Wer ins Kino gehen möchte, um sich gemütlich zurückzulehnen und für zwei Stunden die Realität zu vergessen, ist dieses Wochenende im Kommunalen Kino in Freiburg falsch. Denn das Filmfestival Greenmotions möchte dort genau das Gegenteil bewirken: Augen öffnen, bewegen und zu Taten inspirieren.

„Unser Handeln wird am meisten dadurch gesteuert, was für Geschichten in uns drin ablaufen“, sagt Radwan Sabri, Mitorganisator des Festivals. Durch die Geschichten in den Filmen sollen die Menschen dazu inspiriert werden, ihr Leben zu verändern.

Vier Tage lang können sich Zuschauer in Freiburg Filme über Umweltaktivisten, innovative Energieprojekte und nachhaltige Ernährungskonzepte anschauen. Eine Gemeinsamkeit haben dabei alle Filme: Sie zeigen Lösungsansätze für die Probleme unserer Zeit. „Wir möchten den Menschen zeigen, wie schön die Welt sein könnte“, sagt Sabri. „Dann entscheiden sie sich vielleicht dazu, ihr Verhalten zu ändern.“ Nicht aus Angst oder Pflichtgefühl, sondern um die Welt ein bisschen besser zu machen.

„Fühlen, was passiert“

Sabri war vor zwei Jahren selbst als Zuschauer bei dem Filmfestival. „Ich bin damals direkt für drei oder vier Filme geblieben“, erzählt er. „Direkt nach dem Film kann man hier mit den Filmemachern diskutieren, das finde ich besonders toll.“ Nach dem Festival ist Sabri Mitglied in dem Verein geworden und organisiert die Veranstaltung nun selber mit.

Was als Projekt des Masterstudiengangs ‚Renewable Energy Management‘ begonnen hat, ist inzwischen ein erfolgreiches Event. Zum fünften Mal finden dieses Jahr die Filmvorstellungen statt. Außerdem gibt es einen eigenen Kurzfilmwettbewerb und eine Fahrraddisko, bei der der Strom für Licht und Musik auf Fahrrädern selbst erzeugt wird.

Filmemacher, Ingenieure und Studenten aus dem Verein wählen für das Festival jedes Jahr Filme aus, die es zwar nicht in die großen Kinos schaffen, aber Menschen für Umwelt-Themen begeistern sollen.

Dass Filme besonders gut geeignet sind, um Interesse an Umwelt und Nachhaltigkeit zu wecken, sieht auch die Leiterin des Filmhauses Nürnberg, Christiane Schleindl, so: „Filme lassen die Menschen nachspüren, was passiert. Das bringt viel mehr, als mit Informationen vollgestopft zu werden“. Erstmals hat das Filmhaus in Zusammenarbeit mit der Stadt Nürnberg dieses Jahr das sogenannte Energiewende-Filmfestival organisiert.

Warnung statt Hoffnung

Anders als in Freiburg standen dort auch einige Dystopien auf dem Programm. Also Filme, die zeigen wie schrecklich unsere Zukunft werden könnte, wenn wir nicht bald handeln. Wenn der Wasserspiegel weiter ansteigt und die Ressourcen knapp werden. Trotzdem soll durch diese Filme keine Panik verbreitet werden, meint Schleindl: „Es geht immer auch darum die Menschen zum Nachdenken zu bringen und zu fragen ‚Wo kann man anfangen?'“

Besonders wichtig waren in Nürnberg die Gespräche mit Experten nach den Filmen. „Wir haben gemerkt, dass in der Gesellschaft Diskussionsbedarf besteht“, sagt Schleindl. Die Zuschauer konnten Fragen an Wissenschaftler stellen und so mehr über Zusammenhänge und Hintergründe erfahren – zum Beispiel, wie das Netzwerk der Wissenschaftler für die Klimakonferenz funktioniert.

„Wir hatten hier sehr intensive Erlebnisse“, sagt Schleindl. „Wir konnten viel tiefer dringen, als ein Vortrag, zu dem man hingeht und dann hinterher vielleicht zwei Fragen stellt.“

Auch die Veranstalter von Greenmotions möchten verschiedene Menschen zusammenbringen: Vor allem sollen Menschen, die zwar motiviert sind etwas zu verändern, aber nicht so recht wissen, wie sie sich engagieren können, auf Menschen treffen, die Initiative gezeigt und Projekte aufgebaut haben. „Während des Films kann man sich richtig in die Personen hineinfühlen. Nachher mit den Filmemachern zu sprechen, ist dann die große Möglichkeit bei unserem Filmfestival“, sagt Sabri.

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