Der Winter kann kommen, auch nach Hallerndorf. Die kleine Gemeinde im oberfränkischen Landkreis Forchheim ist vorbereitet auf die kalte Jahreszeit – mit einem Nahwärmenetz, das seit Anfang 2017 rund 130 Gebäude mit Wärme aus erneuerbaren Energien versorgt.

Die benötigte Wärmemenge von drei Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugt ein zentrales Heizhaus im Dorf, das sonst vor allem durch seine Wanderwege und traditionsreiche Brauereien bekannt ist. Ein Drittel der Wärme produziert eine Solarthermie-Anlage – die angeblich größte ihrer Art in Bayern. Die restlichen zwei Drittel entstehen in den vier Biomasse-Kesseln, die nach Bedarf an- oder abgeschaltet werden können. Befeuert werden sie mit Holzhackschnitzeln und Pellets aus der Region. Holz und Sonne ersetzen so eine Wärmemenge, für die sonst 250.000 Liter Heizöl pro Jahr gebraucht würden.

Die Idee dafür hatte der Verein „Generation Erde“, der sich für eine lokale Energiewende engagiert. Vorbild war die Nachbargemeinde Willersdorf, in der die Biogasanlage eines Landwirtes inzwischen 100 Anschlussnehmer mit Wärme und Strom versorgt. „So ein Blockheizkraftwerk war bei uns nicht möglich, weil es in Hallerndorf keinen Landwirt mit Biogasanlage gibt“, sagt Bürgermeister Torsten Gunselmann. „Aber ein Neubaugebiet wollten wir zumindest mit erneuerbarer Wärme versorgen. Denn die Wärmewende hinkt in Deutschland noch hinterher.“

Versorgung für Hotel und Kindergarten

Auf Infoveranstaltungen stellte die Gemeinde das innovative Wärmekonzept vor, einige Bewohner des Ortes ließen ihre bestehenden Häuser daraufhin ebenfalls anschließen. Insgesamt sollen bis Anfang 2019 rund 150 Gebäude mit regenerativer Wärme beheizt werden – nicht nur private Häuser, sondern auch ein Hotel, der Kindergarten und eine Grundschule. Geplant und gebaut wurde die Anlage von der Naturstrom AG, die das Nahwärmenetz auch betreibt.

Mit rund 4300 Einwohnern ist Hallerndorf ziemlich überschaubar. Um die Abnehmer mit dem Heizhaus zu verbinden, genügten schon fünf Kilometer Rohrleitungen. „Mehr als zwei Kilometer ist keins der Gebäude entfernt“, sagt Gunselmann. Bei einem solchen Nahwärmenetz sind die Wärmeverluste natürlich viel geringer als bei Fernwärmenetzen, wie es sie beispielsweise im Ruhrgebiet gab. Die Abgase steigen nur über dem Heizhaus auf und nicht über zahlreichen Wohngebäuden. Und die zentrale Anlage kann wesentlich günstiger modernisiert werden, als wenn jeder Hausbesitzer das selbst tun müsste.

Wärme – und schnelles Internet

Als Extra legte die Gemeinde außerdem Leerrohre in die Leitungsgräben – für Glasfaserkabel, die künftig eine schnelle Internetverbindung ermöglichen sollen. „Das hat die Akzeptanz der zentralen Wärmeversorgung nochmal deutlich erhöht“, sagt Gunselmann. „Ökologie und eine moderne Ökonomie schließen sich eben nicht aus, sondern können sich durchaus ergänzen.“

„Die Wärmewende in Deutschland hat noch Luft nach oben“, sagt Nils Boenigk, kommissarischer Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). „Nur rund 13 Prozent des Wärme- und Kälteverbrauchs werden durch Erneuerbare Energien gedeckt. Hallerndorf zeigt uns, dass es anders geht.“ Und auch dort soll das Nahwärmenetz künftig noch weiter gesponnen werden.

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