Wie Elon Musk als Unternehmer tickt, lässt sich leicht an dem obigen Bild erklären. Sekunden zuvor hatte ein Journalist gefragt, wann er denn mit Tesla Gewinne machen wolle. Die Reaktion zeigt: Er hatte sich keine Gedanken dazu gemacht. Weil es nicht auf seiner Agenda steht.

Dass Elon Musk sich selbst gerne inszeniert, ist für niemanden eine Überraschung. Beispiele gibt es zuhauf – ein Blick auf eine der großen Tesla-Präsentationen oder in Musks Twitter-Timeline genügt. Doch was der schillernde Tech-Milliardär am Dienstag fabriziert hat, ist selbst für Musk ein Spektakel: „Erwäge Tesla für 420 Dollar zu privatisieren“, schrieb er an seine über 22 Millionen Twitter-Follower. „Finanzierung gesichert.“

Zwei Sätze, die Chaos an der Börse auslösten – die Nasdaq setzte den Handel mit den Tesla-Papieren zwischenzeitlich aus. Ganz im Stile eines Donald Trump, der die USA eher per Twitter als über Gesetze regiert, zeigt auch Elon Musk einmal mehr, dass er nicht mit normalen Maßstäben zu messen ist – weder als innovativer Unternehmer noch als Chef einer Aktiengesellschaft.

Um die Maßstäbe doch etwas zurecht zu rücken: Bei 420 Dollar je Aktie wäre Tesla rund 64 Milliarden Dollar wert. Das ist mehr als jeder andere US-Autobauer (GM kommt derzeit auf 54 Milliarden Dollar) und liegt ziemlich genau auf dem Niveau von BMW. Aber: Während die Münchner 2017 umgerechnet 10,1 Milliarden Dollar verdient haben, hat Tesla im gleichen Jahr unter dem Strich 1,6 Milliarden Dollar verloren.

Dabei hatte die Börse gerade Hoffnung geschöpft, dass Musk künftig etwas gemäßigter auftreten könnte. Bei der Vorlage der Quartalszahlen am vergangenen Mittwoch gab sich Musk schon fast demütig. „Wir mögen den zurückhaltenden Ton im Ausblick des Unternehmens, vor allem, dass unnötige überzogene neue Ziele fehlen“, sagte damals ein Analyst. „Vielleicht spiegelt das einen vorsichtigeren Elon Musk wieder.“

Eine Woche später klingt das ganz anders. Ja, er überlege, Tesla zu privatisieren, schrieb Musk in einer E-Mail an seine fast 40.000 Angestellten, die er später auch auf dem Firmenblog veröffentlichte. Er halte das für den besten Weg, um ohne Druck von Quartalszahlen, „Angriffe“ von Spekulanten und „wilde Kurssprünge“ langfristig operieren zu können.

Sein Chaos-Tweet, der nun auch die Börsenaufsicht beschäftigt, war der beste Beweis dafür. An die Investoren war es eine klare Botschaft: Wer auf schnelle Gewinne aus ist, sollte die 420 Dollar pro Aktie nehmen und gehen – vor der Twitter-Eskapade lag der Kurs am Dienstag bei 343 Dollar. Wer hingegen an Musks langfristige Vision glaubt, sollte weiter an Bord bleiben. Es könnte sich lohnen. Irgendwann und irgendwie. Auf jeden Fall ganz ohne Quartalsberichte.

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