Schon wieder ein neues Elektroauto. Inzwischen sprießen sie wie Pilze aus dem Boden. Doch das low-speed-electric verhicle – kurz LSEV oder kleiner Zweisitzer – ist anders. Auf den ersten Blick sieht das kleine Elektrofahrzeug so aus, als ob Ingenieure ein Spielzeugauto für ihre Kinder entwickelt haben. Doch das LSEV vom Start-up XEV kommt aus dem 3-D-Drucker.

Entwickelt haben die Italiener das E-Auto gemeinsam mit dem chinesischen Polymaker-Konzern, einem Spezialisten für 3-D-Druckmaterial, der für Forschung und Entwicklung verantwortlich war.

In diesem Sommer soll der LSEV in europäischen und asiatischen Städten rollen. Ende des Jahres soll er in die Massenproduktion gehen – vermutlich in Shanghai. Der zurzeit größte Markt für E-Autos. Im vergangenen Jahr wurden in China 777.000 Plug-In Hybride und reine Batterie-elektrische Fahrzeuge verkauft. Damit erzielten sie einen Marktanteil von 3,2 Prozent.

Kaufpreis: 8.000 Euro

Für 150 Kilometer reichen die Akkus des LSEV bei einer Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. Das ist im Vergleich zu anderen Stromern nicht viel. Dafür ist er fast unschlagbar günstig. Etwa 8000 Euro soll das Auto aus dem Drucker kosten. Offensichtlich ein Erfolgsmodell. Nach Angaben von XEV ist die Nachfrage groß. Etwa 7.000 Pre-Orders haben die Turiner erhalten. Darunter namhafte Unternehmen wie die italienische Post und viele chinesische Firmen, die sich für das günstige Stadtauto interessieren.

Der geringe Preis steht im Zusammenhang mit der vergleichsweise einfachen Herstellung. Nach Angaben von Zhu Li, Direktor des 3-D-Printing Cultural Museum in Shanghai, wurde die Anzahl der Kunststoffteile und Komponenten von mehr als 2.000 für ein herkömmliches Auto auf 57 reduziert. Außerdem dauert der komplette Druckvorgang nur drei Tage. Lediglich Teile wie Karosserie, Glas, Sitze und Reifen werden auf herkömmliche Weise produziert. Damit sind die Herstellungskosten nach Angaben von Guo Xiaozheng, Seniordesigner von XEV, um mehr als 70 Prozent gesunken. Auch beim Gewicht, das maßgeblich für den Energieverbrauch ist, konnte auf 450 Kilo reduziert werden – ohne Batterie.

Weitere Anbieter für E-Autos aus dem 3-D-Druck

Neu ist die Idee eines Elektroautos aus dem 3-D-Drucker nicht. Im vergangenen Jahr stellte der Österreicher Roman Haslauer den Kleinwagen „enjoy“ vor, der ebenfalls aus dem 3-D-Drucker stammt und ohne Akku etwa 800 Kilogramm wiegt. Die Außenhülle ist zudem mit einem speziellen Solarlack versehen worden, damit das Auto seinen eigenen Strom erzeugt. Wann „enjoy“ auf den Markt kommt, ist noch offen. Auch über Reichweite und dem Preis gibt es noch keine Informationen.

Bei dem tschechischen Designer Petr Chládek spielte der 3-D-Drucker für die Herstellung des „4ekolka“ ebenfalls eine wichtige Rolle. Auch Chládek setzt auf Gewichtsreduzierung und einen geringen Materialverbrauch. Der Preis soll nach Angaben des tschechischen Magazins hybrid.cz allerdings bei rund 11.000 Euro liegen und das Auto eine Reichweite von 200 Kilometer bieten.

Als Pioniere in Sachen 3-D-Druck von Autos gilt das amerikanische Start-up Local Motors, das schon 2015 das erste Auto aus dem Drucker präsentierte. Zwischen 18.000 und 30.000 Dollar soll „Strati“ kosten, maximal 80 km/h schnell sein, eine Reichweite von 100 Kilometern haben und in nur 44 Stunden hergestellt sein. Trotz aller Ansätze und Ankündigungen – eine Serienproduktion für ein 3-D-gedrucktes Auto gibt es noch nicht.

Genau das versprichen die Italienier mit ihrem LSEV. Bleibt abzuwarten, ob die Ankündigungen auch in die Praxis umgesetzt werden.

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