Herr Schrick, auf dem Autosalon in Genf zeigt Hyundai den neuen Kona mit Elektromotor, das neue Wasserstoff-Auto Nexo, das autonom und elektrisch fahrende Concept-Auto Le Fil Rouge sowie den Ioniq mit gleich drei alternativen Antrieben. Konventionelle Autos wie der i30 gehen dabei fast unter. Ist das nur meine Wahrnehmung – oder so gewollt?

Es muss Ihre Wahrnehmung sein (lacht). Wir wollen unserem Kunden die Mobilität bieten, die er sich wünscht, mit Verbrennungsmotor oder elektrischem Antrieb. Da haben wir inzwischen viel zu bieten, wir sind fast Vollsortimenter. Hyundai kann alternative Antriebe – aber auch Hochleistungsmotoren wie wir mit dem i30N belegen.

Ein Kompaktfahrzeug mit einem bis 275 PS starken Benziner. Wollen die Kunden wirklich noch so ein Auto?

Die Zahlen sprechen dafür. Ich freue mich jedenfalls riesig, dass wir in Deutschland derzeit den i30 zu über 20 Prozent in der N-Version verkaufen. Gerechnet hatten wir optimistisch mit zehn Prozent. Das kann über das ganze Jahr rund 3000 Hochleistungsautos bedeuten. Das hätten wir kaum zu träumen gewagt.

Da freut sich der Hobby-Rennfahrer.

Sicher. Aber wir sind derzeit der einzige Autohersteller weltweit, der alle wichtigen alternativen Antriebsformen in Serienmodellen im Angebot hat – Brennstoffzelle, Hybrid, Plug-in-Hybrid, vollelektrisch. Und jetzt gehen wir den nächsten Schritt und bringen mit dem Kona einen B-SUV mit elektrischem Antrieb, mit rund 500 Kilometern Reichweite und 204 Pferdestärken – da gibt es keine Reichweitenangst mehr und obendrein eine Menge Fahrspaß.

Da ist es ja nicht mehr weit zu einer N-Version. Ist das eine Überlegung?

N muss ja nicht immer laut sein und Benzin verbrauchen, sondern kann auch alternativ angetrieben sein. Unsere Ingenieure denken in der Tat darüber nach. Ob und wenn ja wann ein solches Fahrzeug kommt, ist noch ungewiss. Aber man sieht: Wir können nicht nur vernünftige Autos bauen, sondern kreieren mittlerweile über das Design und den Antrieb auch jede Menge Emotionen.

Für heftige Emotionen zumindest in Deutschland sorgt die Dieseldebatte.

Oh ja.

Die aktuellen Dieselmotoren von Hyundai verfügen lediglich über Speicherkatalysatoren und erfüllen damit nur die Abgasnorm 6 in der einfachsten Form, werden also unter Umständen nur eine hellblaue Umweltplakette erhalten. Ist es sinnvoll, diese Technologie noch fortzuführen?

Der Dieselantrieb bleibt eine wichtige Alternative. Wir werden noch im Laufe des Jahres neue Dieselmotoren mit der neuesten Abgasreinigungstechnik auf den Markt bringen und die Abgasnorm 6d-Temp erfüllen. Damit ist der Hyundai-Kunde in Sachen Dieselfahrverbot wohl auf der sicheren Seite.

Hyundai zieht also nicht wie Toyota die Reißleine und verabschiedet sich von der Technik?

Definitiv nicht. Diesel wird es noch lange geben. Ein Dieselmotor der Kategorie 6d zählt zu den saubersten Antriebsformen überhaupt. Wir haben uns zu bestimmten Klimazielen verpflichtet. Und diese ehrgeizigen CO2-Ziele können nur mit dem Diesel erreicht werden.

Oder mit einem Hybrid- oder Elektroantrieb.

Aber so viele Batterien können gar nicht produziert werden, um den gesamten Bestand auf Elektro umzustellen. Das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Und wenn der Kunde anders entscheidet und den Diesel links liegen lässt?

Der Kunde entscheidet sich für eine saubere Antriebsform, aber nicht für eine bestimmte Technik. Deshalb werden wir den Kona ab Sommer auch mit zwei neuen Dieselmotoren anbieten, die beide die neue Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllen. Ich glaube nicht, dass die Menschen, die heute Diesel fahren, morgen gleich auf einen Elektroantrieb umsteigen. Die wechseln im ersten Schritt eher zu einem Auto mit Hybridantrieb. Wer elektrisch fährt, zählt immer noch zu den Pionieren. Ich hoffe daher, dass die Verunsicherung der Kunden, die in Deutschland durch irrationale Diskussionen verstärkt wird, sich bald legt und wieder Vernunft einkehrt.

Ioniq sollte mal eine Submarke von Hyundai werden…

Wir verkaufen unsere Fahrzeuge von Ioniq über N bis hin zu unseren Volumenmodellen unter der Marke Hyundai und werden keine Submarken etablieren.

Auch wenn Ioniq keine Premium-Untermarke von Hyundai wird – wie schlägt sich das Modell, das ausschließlich mit alternativen Antrieben erhältlich ist?

Prächtig. Bei der Einführung habe ich von 2500 Fahrzeugen gesprochen, die wir in einem vollen Verkaufsjahr absetzen wollten. Tatsächlich haben wir im vergangenen Jahr über 5000 Bestellungen für den Ioniq erhalten. Davon die Hälfte mit einem vollelektrischen Antrieb. 40 Prozent waren Hybride, 10 Prozent Plug-in-Hybride.

Da haben Sie sich ja kräftig verschätzt.

Ja, man ist in der Regel nicht stolz, wenn man sich verschätzt. In diesem Fall können wir es aber sein.

Sind Sie nun optimistischer bei der Absatzplanung für den Kona Elektro?

Der Kona Elektro wird im Sommer in den Markt eingeführt – für das Rest-Jahr rechnen wir noch mit über 1000 Bestellungen und für 2019 mit über 3000. Die Nachfrage nach Elektroautos steigt deutlich. Aber trotzdem sind es insgesamt immer noch kleine Stückzahlen. Der Löwenanteil entfällt immer noch auf Benziner und Diesel.

Beim Ioniq übersteigt die Nachfrage nach der Elektrovariante inzwischen deutlich das Angebot. Wie schnell kann Hyundai die Kapazitäten erhöhen?

Nicht so schnell. Das liegt weniger an der Fahrzeugfertigung als an den Batterien: Wir bekommen nicht so viele Akkus, wie wir bräuchten. Deshalb bieten wir allen Kunden, die einen Ioniq Elektro kaufen möchten, ein Überbrückungsprogramm: Ab 149 Euro im Monat können sie einen Hybrid leasen. Sie brauchen sich dann um den Restwert keine Gedanken zu machen: Wenn der Stromer da ist, geben sie den Hybrid einfach zurück. Der Kunde kann so von Beginn an einen alternativen Antrieb fahren.

Wie lange fährt er dann Hybrid?

Die Lieferzeit für einen Ioniq Elektro liegt derzeit bei zehn bis zwölf Monaten. Sobald das Wunschauto da ist, kann er sofort wechseln.

Alternativ könnte man ja auch einen Nexo mit Brennstoffzelle wählen.

Dann ist man aber in einer anderen Preisklasse unterwegs.

Steht der Preis denn schon fest?

Noch nicht, aber es wird nicht mehr lange dauern, bis wir einen Preis nennen können. Klare Bestrebung ist, den Nexo auf gleichem oder niedrigerem Preisniveau zu positionieren wie den ix35 Fuel Cell.

…der rund 65.000 Euro kostet. Und mit welchen Stückzahlen rechnen Sie bei dem neuen Modell?

Kommendes Jahr werden wir in Deutschland nach Stand der Planungen über 100 Wasserstofftankstellen haben. Dann denke ich, werden wir vom Nexo 1000 und mehr Fahrzeuge verkaufen können.

Wie viele sind es aktuell beim IX 35 Fuel Cell?

In Europa sind es 500, in Deutschland 200, das sind 70 Prozent aller zugelassenen Brennstoffzellenfahrzeuge. Das Gros der Fahrzeuge ist im gewerblichen Einsatz. Aber etwa 20 Prozent werden von Privatkunden bewegt. Übrigens wollte ein nicht unerheblicher Teil der Kunden das Auto gleich kaufen, nicht einfach nur leasen.

Alles in allem scheint Hyundai einer der Profiteure der Verkehrswende zu sein. Hat sich das in der Jahresbilanz 2017 schon niedergeschlagen?

Im vergangenen Jahr haben wir in Deutschland 108.500 Autos verkauft und damit einen Marktanteil von 3,2 Prozent erreicht. Für dieses Jahr wollen wir mindestens ein Zehntel drauf legen. Das würde je nach der Entwicklung des Marktes einen Absatz von circa 110.000 Fahrzeugen bedeuten. Wir sind stolz, dass wir unter den Volumenherstellern mit 50 Prozent einen der größten Privatkundenanteile haben – über alle Marken hinweg sind es nur 36 Prozent. Das ist gut fürs Image und für die Rendite – auch unserer Händler.

Im Flottengeschäft haben Sie keine Ambitionen?

Doch, durchaus. Wir haben dort noch großes Potenzial. Nicht in den großen Flotten – das ist für uns zu kostenintensiv. Aber bei kleinen und mittleren Unternehmen wollen wir deutlich zulegen. Dort haben wir aktuell nur etwa zehn Prozent. Wir peilen 15 Prozent an – mit vernünftigen und gesunden Geschäften. Da wird man schon in diesem Jahr einen deutlichen Zuwachs sehen. Auch dank unseres wachsenden Angebots an Fahrzeugen mit umweltfreundlichen Antrieben.

Hinweis: Hyundai ist Partner von Edison. Dieser Text ist nicht im Rahmen dieser Kooperation, sondern redaktionell unabhängig entstanden.

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