Noch ist es ruhig in Bobadilla. Gerade einmal 480 Menschen wohnen in dem Dorf in der spanischen Provinz Málaga. Die Siedlung liegt im Herzen Andalusiens, umrahmt von Feldern, Hügeln und Olivenhainen. Einzige Sehenswürdigkeit ist der 130 Jahre alte Bahnhof mit den braunen Mosaikverkleidungen in der Wartehalle. Unweit der Gleise soll die verschlafene Ortschaft nun zu neuem Leben erwachen. In einer alten Wartungshalle für Züge plant das kalifornische Start-up Virgin Hyperloop One ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für seine Überschallröhrenzüge. Auf 19.000 Quadratmetern sollen ab 2020 bis zu 300 Mitarbeiter in Bobadilla an neuen Technologien und Komponenten für den Hyperloop forschen.

Anfang August hat das Unternehmen dafür eine Vereinbarung mit der spanischen Eisenbahn-Behörde Adif getroffen. Rund 500 Millionen Euro will das Start-up des Selfmade-Milliardärs Richard Branson in den Bau des neuen Zentrums investieren. Im Gegenzug erhält Virgin Hyperloop One von der spanischen Regierung Darlehen und Zuschüsse in Höhe von 126 Millionen Euro für den Bau des Forschungszentrums und die Tests. Adif erhofft sich von der Kooperation viel: „Die Vereinbarung mit Virgin Hyperloop One wird dazu beitragen, unsere Führungsrolle bei der Entwicklung von Verkehrsinfrastrukturen auf internationaler Ebene zu stärken“, schreibt das staatliche Unternehmen.

So soll Hyperloop One einmal funktionieren:

Immer mehr Tech-Firmen ziehen nach Andalusien

Tatsächlich ist Virgin Hyperloop One bei Weitem nicht das einzige Unternehmen aus dem High-Tech-Sektor, das Andalusien für sich entdeckt hat. Die Region im Süden Spaniens zählt mittlerweile mehr als 9000 Start-ups und Tech-Unternehmen und ist damit auf dem besten Weg, zu einem der bedeutendsten High-Tech-Standorte der Europäischen Union zu werden. Unweit von Bobadilla liegt etwa das sogenannte Railway Innovation Hub mit Niederlassungen von Voltrain, Schneider Electric, Alstom und Bombardier. Im weiteren Umland unterhalten unter anderem AEI, AERTEC, Airbus und IBM Forschungszentren. Vor Ort gibt es also bereits eine Infrastruktur und das nötige Personal ist auch vorhanden.

Hyperloop geht auf eine Idee des Tesla-Gründers Elon Musk zurück. Das Konzept sieht vor, Kapseln mit bis zu 1200 Kilometern pro Stunde durch luftleere Röhren zu schicken, die wahlweise auf Pfeilern ruhen oder unter Wasser verlaufen. Distanzen zwischen Metropolen sollen dadurch zu Nahverkehrsfahrten zusammenschrumpfen. Seit einigen Jahren wetteifern Start-ups darum, das Milliardenprojekt zu verwirklichen. Dabei zieht es sie immer häufiger nach Europa. Neben Virgin Hyperloop One hat auch Konkurrent Hyperloop Transportation Technologies bereits eine Niederlassung in Europa aufgebaut. Die Forschungseinrichtung befindet sich im französischen Toulouse, wo unter anderem auch der Flugzeugbauer Airbus seinen Firmensitz hat. Im April hat Hyperloop Transportation Technologies dort den Bau der ersten Hyperloop-Strecke Europas in Angriff genommen. Noch in diesem Jahr soll das 320 Meter lange System auf dem Firmengelände einsatzbereit sein.

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