Die Daten lesen sich beeindruckend: 1397 kW (oder in der alten Welt 1900 PS), 2.300 Newtonmeter Drehmoment und schneller als 400 km/h. Und dennoch soll der Pininfarina Battista mit einer Batterieladung 500 Kilometer weit kommen.

Über Sinn oder Unsinn solcher Leistungsdaten lässt sich natürlich diskutieren. Dennoch wird der Battista wohl einen Platz in dieser Welt haben – in gut geschützten Sammler-Garagen. Denn in erster Linie ist der Pininfarina ein seltener und hochemotionaler Sportwagen – nur eben mit Elektroantrieb statt Benzinmotor.

Wie es der Name Pininfarina schon nahe legt, ist der Battista ein echtes Designerstück geworden. Dass es ein Elektroauto ist, ist dem Battista nicht wirklich anzusehen. Zumindest auf den ersten Blick. Denn wo bei einem Benziner armdicke Endrohre aus der Karosserie ragen würden, ist beim Battista der Ladeanschluss verbaut. Die Proportionen und Linien drumherum sagen aber nur eines: Ich bin ein Sportwagen.

Die ersten Bilder des Pininfarina Battista sehen Sie hier:

Der nach Unternehmensgründer Battista „Pinin“ Farina benannte Wagen wird von Paolo Pininfarina betreut, Battistas Enkel und aktueller Vorsitzender der Pininfarina SpA. Die ersten Exemplare des „luxury electric hypercar“ sollen Im Jahr 2020 ausgeliefert werden – genau wie die zweite Generation des Tesla Roadster.

„Mein Großvater hatte immer die Vision, dass es eines Tages eine eigenständige Modellreihe der Marke Pininfarina geben wird“, sagt der Enkel. „Für mich war ‚Battista‘ der einzig richtige Name für ihn.“

Ab Ende 2020 werden maximal 150 Exemplare des Battista zu einem Preis von voraussichtlich über zwei Millionen US-Dollar erhältlich sein. Gegenwärtig sind jeweils 50 Fahrzeuge für die USA, für Europa sowie für die Region Nahost/Asien vorgesehen.

Aber der Battista wird wohl nicht lange der einzige Pininfarina bleiben. „Heute ist ein wichtiger Meilenstein für die Markteinführung von Fahrzeugen der Marke Pininfarina“, kündigt Markenchef Michael Perschke an. „Wir haben ein ausgefeiltes Konzept erstellt, auf dessen Basis ein bahnbrechendes, vollständig elektrisch angetriebenes GT-Auto ab 2020 auf den Markt gebracht werden soll, und nun wählen wir die Partner und Lieferanten, um diesen Traum wahr werden zu lassen.“

Der Antrieb kommt aus Kroatien

Bei einem Partner ist die Wahl schon gefallen: Den Antriebsstrang des elektrischen Supersportwagens liefert Rimac zu. (Das hatten wir im September bereits berichtet.) Das kroatische Unternehmen von Mate Rimac baut selbst elektrische Supersportwagen und soll in der Partnerschaft mit Pininfarina „Batterie- und Antriebs-Expertise, Software und Hardware“ beisteuern. Der Vertrag umfasst laut einer Pressemitteilung ein Volumen von 80 Millionen Euro. Im Frühjahr hatte Rimac auf dem Genfer Autosalon den „C_Two“ vorgestellt mit fast 2000 PS und ebenfalls einer Beschleunigung von weniger als zwei Sekunden von 0 auf 100. Rimac war zuletzt im Juni in den Schlagzeilen, als Porsche mit zehn Prozent bei dem Sportwagenbauer eingestiegen war.

Die Partnerschaft mit Rimac ist nicht die einzige indirekte Verbindung zwischen Pininfarina und Porsche: Christian Jung wechselt von Faraday Future als Chief Technical Officer zu Pininfarina – vor seiner Station in Kalifornien war Jung für Elektroantriebe bei Porsche zuständig und damit an der Grundlagenentwicklung des Porsche Taycan beteiligt. „Ich bin ganz begeistert mitzuerleben, wie diese nachhaltige, äußerste spannende Technologie jetzt an der Schwelle zum großen Durchbruch steht“, sagt Jung. „Wir sehen typische Familienfahrzeuge mit Elektroantrieb, der jetzt als praktische Alternative zu fossilen Brennstoffen die Straßen erobert. Mein Ziel ist jedoch, mit meinem Team bei der Entwicklung des PF0 und künftigen Fahrzeugen der Marke Automobili Pininfarina ein Know-how im Bereich Elektroantrieb aufzubauen, aus dem Fahrzeuge mit aufregender Leistung entstehen, die im Alltag leicht handzuhaben sind und einfach verblüffen und begeistern.“

Aufregend ist das wichtige Stichwort von Pininfarina. Die italienische Marke gehört seit 2015 zum indischen Mahindra-Konglomerat. Der Konzern ist neben dem Bau von Traktoren, IT- und Finanzdienstleistungen schon heute im Autobau aktiv: Unter der Bezeichnung Mahindra & Mahindra fertigen die Inder Geländewagen und Elektroautos vor allem für den Heimatmarkt. Den besonders aufregenden und begehrenswerten Teil seiner Mobilitäts-Vision kann und will Anand Mahindra, Kopf des Konglomerats, nicht unter seiner bekannten Marke umsetzen. Aus diesem Grund hat er nach der Übernahme der traditionsreichen, 1930 gegründeten Pininfarina S.p.A. mit Sitz in Turin die unabhängige Firma Automobili Pininfarina gegründet – mit Perschke an der Spitze und dem Unternehmenssitz in München. Langweilig und gewöhnlich ist also nichts, was Pininfarina mit dem Battista verbinden will.

Damit der Battista sich aufregend fährt, ist auch Nick Heidfeld an dem Projekt beteiligt. Der ehemalige Formel-1-Pilot, heute in der Formel E in Diensten von Mahindra unterwegs, soll mit seiner Motorsport-Erfahrung von über 20 Jahren als Testfahrer bei der Abstimmungsarbeit helfen. „Nick Heidfeld hat mehr Rennerfahrung in der Formel E als jeder andere Fahrer“, so Perschke, „und wir freuen uns sehr, dass er uns ab nächstem Jahr dabei unterstützen wird, den Battista mit einer elektrisierenden Leistung auf Motorsport-Niveau auszustatten.“

Der Superrenner soll ein Sammlerstück werden

Dem Chef von Automobili Pininfarina ist aber klar, dass die Fahrleistungen nicht das Alleinstellungsmerkmal seines Wagens sein werden – gerade bei dem Firmennamen. „Kaufgrund wird zu 50 Prozent das Design sein“, gibt Perschke die Richtung vor. Schließlich ist Design die Spezialität von Pininfarina, die bereits legendäre Autos für Ferrari, Maserati oder Alfa Romeo gezeichnet haben.

Nur so kann er sich von dem technisch verwandten Rimac C_Two abheben oder auch von einem Tesla Roadster, der laut Elon Musk auf ähnliche Beschleunigungswerte kommen soll – zu einem Bruchteil des Preises. Während die Kalifornier mit einem Preis von 215.000 Euro auf dem Niveau von Ferrari, McLaren oder den teuersten Porsche-Modellen liegen wollen, peilt Perschke für sein Erstlingswerk einen Verkaufspreis von „unter zwei Millionen Euro“ an. Ein zweites Elektro-Modell, man munkelt ein SUV, ist bereits in Arbeit. Zu höheren Stückzahlen und geringeren Preisen.

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