Vierzig Jahre nach Juri Gagarin, dem ersten Mensch im Weltall, folgte ihm der erste Weltraumtourist: Der US-amerikanische Raumfahrtingenieur und Unternehmer Dennis Tito. Dafür bezahlte er im Jahr 2001 20 Millionen US-Dollar. Ab 2018 sollen Touristen auch ohne Raumfahrt-Kenntnisse und für geringere Kosten die Erde von oben anschauen können. Die Raumfahrt-Industrie sieht in diesen „Urlaubskapseln“ ein Milliardengeschäft.

Tito verbrachte vor 17 Jahren insgesamt sechs Tage auf der Internationalen Raumstation ISS. Er hatte sich damit einen Traum erfüllt, wollte die Erde danach aber selbst nicht mehr verlassen. Doch ein verwegener, weit größerer Plan trieb ihn um: Die Mars-Mission. Denn zwar wollte er selbst nicht mehr abheben, anderen wollte er dieses Abenteuer aber ermöglichen – und es sollte noch weiter hinaus ins All gehen als bei seinem Ausflug.

Am 15. Januar 2018 wollte Tito ein Ehepaar zum roten Planeten schicken. Die beiden sollten den Mars umkreisen und wieder zurückkommen – in insgesamt 501 Tagen. Falls sie Probleme bekämen, wollte Titos Stiftung „Inspiration Mars Foundation“ eine Rettungsmission hinterher schicken. Schon kurz nach der Ankündigung verschwand das Projekt allerdings lautlos aus den Schlagzeilen. Nur eine – offiziell abgeschaltete – Homepage treibt noch ziellos in den Tiefen des Internets.

Milliardäre wollen den Weltraum erobern

Doch seit einigen Jahren liefern sich Milliardäre inspiriert von Tito erneut ein Rennen um den Start in den kommerziellen Raumfahrt-Tourismus. Der britische Milliardär und Abenteurer Richard Branson kündigte 2009 an, den Weltraum mit seinem Unternehmen Virgin Galactic zu „demokratisieren“. Ein Trägerflugzeug soll die Besucher im „SpaceShipTwo“ erst einmal auf 15 Kilometer Höhe bringen. Dort würde sich das Shuttle dann abkoppeln und mit Raketenantrieb auf 110 Kilometer Höhe steigen. Die beiden Piloten und sechs Touristen könnten dort einige Minuten Schwerelosigkeit erleben.

300 Weltraum-Fans hatten laut Branson das zweieinhalbstündige Abenteuer für jeweils 200.000 Dollar bereits fest gebucht. Als bei einem Probeflug ein Pilot ums Leben kam, wurde der All-Traum aber zum Albtraum. Die Mission stand kurz vor dem Scheitern. Branson gab jedoch nicht auf und holte die Saudis an Bord. Mit mindestens einer Milliarde Dollar wollten diese sich einen guten Start in das lukrative Geschäft sichern.

Amazon und Tesla stehen auf der Startrampe

Amazon-Gründer Jeff Bezos will mit der Befreiung von der Schwerkraft ebenfalls viel Geld verdienen. Milliarden aus dem Verkauf von Amazon-Anteilen hat er dazu in sein Raumfahrt-Unternehmen „Blue Origin“ investiert. Das Ziel: Sechs zahlende Hobby-Astronauten sollen auf einem Kurztrip die Schwerelosigkeit kennenlernen. Angepeilter Start ist noch dieses Jahr. Wie Bransons „Space­Ship“ kann auch Bezos‘ „New Shepard“ mehrere Reisen antreten. Seit dem ersten Probeflug 2015 ist die Rakete tatsächlich immer wieder senkrecht und sicher auf der Startrampe in Texas gelandet.

Das spektakulärste und vielleicht auch vielversprechendste Projekt ist aber „SpaceX“ von Elon Musk, dem US-amerikanischen Visionär, Tesla-Erfinder und Multimilliardär. Seine „Falcon Heavy“ ist die stärkste Rakete der Welt. Angeblich fliegt sie bis zur Umlaufbahn des Mars. Und sie hat bereits Nutzlasten transportiert – keine menschlichen, sondern eine technische: Die Rakete hatte einen roten Tesla-Roadster im Gepäck, der im All ausgesetzt wurde und seitdem die Erde umkreist.

Nur für gut betuchte Touristen

Für bemannte Reisen durch den Raum hat sich Musk ebenfalls ein hohes Ziel gesteckt: Noch 2018 sollen zwei Raumtouristen den Mond umkreisen. Weil das mit der „Falcon Heavy“ nur schwer möglich ist, wird zurzeit die noch stärkere „Big Falcon Rocket“ entwickelt. 2024 will Musk damit auch Touristen zum Mars bringen.

Für die meisten werden Reisen in den Weltraum aber vorerst unerschwinglich bleiben. Denn wegen der hohen Investitionskosten und der begrenzten Plätze in den Raumkapseln ist ein Massentourismus à la Mallorca im Sonnensystem bislang undenkbar. Günstiger ist der Urlaub in den unendlichen Weiten jedenfalls mit einer Virtual-Reality-Brille, die den Weltraum-Ausflug simuliert. Und sicherer ist es auch, wenn die Touristen beim Flug ins All mit beiden Beinen auf der Erde bleiben.

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