Es war eine erste Begegnung in dem Stil, wie man sie von der Kombination Las Vegas – CES erwartet: Sterling Anderson, der in der Entwicklung autonomer Systeme bei Tesla eine Schlüsselrolle inne hatte, schlendert mit schwarzen Kapuzen-Pulli unter dem dunklen Sakko daher.

Chris Urmson hingegen, als habe er kurz die Kaffeerunde mit Schwiegermuttern verlassen, um kurz im dritten Stock des Mandarin Oriental in Las Vegas vorbeizuschauen. Dort, wo der Autogigant VW und das Start-up Aurora erste tiefere Einblicke in ihre neue Partnerschaft geben.

Johann Jungwirth, von aller Welt nur JJ genannter Chief Digital Officer des Volkswagen Konzerns, lag optisch irgendwie in der Mitte. Dabei ging es um mehr als um eine Kaffeerunde: Die etwa zwei Dutzend Journalisten, darunter eine Handvoll aus Deutschland, erfuhren, dass hinter der Partnerschaft des Volkswagenkonzerns mit dem gerade einmal ein Jahr alten US-Start-up offenbar eine ganz große Beziehung unter Mobilitätsvisionären steckt, die sich schon lange schätzen.

Kontakt zu Google zahlt sich aus

Der Volkswagen Konzern und Aurora Innovation hatten vor wenigen Tagen im Vorfeld der CES die strategische Partnerschaft bei der Entwicklung selbstfahrender Elektrofahrzeuge bekannt gegeben. Das junge US-Unternehmen steuert dazu die System-Technologie zu. Was will der Branchenriese mit einem gerade mal vor einem Jahr gegründeten US-Start-up, mochten sich viele Beobachter gefragt haben: Ziemlich viel, wie sich bei einem ersten Treffen zeigte.

Jungwirth zeigte sich im Gespräch überzeugt, dass es bereits in weniger als vier Jahren autonome Fahrzeugflotten in einzelnen Städten weltweit geben wird. Damit vertritt der Digitalchef des Wolfsburger Konzerns eine optimistischere Position als etliche Branchenxeperten, die an einen Einsatz im größeren Stil in fünf bis zehn Jahren glauben.

„JJ“ Jungwirth erzählte aber auch von seinem ersten Treffen mit Chris Urmson vor sieben Jahren. Damals war der Aurora-Gründer noch Kopf des bahnbrechenden Google-Projekts zur Entwicklung selbstfahrender Autos. Der Kontakt ist nie abgerissen.

Nachdem Urmson dann 2016 ziemlich überraschend bei Google ausgestiegen war und mit Sterling Anderson und Drew Bagnell zwei Top-Leute von Tesla und Uber mit in die Führungsspitze von Aurora geholt hatte, habe man sehr schnell den Kontakt gesucht, so Jungwirth. Die Zusammenarbeit startete vor einem Jahr, also unmittelbar nach der Gründung von Aurora, und wurde vor sechs Monaten erheblich intensiviert.

„Riesiger Sprung“

Die Partnerschaft bedeute einen riesen Sprung für VW bei der Entwicklung des autonomen Fahrens, sagte Jungwirth nun in Las Vegas. Chris Urmson wiederum schwärmte geradezu von den enormen Möglichkeiten, die sich für Aurora ergeben. Die Energie, mit der Volkswagen an der Realisierung der Mission vom selbstfahrenden Auto arbeite, habe ihn „zutiefst beeindruckt.“ Durch die Zusammenarbeit erwarte er, schneller auf wichtige Stückzahlen beim autonomen Fahren zu kommen als mit kleinen Herstellern.

Jungwirth sieht das ähnlich. Deshalb stört es ihn auch nicht, dass Aurora fast parallel zum Deal mit VW eine Kooperation mit Hyundai geschlossen hat: Je mehr Modelle auf einer ähnlichen Technologie-Plattform basieren, um so schneller komme die Entwicklung des autonomen Fahrens insgesamt voran.

Es blieb aber nicht nur bei gegenseitigem Schulterklopfen, Jungwirth hatte auch konkrete Neuigkeiten mitgebracht: Beim ersten Modell aus dem VW-Konzern mit Technologie von Aurora an Bord wird es sich um das (auf EDISON bereits vorgestellte) Moia-Shuttle handeln. Zum Zeitpunkt äußerte sich Jungwirth nicht, er ließ aber durchblicken, dass möglicherweise noch in diesem Jahr ein solches Fahrzeug zu Testzwecken auf die Straße kommt. 2018 will VW insgesamt eine „hohe zweistellige Zahl“ voll autonomer Fahrzeuge in den Einsatz bringen und diese dann kontinuierlich steigern.

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