Politiker haben manchmal überraschende Ideen, um dem ländlichen Raum zu helfen. In Bayern jedenfalls sieht die Landesregierung die Digitalisierung als Allheilmittel auch für das platte Land. Im umtriebigen München hält man das für „eine große Chance für den ländlichen Raum“, die klingende Vision heißt gar: „digitales Dorf“.

Selbst in der abgelegenen Oberpfalz sollen deshalb Zukunftsstrategien entwickelt werden, Digitalisierung zum Anfassen, wie das heißt. Mit einem mobilen Dorfladen ist im Nordosten des Bundeslandes gerade ein erstes Projekt gestartet. Nach modernen Technologien muss man allerdings etwas suchen.

Wenn jetzt in der Region Steinwald, nicht weit von der Grenze zu Tschechien, täglich ein Lastwagen voller Lebensmittel von Dorf zu Dorf fährt, erleben die Menschen eine moderne Variante des Tante-Emma-Ladens. Der Zwölftonner bringt ihnen Waren in Orte, in denen es weit und breit keine Einkaufsmöglichkeit mehr gibt. Gesteuert wird der Einsatz des mobilen Dorfladens mit modernsten Methoden, hinter dem Projekt steckt unter anderen die Fraunhofer-Gesellschaft. Sie begleitet den Weg zum „eDorf“.

Zweimal pro Woche steuert der Spezial-Lkw von MAN insgesamt 25 Ortsteile des Ortsverbundes Steinwald-Allianz an. Die intelligente Routenführung wurde mit Algorithmen festgelegt, schließlich sollen mit möglichst wenig Aufwand möglichst viele Menschen erreicht werden. Wer den Dienst nutzen will, kann direkt zum Lkw kommen und sich bedienen. Er oder sie kann allerdings auch vorab online bestellen und nur noch abholen – so wird das Projekt digital. Alle 15 Minuten überprüft das System automatische den Warenbestand im Lkw. Logistik und Kommissionierung der Waren werden per App geregelt.

Vor allem regionale Bio-Produkte im Angebot

Die Lieferungen sollen die Lebensqualität in der Region steigern. Die kann ihren Bewohnern zwar landschaftlich viel bieten. Das genügt aber immer weniger Menschen, dieser Teil der Oberpfalz leidet besonders an Abwanderung in die Ballungsräume. 15 Prozent weniger Einwohner bis zum Jahr 2035, lautet die aktuelle Prognose. Die Politik ist alarmiert: Das hier sei ein „Raum mit besonderem Handlungsbedarf“.

Der mobile Dorfladen soll also die Attraktivität in einer Region steigern, in der noch für die kleinste Besorgung eine Autofahrt von mindestens zehn Kilometern nötig ist. Abheben vom üblichen Discounter-Angebot auf dem Land wollen sich die kommunalen Betreiber durch das ökologisch durchdachte Sortiment: „Wir konzentrieren uns auf biologische und regionale Produkte“, sagt Martin Schmid, der das Projekt als Geschäftsführer mitgeplant hat. Steinwald ist offiziell eine „Modell-Ökoregion“, das verpflichtet auch für die weiteren Pläne als digitales Dorf.

So soll das Projekt die Bürger, den mobilen Dorfladen und auch die regionalen Erzeuger miteinander vernetzen. Schon heute lädt der Lebensmittel-Laster auf seiner Tour durch die malerische Landschaft immer wieder frische Ware ein: Eier und Mehl werden von örtlichen Bauern direkt ins Fahrzeug geliefert.

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