Damit Fahrzeuge einmal ganz von alleine fahren können benötigen sie Sensoren: Elektronische Sinnesorgane, die ihnen Angaben zur Umgebung liefern. Auf kurze Entfernungen funktioniert das zum Beispiel mit Ultraschall. Ein solcher Sensor schickt nach dem Vorbild der Fledermaus Schallwellen aus. Gegenstände oder Lebewesen in der Umgebung reflektieren diese Wellen, der Computer errechnet die Entfernung.

Bislang liefern solche Sensoren aber nur eindimensionale Darstellungen. Dreidimensionale Abbilder hingegen werden mit speziellen Kameras und Lasern gewonnen. Diese sind allerdings sehr teuer und zudem benötigt jedes autonome Fahrzeug gleich mehrere von ihnen. Das Start-up Toposens will diesen Markt jetzt aufrollen. Das Münchener Unternehmen hat Ultraschallsensoren entwickelt, die ein 3D-Abbild der nahen Umgebung liefern. Dennoch sollen sie nur einen Bruchteil anderer 3D-Produkte kosten. Das könnte den Weg zum autonomen Fahren deutlich beschleunigen.

Künstliche Intelligenz errechnet 3D-Bilder

Tobias Bahnemann ist einer der Gründer und der kaufmännische Kopf der Firma. Er zeigt sich überzeugt, dass Toposens mit seiner Technologie derzeit einzigartig in der Welt ist. Seine beiden Mitgründer haben mehrere Jahre an den Sensoren, vor allem aber auch an der Software dahinter gearbeitet. „Der Preis für 3D-Bilder wird damit um den Faktor fünf bis 50 sinken“, sagt Bahnemann.

Für die Umfelderkennung auf den ersten paar Metern hält er das Produkt seiner Firma für unschlagbar. Das liege auch an der robusten Bauweise. „Unsere Sensoren sind unabhängig von äußeren Einflüssen, anders als zum Beispiel Kameras, die nachts nur schlecht funktionieren.“ Dabei sind die einzelnen Bauteile gar nicht besonders aufwendig. Die Besonderheit des Systems der jungen Münchener liegt vielmehr in seiner Software. Sie verwendet unter anderem Künstliche Intelligenz, um in Echtzeit 3D-Bilder zu errechnen.

Die Kunden sind offenbar begeistert von den Möglichkeiten der neuen Technologie. „Wir sind aktuell ausverkauft“, freut sich der junge Gründer. Allerdings ist das Produkt „TS Alpha Devkit“ gerade erst herausgekommen, bald schon sollen größere Mengen davon produziert werden.

Ingenieure in anderen Firmen haben mit der Kombination aus Kamera und Sensor die Möglichkeit, eigene Anwendungen zu entwickeln. Die müssen nicht unbedingt im Auto sein. „Diese Sensoren sind für alle autonomen Systeme geeignet“, sagt Bahnemann. Das könne die Robotik ebenso sein wie Logistik oder digitalisierte Fabriken. Der Sensor wird in allen Fällen ein detailliertes 3D-Bild seiner näheren Umgebung liefern. Je nach Anwendung ersetzt er damit andere, teure Ultraschall-Sensoren, Kameras oder Laser.

Suche nach Investoren

Die Fühler der Münchener Gründer sind so klein und flexibel, dass Kunden sie in fast jede eigene Lösung verbauen können. Autohersteller könnten damit zum Beispiel Parklösungen anbieten, bei denen der Wagen sich selbständig einen freien Platz sucht. Auch eine komfortable Gestensteuerung des Autos durch seine Fahrerin kann mit den innovativen Sensoren ermöglicht werden.

Der nächste wichtige Schritt für das junge Unternehmen mit gerade mal einem Dutzend Mitarbeitern: Sie wollen Investoren finden. Bislang hat sich Toposens über Forschungsprojekte und Fördergelder finanziert. Jetzt möchten die Gründer weitere Geldgeber gewinnen. Bahnemann jedenfalls ist zuversichtlich, dass die Firmenräume mitten in Schwabing bald zu klein sein werden. In dem schicken Stadtteil residiert das Start-up bislang auf bescheidenen 150 Quadratmetern. „In einem halben Jahr spätestens brauchen wir mehr Platz“, sagt der Jung-Unternehmer optimistisch.

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