Geht es nach Elon Musk, ist die selbsternannte und weltweit zitierte „Produktionshölle“ bei Tesla zuletzt eher zu einer „Auslieferungshölle“ geworden. Tesla schafft es nach eigenen Angaben inzwischen, die Produktion stetig und kontrolliert hochzufahren – bekommt die gefertigten Autos mangels geeigneter Transporter aber nicht schnell genug vom Hof. „Wir haben an diesem Wochenende angefangen, unsere eigenen Transporter zu bauen, um Fahrzeuge auszuliefern“, erklärte Musk Anfang der Woche auf Twitter. Tesla arbeite daran, seine Logistik zu verbessern.

Doch auch die Produktionshölle hat Tesla noch nicht vollständig verlassen, denn ein Flaschenhals in der Fertigung des Model 3 bleibt: die Batterien aus der Gigafactory. Panasonic, das zusammen mit Tesla die weltgrößte Akkufabrik in der Wüste Nevadas betreibt, will nun seinen Teil dazu beitragen, dass mehr und mehr Model 3 zu den Kunden kommen. Die Japaner hatten versprochen, bis Ende des Jahres drei weitere Produktionslinien für die wichtigen Batteriezellen in Betrieb zu nehmen. Nun wollte man das vor dem angepeilten Termin erreichen, sagte Yoshio Ito, Chef der Automotive-Sparte von Panasonic, in einem Interview. Ein genaues Datum nannte er aber nicht.

„Der Flaschenhals für die Model-3-Produktion sind unsere Batterien gewesen“, so Ito. „Sie wollen nur, dass wir so viele wie möglich fertigen.“ Panasonic fertigt die Rundzellen im Format 2170, die Tesla dann zu einem Batteriepack zusammensetzt. Mit drei weiteren Produktionslinien wären dann insgesamt 13 Linien in der Gigafactory aktiv, was laut Ito eine rechnerische Gesamtkapazität von 35 Gigawattstunden ergibt. Auch Tesla hat offenbar seine ursprünglichen Pläne geändert: Etwa 30 Prozent der Zellen aus der Gigafactory hätten zu Heimspeichern wie der Tesla Powerwall zusammengesetzt werden sollen. Wie Ito jetzt in dem Interview verriet, werden derzeit noch alle Zellen wegen der hohen Nachfrage direkt in Model 3 eingebaut.

Im zweiten Quartal hatte Tesla 53.339 Elektroautos gebaut und davon 40.740 Fahrzeuge ausgeliefert. Das Model 3 nimmt dabei – trotz aller Verzögerungen – einem immer größeren Anteil ein. In einem Blogpost, der auf den 7. September datiert ist, schreibt Elon Musk, dass Tesla dabei sei, mehr als doppelt so viele Autos zu bauen und auszuliefern als im Vorquartal. Irgendwann im Jahr 2019 könne auch das Ziel von 10.000 Fahrzeugen pro Woche erreicht werden – eigentlich wollte Musk dieses Ziel bereits im laufenden Jahr erreichen.

Die Unterstützung von Panasonic mit der erweiterten Zellproduktion kann Tesla gut gebrauchen, denn das Unternehmen steckt in einer wichtigen Phase. Zum einen muss man den Investoren und über 400.000 Vorbestellern des Model 3 beweisen, dass man auch die Massenfertigung eines Autos beherrscht und die Nachfrage bedienen kann. Zum anderen wächst die Konkurrenz zumindest für das Model X: Mit e-tron, EQC und I-Pace drängen auch Audi, Mercedes-Benz und Jaguar in das Segment für Premium-Elektro-SUV – mit teils ambitionierten Plänen.

Kann Tesla auf der einen Seite das Premium-Kompaktsegment besetzen, wie es mit dem Model S und Model X bereits für Limousinen und großen SUV gelungen ist, hat man der europäischen Konkurrenz wieder mal ein Schnippchen geschlagen – für den Ruf von Tesla unabdingbar. Und kann sich Tesla trotz der (teilweise günstigeren) namhaften Konkurrenz bei den SUV wehren, bleibt auch das margenträchtige Volumen bei den großen Autos gesichert. Noch scheint der Markt für die E-Mobile nicht aufgeteilt – und es wird spannend zu verfolgen, wie sich der Markt entwickelt, wenn Tesla den Status als Quasi-Monopolist für Elektroautos mit hoher Reichweite langsam verliert. Jedes gebaute und ausgelieferte Fahrzeug hilft dabei. Auf der anderen Seite: Noch haben Mercedes und Audi keine E-Autos an ihre Kunden ausgeliefert. Wie sich dort die (nachhaltige) Nachfrage entwickelt, steht noch in den Sternen.

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