Gemüse frisch vom Bauern aus der eigenen Region: Ist es nicht gut zu wissen, wo das eigene Essen herkommt? Im Supermarkt ist das meist nur schwer nachvollziehbar. Warum seine Lebensmittel also nicht anderswo beziehen? Das Konzept der solidarischen Landwirtschaft soll dafür sorgen, dass Konsumenten immer wissen, woher ihr Essen kommt.

Sie schließen einen Vertrag mit einem regionalen Produzenten ab, der sie wöchentlich mit Gemüse, Milch und anderen Erzeugnissen vom eigenen Hof versorgt. Dieses Konzept hat in beide Richtungen Vorteile: Für die teilnehmenden Höfe bedeutet die Solidarität der Konsumenten eine finanzielle Sicherheit in ernteschwachen Zeiten. „Konsumenten und Produzenten schließen einen Vertrag für eine Saison ab, der Produzent kalkuliert dabei ein Budget, mit dem er beispielsweise 50 teilnehmende Konsumenten versorgen kann und das die Mitglieder anteilig zahlen“, erklärt Carolin Gruber, die selbst Teil einer Solawi – so nennen sich die solidarischen Zusammenschlüsse – ist.

Vertrauen, Direktheit und Kostendeckung

Wie genau eine Solawi aussieht und strukturiert ist, kann von Ort zu Ort unterschiedlich sein. Durchschnittlich hat eine Gemeinschaft 100 bis 120 Mitglieder, es gibt aber auch deutlich kleinere und größere Zusammenschlüsse. Das hängt unter anderem davon ab, wie viele Kapazitäten die beteiligten Höfe haben, welche Lebensmittel angebaut werden und ob nur ein Hof oder mehrere Höfe beteiligt sind.

„Das Prinzip das allen Solawis zugrunde liegt, ist das gegenseitige Vertrauen, die Direktheit und die Kostendeckung für die Höfe“, fasst Gruber den Grundgedanken der solidarischen Landwirtschaft zusammen.

Administration per OpenSource Software

Hinter diesem Prinzip steckt jedoch ein nicht zu vernachlässigender Verwaltungsaufwand: Anteile müssen gerecht verteilt, Mitglieder verwaltet und Anbauflächen geplant werden. Weil ihnen hierfür bisher die passende Software gefehlt hat, hat sich die Gruppe „Sunu“ gefunden, zu der auch Carolin Gruber gehört.

„Sunu arbeitet an einer OpenSource Software, die alle wichtigen Grundfunktionen für eine solidarische Landwirtschaft bündeln soll. In unserem Team sind viele Mitglieder, die selbst schon mal an der Gründung einer Solawi beteiligt waren. Deshalb wissen wir, welche Verwaltungsaufgaben auf die Höfe zukommen und dass es dafür in Deutschland bisher noch kein passendes Programm gibt.“

Technik-Support aus der Schweiz

Eine ähnliche Idee wie die von Sunu gibt es bereits in der Schweiz. Die OpenSource Software OpenOlitor erfüllt dort bereits erfolgreich die Funktionen, die das Team von Sunu nun auch den deutschen Solawis zugänglich machen möchte. Daher haben sich die Gründer der beiden Initiativen zusammengetan und wollen OpenOlitor nun für den deutschen Markt anpassen.

„Neben kleinen Änderungen wie der Währung laufen in der Schweiz auch einige organisatorische Prozesse anders ab, die wir gerne anpassen möchten“, erklärt Gruber. So gebe es in Deutschland etwa viele Solawis, in denen die Mitglieder den Preis für einen Anteil frei wählen könnten. Dadurch haben auch einkommensschwache Menschen die Möglichkeit, Teil einer Solawi zu sein.

Der Starttermin für Sunu steht noch in diesem Jahr bevor: „Wir hoffen, die wichtigsten Anpassungen bis zum Sommer umgesetzt zu haben und dann die ersten Solawis durch OpenOlitor unterstützen zu können.“ Danach soll die Entwicklung der Software jedoch nicht stillstehen.

„Wir planen noch viele weitere Module einzubauen. Aktuell sind wir noch ein Projektteam, in Zukunft soll Sunu jedoch zu einem gemeinnützigen Verein umstrukturiert werden, in dem auch andere Mitglieder die Chance haben an der Entwicklung neuer Funktionen mitzuarbeiten.“ Damit das möglich ist, hat die Gruppe aktuell ein Projekt auf Startnext eingestellt.

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