Elektroautos sind nicht langstreckentauglich. Diese Meinung hängt nach wie vor in vielen Köpfen fest. EDISON ist zusammen mit Hyundai den Gegenbeweis angetreten. Mit einem Kona Elektro sind wir gemeinsam von Frankfurt aus nach Paris zur Mondial de l’Automobile gefahren, meist auch Pariser Autosalon genannt. Insgesamt fünf Fahrzeuge haben sich auf den Weg gemacht – sind auch alle angekommen?

Der Plan ist recht simpel: Die Strecke vom Startpunkt in Frankfurt bis zum Messegelände im Süden der französischen Hauptstadt ist ungefähr 600 Kilometer lang. Das schaffen wir selbst mit den Testfahrzeugen nicht – die Autos, die Hyundai bereitgestellt hat, sind mit der optionalen 64-kWh-Batterie ausgerüstet. Und die bietet eine WLTP-Reichweite von bis zu 482 Kilometern. Exakt so weit liegt auch das Hotel vor den Toren von Paris entfernt, in dem wir übernachten, bevor wir am nächsten Tag zum Schlussspurt Richtung Messegelände aufbrechen.

Sprich: Wir müssen es schaffen, die Reichweite (und damit den Verbrauch) des Normtests zu erreichen oder besser noch zu schlagen. Das sind eben jene 482 Kilometer oder ein Verbrauch von 13,3 kWh/100km. Der WLTP-Test ist zwar deutlich näher an einem realistischen Alltagsverbrauch als die alte NEFZ-Norm, aber es bleibt ein Test unter Laborbedingungen, der vor allem unterschiedliche Autos vergleichbar machen soll. Der reale Verbrauch hängt immer von dem jeweiligen Fahrprofil und der Umgebung (Temperatur, Topografie) ab. Beim WLTP-Test fallen solche Faktoren nicht ins Gewicht. Hier zählen Werte wie die Fahrdauer von 30 Minuten, die Strecke von 23,626 Kilometern, die maximale Beschleunigung von 1 Meter pro Sekunde^2 und die Höchstgeschwindigkeit von 131 Stundenkilometern.

Die Höchstgeschwindigkeit klingt nach einem passablen Autobahn-Tempo. Im Normtest wird sie jedoch nur für wenige Sekunden gehalten. Für uns ist Tempo 130 als Reisegeschwindigkeit also keine Möglichkeit. Wir halten uns eher an 90 bis 95 km/h Topspeed und versuchen, diese Geschwindigkeit möglichst konstant zu halten.

Wie das Auto beim Sparen hilft

Beim Strom sparen hilft auch der „Eco+“-Modus des Kona Elektro. Die durstigsten Verbraucher wie etwa die Heizung werden abgeschaltet, die Spitzenleistung von 150 kW etwas gekappt (bei einem Kickdown steht aber die volle Leistung zur Verfügung), der Motor reagiert etwas defensiver auf das Gaspedal. Bei Außentemperaturen zwischen 10 und 15 Grad war die fehlende Heizung kein Problem. Falls es etwas kühler wird, ist aber die Sitzheizung die bessere Option – sie verbraucht deutlich weniger Strom als das Heißgebläse.

Die Fahrt selbst verlief reichlich unspektakulär – wir waren selten so entspannt auf der Autobahn unterwegs. Nur einmal wurde uns bei dem Blick auf die Reichweiten-Anzeige bange: Als die Autobahn sich die zahlreichen Steigungen der Ardennen hinaufschlängelt, sank die Reichweite wegen der Topografie rapide. Zwischenzeitlich lag sie nur noch sieben Kilometer über der verbleibenden Strecke. Sobald das Gelände aber abflachte, sank der Verbrauch und der Reichweiten-Puffer stieg auf ein beruhigenderes Maß.

Sind wir also ohne Zwischenladen am Hotel angekommen? Die Antwort lautet jein. Das Hotel in der ländlichen Nord-Champagne war nicht darauf vorbereitet, über Nacht insgesamt fünf Elektroautos und einige Begleitfahrzeuge (Ioniq Elektro und Ioniq Plug-in-Hybrid) aufzuladen, damit wir am nächsten Tag unbesorgt nach Paris weiterfahren konnten – jaja, die liebe Infrastruktur. Besser sieht es an französischen Autobahnen aus, dort gibt es inzwischen an fast jeder Raststätte zumindest einen 50-kW-Lader. Richtig schnell ist anders, aber für uns reicht es aus. Hier laden wir einige Kilowattstunden nach, um für den nächsten Tag gerüstet zu sein. Die tatsächlich erfahrene Reichweite können wir aber anhand der Verbräuche errechnen.

Sparsamer als der Normverbrauch

Und dieses Ergebnis ist eindeutig: Vier von fünf Teams haben die WLTP-Reichweite sogar unterboten und wären mit einer Akkuladung von 64,2 Kilowattstunden zwischen 501 und 506 Kilometer weit gekommen. Über 500 Kilometer in einem Kona Elektro sind also keine Ausnahme, sondern wurden mehrfach bestätigt. Lediglich ein Team ließ es auf der deutschen Autobahn etwas zu schnell angehen und war wirklich auf die Ladestation auf dem Weg angewiesen. Alle anderen hätten es die 482 Kilometer bis zum Hotel geschafft.

Würden wir nochmals mit dem E-Auto nach Paris fahren? Ja, aber anders. Sich mit 90 Stundenkilometern zwischen den Lkw durchzuschlängeln und die Reichweite bis aufs letzte Bisschen auszureizen, kann, aber muss man nicht machen. Fährt man etwas schneller, sagen wir 110 km/h mit dem Tempomat, sinkt die Reichweite. Dann findet die nötige Pause eben ein oder zwei Raststätten früher statt – zwischenladen muss man ohnehin. Aber einmal nachladen reicht auf der 600-Kilometer-Strecke vollkommen aus.

Das entspricht in etwa der Strecke von München nach Berlin, Stuttgart nach Bremen oder Köln nach Dresden. Wie oft fahren Sie eine solche Strecke in Ihrem Alltag wirklich?

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