Obwohl wir es oft vergessen, sind wir ständig von Wasser umgeben. In der Atmosphäre der Erde befinden sich rund 12.900 Kubikkilometer Wasser. Umgerechnet sind das fast 13 Billiarden Liter. Zugegeben: Das ist nur ein winziger Bruchteil der gesamten Wasservorkommen der Erde und ihres Umfelds. Es ist aber immerhin genug, um die gesamte Erdoberfläche mit einer zweieinhalb Zentimeter tiefen Pfütze zu überziehen.

Das amerikanische Start-up Zero Mass Water möchte diese Wasserquelle anzapfen. Dafür hat es das „Source“-Solarpanel entwickelt, das Sonne und Luft in trinkbares Wasser verwandelt. Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine ganz normale Photovoltaik-Anlage, doch der zweite Blick zeigt, dass das standardmäßige PV-Panel um zwei poröse, wasserbindende Bauteile erweitert ist. Diese Konstruktion setzt man sich auf das Hausdach wie normale Solaranlagen.

Wie verklumpender Zucker

Wenn dann die Sonne scheint, zieht das Panel Luft aus der Umgebung an. Die Luft wird durch einen Kondensator geleitet und das aus dem Wasserdampf entstehende Wasser läuft in einen Tank, wo es aufbewahrt werden kann. Die Hersteller beschreiben den Prozess als ähnlich zu dem, der Zucker in einem offenen Gefäß mit der Zeit verklumpen lässt. Das entstandene Wasser wird noch im Tank mit dem in Trinkwasser üblichem Magnesium und Calcium versetzt. Das soll den Geschmack verbessern und das Wasser gesünder machen. Den sich selbstsäubernden Wassertank können Nutzer direkt an einen Wasserhahn im Haus anschließen, so dass sie nur den Hahn aufdrehen müssen, um ihr Solarwasser trinken zu können.

Am Tag soll eine Standard-Panel-Konstruktion bestehend aus einer PV-Anlage und zwei Source-Panels durchschnittlich zwischen vier und zehn Liter Wasser produzieren. Für viele Haushalte bedeutet das, dass sie gar kein Wasser mehr kaufen müssen.

Je nach Sonneneinstrahlung und Luftfeuchtigkeit kann die Menge aber schwanken. Natürlich sind Gegenden mit hoher Luftfeuchtigkeit und viel Sonne im Vorteil, aber auch in trockeneren Gebieten schneiden die Panels nicht viel schlechter ab. Der Tank einer Konstruktion speichert bis zu 60 Liter, so dass man nicht alles Wasser sofort trinken muss.

Selbstlernende Panels

Alle Source-Panels sind mit dem Zero Mass Water Hauptquartier verbunden. Das analysiert, wie die Anlage unter bestimmten Temperaturen, Luftfeuchtigkeits- und pH-Werten arbeitet. Durch maschinelles Lernen sollen die Panels immer effizienter werden. Und sollte mal etwas kaputt gehen, merken das die Zero Mass Water Mitarbeiter direkt und können versuchen, den Schaden ferngesteuert zu beheben.

Auch die Besitzer haben Zugriff auf diese Daten. Sie können sie per App verfolgen. Dort können sie auch checken, wie viel Wasser im Tank ist oder wie die Wetterbedingungen in den kommenden Tagen sein sollen. So können sie vorausplanen, wie viel Wasser Source in nächster Zeit produzieren wird. Warten muss man die Anlage kaum. Einmal im Jahr muss man einen neuen Luftfilter einsetzen, alle fünf Jahre braucht es eine neue Patrone, die das Wasser mineralisiert.

Wasser für Luxusvillen und Flüchtlingscamps

Seit sechs Jahren arbeiten die Gründer um Cody Friesen an den Source-Panels. Entwickelt haben sie diese an der Arizona State University. Vor zwei Jahren haben sie die ersten Test-Anlagen in acht unterschiedlichen Ländern installiert. Eines ist auf dem Dach einer teuren Villa in Kalifornien, eines auf einem Waisenheim im Libanon, ein drittes produziert Wasser in einem jordanischen Flüchtlingscamp und wiederum ein anderes dient als Wasserstelle für Tiere in einer Wüste in Arizona.

Nachdem das Start-up 24 Millionen US-Dollar von Investoren eingesammelt hat, sind die Panels vor Kurzem in den USA auch für die Öffentlichkeit zu kaufen. Friesen sieht keine Einschränkungen und hofft, dass sowohl Privathaushalte als auch Schulen und Unternehmen in Städten und ländlichen Räumen die Anlagen auf ihr Dach bauen.

70.000 Plastikflaschen weniger

Wirklich für Jedermann sind die Panels aber nicht. Gerade als Lösung der Wasserknappheit in trockenen und armen Gebieten der Welt werden sie wohl nicht dienen, den vorerst bleiben sie noch ein Luxusobjekt, das sich nicht jeder leisten kann: 4000 US-Dollar plus Steuern kostet eine Standard-Anlage, dazu kommen nochmal über 500 Dollar für die Montage auf dem Dach.

Das Start-up rechnet damit, dass sich die Investition für Familien, die vorher regelmäßig Wasser gekauft haben, nach rund fünf Jahren auszahlt. Das ist die Hälfte der prognostizierten Lebensdauer der Panels.

Immerhin: Der Umwelt tut man einen großen Gefallen, wenn man sich ein Source-Panel auf das Dach setzt. Über die gesamte Lebensdauer soll eine Anlage soll dafür sorgen, dass rund 70.000 Plastikflaschen weniger verkauft werden.

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2 Kommentare

  1. Reinhard Toobe

    Hallo und guten Tag,
    kann man von dieser Firma, Source-Panels, auch Anteile kaufen?
    Für eine kurze Info wäre ich dankbar.
    Mit freundlichen Grüßen
    Reinhard Toobe

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    • Franz W. Rother

      Das weiß ich nicht zu sagen. Bitte einmal direkt kontaktieren.

      Antworten

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