Der Status als limitiertes Sondermodell hat ausgedient: Auf der CES in Las Vegas Anfang Januar hatte Nissan den Leaf 3.ZERO e+ vorgestellt – mit mehr Leistung und Reichweite. Ab sofort kann der Leaf e+ mit 62 statt 40 kWh großem Stromspeicher auch mit den Ausstattungen Tekna und N-Connecta bestellt werden. Und wird somit erschwinglicher als das teure und gut ausgestattete Sondermodell.

Das Interesse an dem Sondermodell war groß, wie Nissan betont. Fast 1300 der 5000 für Europa vorgesehenen Fahrzeuge seien innerhalb der ersten 24 Stunden verkauft gewesen, so der japanische Hersteller. Jetzt habe man seinen „vollelektrischen Weltbestseller noch genauer auf die Bedürfnisse von EV-Kunden zugeschnitten“.

Bislang ist diese Strategie aufgegangen – trotz einiger negativer Schlagzeilen (Stichwort „Rapidgate“). Denn wie Nissan gestern mitteilte, wurde weltweit das 400.000 Exemplar des Leaf verkauft – so viele wie bei noch keinem anderen Elektroauto weltweit. Aber Tesla holt mit dem Model 3 schnell auf und liegt schon bei über 200.000 Verkäufen. „Wir haben 2010 bei der Markteinführung des Nissan Leaf, des weltweit ersten serienmäßig hergestellten Elektroautos, an die Elektromobilität geglaubt, und wir glauben weiterhin daran“, so Ken Ramirez, Senior Vice President, Sales and Marketing, Nissan Europe. „Noch wichtiger ist es, dass mehr als 130.000 Nissan Leaf-Fahrer in Europa unsere zufriedensten Kunden sind.“

Während in der deutschen Zulassungsstatistik die Renault Zoë das beliebteste Elektroauto war, hatte europaweit der Leaf mit knapp 40.000 Exemplaren die Nase vorne. Einen großen Anteil daran hat Norwegen: Dort wurden über 12.000 Leaf verkauft, was das Nissan-Elektroauto zum meistverkauften Auto des Landes macht – Verbrenner mit eingerechnet.

Welchen Boost sich Nissan von dem Leaf e+ mit den kleineren Ausstattungen erhofft, lässt sich noch nicht absehen. Wohl auch, weil Nissan die Preise für die neuen Varianten noch nicht veröffentlicht. Da heißt es nur, dass der Leaf ZE1 MY19 40 kWh mit 110-kW-Motor zu Preisen ab 36.800 Euro weiterhin das Basismodell bilde.

Beim Leaf e+ steigt die Leistung von den bekannten 110 kW (150 PS) auf 160 kW (217 PS). Weitere technische Daten wie Beschleunigung oder Höchstgeschwindigkeit nennt Nissan noch nicht. Nur zur Batterie gibt es mehr Infos: Der Stromspeicher fasst jetzt 62 statt der bekannten 40 kWh des Standard-Modells. Die höhere Kapazität ist die Folge mehrerer Veränderungen, so wurden unter anderem 288 statt der üblichen 192 Zellen verbaut. Die 55 Prozent höhere Speicherkapazität sorgt für rund 40 Prozent mehr Reichweite. Diese geben die Japaner derzeit mit 385 Kilometern nach WLTP-Messweise an – dieser Wert ist aber noch nicht final.

In der Pressemitteilung geht Nissan allerdings nicht auf das Laden der neuen Batterie ein. Der Standard-Leaf verfügt über keine Flüssigkeitskühlung für den Akku. Wird die Batterie auf einer langen Fahrt mehrmals hintereinander mit Gleichstrom geladen, kann der Akku zu heiß werden und das Auto regelt die Ladeleistung unter die maximal möglichen 50 kW ab. Das kann zu deutlich längeren Ladezeiten führen. Bei neueren Fahrzeugen schien dieses Phänomen aber nicht mehr so stark aufzutreten.

Einem Bericht von Electrive zufolge soll aber auch der e+ über keine Flüssigkeitskühlung verfügen. Da die Ladeleistung mit der großen Batterie auch angehoben werden sollte, würde das eigentlich weitere Temperatur-Probleme nach sich ziehen.

Bekannt ist allerdings schon, dass Nissan für das Sondermodell 46.500 Euro aufrufen wird. Unklar ist noch, was später ein regulärer Leaf e+ mit einem normalen Ausstattungspaket kosten wird.

Parallel zu dem Batterieupdate wird die Sonderausstattung „3.ZERO“ auch für das 40-kWh-Modell verfügbar sein. Der Wagen kostet dann mindestens 40.300 Euro und basiert auf der „Tekna“-Ausstattung, also dem bisherigen Top-Modell. In der neuen Variante bietet der Wagen ein neues Infotainment-System inklusive Acht-Zoll-Touchscreen, das zusätzliche Konnektivitätsdienste wie die Door-to-Door-Navigation ermöglicht. Bekannte Systeme wie der ProPilot und das e-Pedal bleiben unverändert.

Mit einem Normverbrauch von rund 20 kWh auf 100 Kilometer (je nach Ausstattung knapp darüber oder darunter) kommt der 40-kWh-Leaf auf eine WLTP-Reichweite von 270 Kilometer. Da der 62-kWh-Leaf noch nicht final freigegeben ist, sind hier noch keine Verbrauchswerte bekannt. Es wird also spannend zu beobachten, wie er sich im Vergleich zu anderen Elektroautos schlägt. Das 204 PS starke Korea-Duo Hyundai Kona Elektro und Kia e-Niro mit 64-kWh-Batterie kommen auf einen Normwert von 450 Kilometer. Was der Leaf kann, müssen dann Tests im Sommer (und später vor allem Winter) 2019 zeigen.

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