Schnelligkeit auf zwei Rädern hat José Campillo und José Soriano schon immer angetörnt. An der Uni in Valencia gründeten die beiden Ingenieure deswegen bereits als Studenten eine Motorrad-Rennmannschaft, die Motor-UPV. Was blieb, war der Traum, ein eigenes schnelles Zweirad zu bauen.

Jahre später brachten sie den Ghatto G1 auf den Weg. Was sich wie gato, Katze auf Spanisch, anhört, ist ein schwarzer elektrischer Scooter, dessen futuristisches Design bereits für Aufruhr in der Szene gesorgt hat. Verantwortlich dafür ist der in der Autobranche international bekannte Designer Sento Pallardó.

Ghatto will mit seinem Scooter-Model urbane Motorradfans ansprechen und die öffentlichen Verwaltungen und Polizeistationen erobern. „Unsere Benchmark ist die BMW C Evolution. Sie ist in diesem Segment der E-Motorräder einfach die beste“, sagt Ghatto-Gründer José Soriano, der zurzeit noch parallel als IT-Verantwortlicher in der valencianischen Stadtverwaltung arbeitet.

Sauber, schnell und innovativ

Der Umweltaspekt war ihm immer wichtig. 2010 baute er als Student mit seinem Freund José bereits ein Biogas-Motorrad und ein weiteres aus Basaltfasern. Irgendwann haben die beiden aber gemerkt: Sie müssen auf elektrische Antriebe umsteigen, wenn sie schnell und zeitgemäß sein wollen.

Ihr aktueller Scooter verfügt zudem über eine integrierte, nicht zu knackende Blockchain-Plattform, die es ermöglicht, bestimmte Daten des Motorrades aus der Ferne abzufragen. Das soll unter anderem den Weiterverkauf erleichtern, da wichtige Fahrzeugeigenschaften dokumentiert sind, was sogar eine Probefahrt überflüssig machen kann. Auch lässt sich so der Tacho nicht manipulieren, um die Fahrleistung zu schönen. Jeden Sturz mit dem Fahrzeug registriert das System ebenfalls.

Die Ghatto G1 kostet rund 13.500 Euro und ist damit etwas billiger als der BMW-Konkurrent: „Und wir bieten zudem noch doppelt so viel Motorleistung und auch mehr Reichweite“, verspricht Soriano. Ihr Scooter kommt laut Norm 300 Kilometer weit dank eines Akkus mit 14,4 Kilowattstunden Kapazität und ist damit bereits gut positioniert unter den Elektro-Motorrädern. Die 70 Kilogramm schwere Batterie lässt sich mit einem Typ2-Stecker in weniger als zwei Stunden wieder aufladen.

Made in Spain mit einem Hauch von deutsch

Während viele in der Branche noch an der Zukunft der Elektromobilität zweifeln, haben die beiden Spanier keine Bedenken: „Die Energieeffizienz eines elektrisch betriebenen Motors liegt bei 90 Prozent, während der Verbrennungsmotor im besten Fall auf 45 Prozent kommt“, sagt Campillo, der CEO von Ghatto. Deswegen sei klar, dass die Mobilität künftig elektrisch sein werde. „Die Autoindustrie muss hier noch enorme Arbeit leisten.“

Bis Ende 2019 wollen die beiden Industrieingenieure 21 Scooter verkauft haben. Damit sind sie also noch keine Konkurrenz für BMW, die Münchener setzen bereits knapp 2000 Exemplare ihrer C evolution pro Jahr ab. „Wir haben langfristig vor allem den asiatischen Markt im Visier”, erzählt Campillo. Die beiden Ingenieure glauben, dass dort in Zukunft der eigentliche Wettbewerb um das elektrische Motorrad geführt werde. Derzeit konzentrieren sie sich aber auf Deutschland und Italien, wo die größte Nachfrage nach hochwertigen Motorrädern herrscht.

Ghatto finanziert sich derzeit mithilfe eines Branchen-Spezialisten, der bereits für viele deutsche Kunden gearbeitet hat und deswegen nicht nur Geld, sondern als Partner Erfahrungen und Kontakte in das Start-up einbringt. Kredite mussten die Valencianer nicht aufnehmen. Den Namen des Investors wollen sie erst ab 2020 preisgeben, wenn der internationale Verkauf richtig losgeht.

Die beiden Gründer produzieren derzeit auf Bestellung und im Industrie 4.0-Modus – mit augenblicklich zehn Mitarbeitern. Sieben flexible halbautomatische Produktionsmodule ermöglichen, 50 Motorrädern am Tag zu fertigen. Gearbeitet wird in drei Schichten. Der Arbeiter bewegt sich dabei fast nicht von der Stelle, weil er alle Komponenten in Griffnähe hat, die meisten davon produziert Ghatto selber. „Eigentlich war der Scooter mein Abschlussprojekt an der Uni“, erzählt Soriano, dessen Augen immer noch leuchten, wenn er seine Fabrik betritt: „Den Scooter jetzt vor mir zu sehen, ist wie ein kleines Wunder“.

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