Der neue Schuh kostet 350 US-Dollar, mit eigener App und kabelloser Lademöglichkeit. Klingt mehr nach Massenmarkt als Werbegag. Grund genug, sich den Nike Adapt BB genauer anzuschauen – und das unvermeidliche PR-Gerausche im Hintergrund mal lautlos zu stellen.

Der Sneaker wurde speziell für Basketballer entworfen. Bei der Sportmesse ISPO erklärte Nike das Bindeprinzip so: Nach dem Anziehen des Schuhs sollen ein spezieller Motor und ein Getriebezug die vom Fuß benötigte Spannung erkennen und ihn entsprechend anpassen, sodass der Fuß zu jeder Zeit den perfekten Halt habe: „Nutzer können per Druck auf einen Button am Schuh oder mit der Nike Adapt App jederzeit die Passform des Schuhs verändern“, verspricht Nike.

Bald sollen die Besitzer auch entsprechende Modi, wie Training, Spiel, oder ihr Warmup per Applikation am Schuh tarieren.

Magische Schuhe?

Doch weshalb gerade Basketball? „Wir haben Basketball bewusst als erste Sportart für ´Nike Adapt´ ausgewählt, da die Anforderungen der Athleten an ihre Schuhe hoch sind“, sagt Eric Avar, Nikes Vice President Creative Director of Innovation. Oder auch: Die NBA-Liga gilt als Gelddruckmaschine und setzt laut Wikipedia 4,8 Milliarden Euro um. Bei der Bundesliga waren es im selben Jahr – also 2016/2017 – „nur“ 3,3 Milliarden Euro.

Die Überlegung: Fans, die ihren All-Stars nacheifern, oder selbst spielen, geben für die Schuhe gern die 350 US-Dollar aus. Der Mindestlohnarbeiter in Chile muss schon 20 Tage lang arbeiten, bis er sich den Schuh leisten kann, Durchschnittsverdiener in Madagaskar ein ganzes Jahr – aber die gehören nun auch nicht zur Zielgruppe.

Das Design ist zurückhaltend, eine Nachjustierung ist über den Schuh selbst möglich, aber so richtig futuristisch wird es nicht: Kein Zischgeräusch, kein ruckartiges Zusammenziehen.

Preis hat sich mehr als halbiert

Kleiner Rückblick: 2016 kostete der „HyperAdapt 1.0“ noch 720 US-Dollar. Damals erklärte der Designer Tinker Hatfield bei dessen Einführung: „Es ist überraschend, einen Schuh in Betracht zu ziehen, der in Echtzeit erkennt, was der Körper braucht. Das eliminiert Ablenkungen, einschließlich mentaler Erschöpfung, und fördert somit die Leistung.“ Zur Zukunft dieser Technologie sagte er voraus: „Wäre es nicht toll, wenn ein Schuh fühlt, wenn er gequetscht oder gelöst werden muss?“ Da wollen sie also hin. Bald werden unsere Turnschuhe „lebendig“. Und das ist ja, bei aller Kritik an Kosten und Werbung, eine sinnvolle Sache.

Der Trend zum smarten Schuh scheint langsam – Achtung, Wortspiel – loszugehen. Auch in Deutschland können Schnürfaule den Schuh ab Sonntag bestellen.

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