Sie sind mit dem Auto zu einem Termin in der Stadt unterwegs, ohnehin schon spät dran – und dann finden Sie einfach keinen Parkplatz. Wie schön wäre es da, das eigene Auto einfach zusammenfalten und wie ein Fahrrad an einen Baum anschließen zu können. Genau diese Vision will Professor Ullrich Hoppe von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin zusammen mit Studenten der Studiengänge Fahrzeugtechnik und Industrial Design wahrwerden lassen.

„Die Idee zu Dandelion, einem Auto, das man bei Bedarf aufblasen kann und das sonst keinen Platz wegnimmt, geistert schon seit der Kindheit in mir herum“, erzählt Hoppe. Konkret wurde es vor ein paar Jahren im Campingurlaub, „als unser Nachbar den Smart aus seinem Wohnmobil herausfuhr.“ Diese zusätzliche Mobilität im Urlaub war für ihn der Impuls, seinen Kindheitstraum in die Tat umzusetzen.

In einer Gesellschaft, in der freie Parkplätze immer stärker zur Mangelware werden und jeder Fahrer im Jahresdurchschnitt 41 Stunden auf Parkplatzsuche verbringt, ist es äußert praktisch, das eigene Auto flexibel verstauen zu können. „Einen Parkplatz mit einem Auto zu blockieren, das man nur einmal in der Woche braucht, ist nicht wirklich sinnvoll. Dann nehme ich das Auto doch lieber mit in die Wohnung, den Keller oder den Hausflur, wenn man es nicht braucht“, so Hoppe.

Ist ein Gummiauto nicht viel zu instabil?

Doch wie genau kann man sich so ein aufblasbares Auto in der Umsetzung vorstellen? Um im zusammengefalteten Zustand transportabel zu sein, soll das Leergewicht nicht mehr als 150 Kilo betragen. Darin sollen zwei Sitze integriert sein. Weiterhin ist im aufgeblasenen Zustand Platz für eine weitere Ladung, wie etwa einen Wocheneinkauf oder einen Hund. Betrieben werden soll das Gummiauto durch einen Elektromotor. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h ist das aufblasbare Auto natürlich nicht autobahntauglich. Es geht eher um langsame Urlaubs- oder Stadtfahrten. Trotzdem spielt der Faktor Sicherheit eine besonders starke Rolle.

„Allgemein erfahre ich viele Bedenken bezüglich der Crashsicherheit und der Stabilität – nach dem Motto, ein Gummiauto ist doch viel zu instabil“, berichtet Ullrich Hoppe über die häufigsten Zweifel an seinem Vorhaben. Für diese Probleme hat er sich jedoch eine Lösung überlegt: „Die Stabilität wird durch die selbsttragende Bodengruppe gewährleistet. Die Kräfte, die von der Aufhängung in das Fahrzeug eingeleitet werden, sind zu groß, um sie nur an aufblasbaren Elementen abzustützen, ohne dass es zu einer Beeinträchtigung des Fahrverhaltens kommt.“

Daher würden die Achsen an festen Strukturen aufgehängt, die schließlich als feste Hülle des zusammengefalteten Autos dienten. Ist das Auto einmal aufgeblasen, erweist sich das Gummi als äußerst stabil. Die Crashsicherheit eines normalen Autos erreicht das Dandelion damit zwar nicht, mit einem Motorrad oder Roller kann es aber mithalten.

Vorreiter auf dem Automobilmarkt

Vorreiter des aufblasbaren Autos sind zum Beispiel Schlauch- und Gummiboote, die mit Motoren betrieben werden. Zudem wurde bereits 1952 ein aufblasbares Flugzeug entwickelt, das die Grundsteine für die Technik, die Hoppe in seinem Projekt anwendet, gelegt hat.

Auf dem Automobilmarkt wurden bisher jedoch keine vergleichbaren Projekte umgesetzt. Bis Dandelion in die Serienproduktion gehen kann, wird es außerdem noch mindestens zwei Jahre dauern. Die genaue Entwicklungszeit hängt noch stark von den zur Verfügung stehenden Mitteln für die Produktion ab. Aktuell finanziert Hoppe das Projekt durch Grundmittel der Fachhochschule sowie eigene Mittel.

Um ein größeres Budget zu sammeln, ist er zudem auf der Suche nach einem Partner aus der Industrie und hat eine Finanzierungskampagne auf Startnext gestartet. Wenn alles nach Plan läuft, soll der erste Prototyp Ende 2018 bereit für die Einzelabnahme sein.

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