Wer noch knapp 750.000 Euro in der Portokasse hat und sich zu Weihnachten den Titel „erster privater Rennfahrer in einer Elektroauto-Serie“ schenken möchte, der sollte sich in den nächsten Tagen mal bei Christian Löer melden. Der Marketingchef von Jaguar Deutschland wird ihm das Geld wohl mit Freuden abnehmen. Im Tausch gegen einen einmaligen i-Pace.

Löer ist nämlich zugleich Teamdirektor-Deutschland der ersten weltweiten Rennserie für Elektro-Serienfahrzeuge. Die Briten haben die sogenannte e-Trophy ins Leben gerufen und starten am 15. Dezember mit 18 Fahrzeugen ihren Pokal. „Wir haben bemerkt, dass es am Rennwochenende der Formel E gar keine anderen derartigen Veranstaltungen gibt“, erklärt der Jaguar-Manager den Hintergrund des Engagements.

Im Vordergrund steht allerdings vor allem die Chance, mit dem i-Pace als erster Premium-Hersteller weltweit ein Modell im imageträchtigen Umfeld einer eigenen Rennveranstaltung zu präsentieren. Die Hauptrivalen Mercedes und Audi sind mit ihren Konkurrenzprodukten noch nicht am Markt – und Jaguar somit exklusiv bei den kommenden Veranstaltungen in den Innenstädten von Hongkong, New York oder Berlin präsent. „Das lassen wir uns nicht entgehen“, so Löer.

Wetten auf den i-Pace?

Gewinnen ist deshalb wohl auch nicht Hauptsache: Anders als in der Formel E liegt beim eigenen Markenpokal am Ende eh immer ein i-Pace vorn. Das deutsche Team um Hauptsponsor Viessmann geht darum auch mit der Newcomerin Celia Martin an den Start. Die 27-jährige Französin hat erst seit zwei Jahren eine Rennlizenz, aber schon jede Menge Erfahrung auf dem Nürburgring gesammelt – am Steuer eines Jaguar-Renntaxis vom Typ Jaguar XE. „Wir wollten unbedingt eine Frau im i-Pace haben“, gibt Löer unumwunden die Prämisse der Marketingleute vor.

Gelernt auf der Nordschleife
Martin hat schon viel Erfahrung auf dem Nürburgring gesammelt.
© Copyright Jaguar

In Deutschland fuhr sie als Pilotin junge Adrenalin-Fans in PS-starken Jaguar-Modellen durch die Nordschleife, jetzt gibt es nur noch Kilowattstunden. Aber auch im E-Antrieb stecke genug Power, um sie zu begeistern, sagt sie selbstbewusst.

Der Hashtag, den sie zur frohen Botschaft an die Instagram-Follower nutzte, #womeninmotorsport, macht deutlich: Noch fehlen Frauen bei Rennen. Trotz der großen Fußstapfen von Vorbildern wie Jutta Kleinschmidt oder Desiré Wilson. Und: Schön, dass sich die E-Mobilität auch hier vielfältiger zeigen kann.

Vollkommen identisch sind hingegen die Modelle der Batterie-SUV. Bei den zehn Läufen der Saison 2018/19 starten derer 18. Und zwar auf den gleichen Strecken wie die Formel-E-Fahrzeuge; und auch am selben Tag. Bei Motor und Batterie verwenden die Briten exakt dieselben Komponenten wie in der Serie. Die Kraftverteilung (in der Serie 48 zu 52 Prozent) kann der Fahrer aber manuell verteilen, per Rädchen am Lenkrad. Das ABS kann so ebenfalls in zwölf Stufen angepasst werden.

Das e-Trophy-Fahrzeug ist im Innenraum weitgehend entleert bis auf Fahrersitz und Überrollkäfig. Das Fahrwerk ist verbreitert, die Bremsen stärker, einige Alu-Bauteile sind durch leichtere aus Karbon ersetzt. Der i-Pace wiegt auch nach dem Entschlacken noch 1965 Kilogramm – das Serienfahrzeug ist 2208 Kilo schwer.

Allein 610 Kilogramm gehen auf die Batterie im Fahrzeugboden, die 90 Kilowattstunden Strom speichert. Die Antriebsleistung steigt von 294 auf 325 Kilowatt (441 PS), die Höchstgeschwindigkeit beträgt 194 km/h. Mehr braucht es auch nicht auf den engen Formel-E-Stadtkursen. Äußerlich fallen die i-Pace neben ihrer Kriegsbemalung vor allem durch die Aerodynamik-Kits mit ihrem martialischen Heckspoiler auf.

Mitfahren Plus

Wer die 750.000 Euro Eintrittsgeld bezahlt, bekommt dafür aber noch mehr als nur das Fahrzeug: Im „Arrive and Drive“-Paket enthalten sind auch die Startberechtigungen, technische Unterstützung von der Vorbereitung des Rennwagens bis zur Auswertung von Daten, die komplette weltweite Logistik für die Fahrzeuge, Ersatzteile sowie Rennreifen und Verschleißteile. Jaguar stellt zudem die Rennkleidung, Boxen und Garagen am Rennwochenende und sorgt für die Bewerbung der Veranstaltung über die Kanäle von Jaguar Racing und der ABB Formel E.

Und wenn der Elektrorennfahrer zum vorweihnachtlichen Start auch noch die Kumpels als Bewunderer einladen möchte, sind im Jaguar-Paket Hospitality-Bereiche für die Teilnehmer und ihre Sponsoren optional drin. Wem die Einladung nach Saudi-Arabien für seine Fans zu teuer oder zu verschleiert ist, der kann ihnen die 25 Minuten plus eine Runde Rennen auch im Livestream nahe bringen. Alles im Paket enthalten. Dabeisein ist schließlich alles – nicht nur für die Autoverkäufer.

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