peter Jegutzki vom Softwareanbieter Azowo).

Er ist für die Fahrzeugflotte verantwortlich und stand vor dem Problem, dass Hettich so weit gewachsen war, dass die Mitarbeiter größere Strecken zwischen den Unternehmensteilen zurücklegen mussten.

Zusammen mit Azowo setzte Hettich ein neues Flottenkonzept um. Aus einem Pool von ursprünglich 20 Fahrzeugen, die häufig nicht verfügbar waren, wurde ein Carsharing-Konzept. Mit einer klugen Steuerung lies sich die Auslastung um 55 Prozent erhöhen, die E-Auto-Nutzung sogar um 127 Prozent. Zudem sparte das Unternehmen – und die Mitarbeiter sind zufriedener.

Schwierigkeiten beim eigenen Carsharing

Ein Beispiel für jedes Unternehmen? Jan Künnecke, Produktmanager Corporate Carsharing beim Fuhrparkmanager Alphabet und ebenfalls an der Umstellung bei Hettich beteiligt, weist aber auch auf die Probleme hin: Nicht jeder Mitarbeiter verfügt über ein Dienst-Smartphone, die Buchung des Fahrzeugs muss also auch auf anderen Wegen möglich sein. Ein eigenes Carsharing für ein Unternehmen aufzusetzen sei sehr aufwendig. Auch auf den Datenschutz müssen Fuhrparkmanager achten – gerade wenn private Fahrten auch möglich sein sollen. Alles aber nicht unlösbar.

Und je häufiger ein Fahrzeug am Tag gebucht werde, desto mehr spare der Fuhrparkmanager. Poolfahrzeuge seien weniger flexibel. Und spätestens als Back-up könne auch das klassische Carsharing Gold wert sein – wenn der Pool leer ist, aber ein Mitarbeiter dringend fahren muss.

„Viele Anbieter sind schon auf Unternehmen als Kunden eingestellt, so lässt sich etwa bei der Buchung gleich eine Kostenstelle angeben“, erklärt Willi Loose vom Bundesverband Carsharing. Einzelne Anbieter richteten sogar für manche Unternehmen eine Station vor den Firmentoren ein – auch wenn sie öffentlich zugänglich bleiben muss. Dafür würden die Kunden von der bestehenden Infrastruktur profitieren – etwa den Buchungs-Apps, den Parkplätzen oder dem Rattenschwanz an Aufgaben, der beispielsweise auf einen Unfall folgt.

Beide Märkte wachsen. Carsharing ohnehin, aber auch der Corporate-Carsharing-Markt, bei dem die Unternehmen wie Hettich das Teilen von Fahrzeugen für ihre Mitarbeiter organisieren. 18.000 Fahrzeuge sind es heute laut Alphabet – dort schätzt man, dass sich die Zahl in den kommenden Jahren fast vervierfachen wird.

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