Noch in diesem Dezember will das britische Unternehmen Dyson mit dem Bau einer Autofabrik im südostasiatischen Stadtstaat Singapur beginnen. 2020 soll das Werk fertig sein, damit der Konzern 2021 sein erstes Elektroauto ausliefern kann. „Wir werden damit unseren Projektzeitplan einhalten“, verkündet Dyson-CEO Jim Rowan in einem Schreiben an alle Mitarbeiter.

Hinter dem Vorhaben steckt Firmengründer James Dyson (71), der gemeinsam mit seiner Familie das Unternehmen noch immer kontrolliert. Er hat in den Achtzigerjahren einen beutellosen Staubsauger entwickelt und ihn in den Neunzigerjahren erfolgreich vermarktet. Es folgten weitere Elektroprodukte wie Händetrockner, Föhne oder Klimageräte. Diese Geschäfte haben ihn zum Milliardär gemacht.

Seit bereits vier Jahren nutzt er das Knowhow seines Unternehmens in Sachen Elektromotor, Aerodynamik und Akkus, um ein Elektroauto zu entwickeln. Die Entscheidung für den Produktionsstandort Singapur ist kein Zufall. Dyson ist dort bereits seit elf Jahren präsent und beschäftigt dort heute 1100 Mitarbeiter, die Elektromotoren entwickeln und bauen. Im benachbarten Malaysia fertigen die Briten fast alle Produkte. Sie rechnen damit, die Mitarbeiterzahl in den kommenden fünf Jahren zu verdoppeln.

CEO Rowan begründet die Entscheidung für Singapur mit dem „Zugang zu wachstumsstarken Märkten, eine weitreichende Lieferkette sowie hoch qualifizierte Arbeitskräfte“ – auch wenn das Land „eine vergleichsweise hohe Kostenbasis“ habe. Sicherlich hat auch die Nähe zu China die Wahl des Standorts beeinflusst. Jake Dyson, Sohn von James Dyson und dessen designierter Nachfolger, hatte bereits im Frühjahr gegenüber EDISON angedeutet, dass dort der Marktstart für das E-Auto erfolgen wird.

Die Dysons lassen sich den Einstieg in die Autoproduktion einiges kosten. Insgesamt wollen sie zwei Milliarden britische Pfund investieren. Allein am Standort Hullavington Airfield, einem alten Militärflughafen in Großbritannien, wollen sie 200 Millionen Pfund in neue Gebäude und Prüfeinrichtungen stecken. 400 Mitarbeiter ist das Automobilteam bereits groß, 300 weitere sollen dazukommen.

Allerdings mussten die Briten zuletzt einen Rückschlag hinnehmen: Vor einigen Jahren haben sie für 58 Millionen Pfund das US-Start-up Sakti3 übernommen, das an einer vielversprechenden Technologie für Festkörper-Akkus arbeitete – die viel Energie speichern und damit potenziell auch für große Reichweiten im Elektroauto sorgen sollten. Vor kurzem wurde allerdings bekannt, dass Dyson 46,1 Millionen Pfund dieser Investition wieder abgeschrieben hat – weil es die damals zugleich erworbenen Patente nicht kommerziell nutzen kann. Der Weg zum Elektroauto kann also durchaus steinig sein.

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