Aufzufallen gehört für Katharina Kreitz zum Alltag. Kaum ein berufliches Gespräch, bei dem die junge Münchnerin nicht darauf angesprochen wird, wie besonders sie doch sei. Zunächst einmal einfach, weil sie da ist: Kreitz ist Gründerin und Ingenieurin. In einer Umgebung, in der fast nur Männer vorkommen, macht sie das schon beinahe zum Einhorn. Gespräche darüber führt die 31-Jährige zwar immer wieder.

Deutlich lieber unterhält sie sich aber über ihr Unternehmen Vectoflow. Auch das bietet etwas Besonderes. Das Start-up produziert mit einer speziellen Technologie so winzige Sensoren, dass diese selbst auf empfindlichen Drohnen eingesetzt werden können. Dort sorgen die Strömungssonden dafür, dass Fluggeräte nicht aus ihrer Bahn geworfen werden.

Kreitz und ihre beiden Mitgründer haben ein spezielles Verfahren entwickelt, um die Sonden per 3D-Druck zu produzieren. Sie sind dadurch viel kleiner und robuster als herkömmliche Sensoren, die aus unterschiedlichen Teilen zusammengesetzt werden. Mit solchen Produkten hatte Katharina Kreitz einst als angestellte Ingenieurin unangenehme Erfahrungen gemacht: „Die Dinger waren einfach schlecht“, erinnert sie sich an ihre Praxis bei Unternehmen wie Nasa oder Airbus. Weil sie unzufrieden mit den vorhandenen Messgeräten war, gründete die Ingenieurin schließlich ihr eigenes Unternehmen.

Winzig – dank 3D-Druck

„Wir messen vor allem in der Luft“, erklärt Kreitz das Aufgabenfeld. Dort registrieren ihre Sensoren Geschwindigkeit, Druck, Temperatur und die Richtung einer Strömung. Hauptsächlich geschieht das in der Luft- und Raumfahrt, aber auch im Schiff- und Autobau. Meist bei extremen äußeren Bedingungen. Die Sonden müssen bis zu 1000 Grad Celsius aushalten, etwa in einer Flugzeugturbine.

Windkanal
Im Windkanal werden die Sensoren von Vectoflow getestet.
© Copyright Vectoflow

Beim Druck der Sonden verwendet Vectoflow deshalb spezielle Keramiken, Metalle oder Kunststoffe. Das Ergebnis muss außerordentlich robust sein. „Sonst brennen die Sensoren einfach weg“, sagt Kreitz. Die Messgeräte müssen aber auch winzig sein, um den Flug nicht zu stören. Obwohl sie an der Spitze bis zu sieben Messlöcher besitzen, sind manche Sonden dort nicht einmal einen Millimeter breit. Solche Mikro-Dimensionen macht der 3D-Druck möglich.

„Mathe ist cool“

Auch Drohnen werden durch diese Sonden stabil in der Luft gehalten. Dabei geht es allerdings nicht um fliegendes Kinderspielzeug, sondern um teure, kommerzielle Anwendungen von autarken Flugobjekten. Hier sind weniger hohe Temperaturen als plötzlich auftauchende Windböen das Thema. „Um solche Winde möglichst frühzeitig zu registrieren, benötigt man sehr kleine Sensoren“, sagt Kreitz. Innerhalb von Augenblicken stellen die Sonden eine aufkommende Böe fest, der Flugkörper kann dann automatisch gegenlenken.

Für seine Innovation landete das junge Unternehmen kürzlich auf dem zweiten Platz des deutschen Gründerpreises – für Kreitz und ihre beiden Kollegen war das eine schöne Bestätigung, dass sich der Schritt mit dem eigenen Unternehmen gelohnt hat. Sie will jetzt mehr Frauen für Technik gewinnen. „In Schulen halte ich regelmäßig Vorträge, um Mädchen für Naturwissenschaften zu begeistern“, sagt Kreitz. Dort beschreibt sie Mathe als „ein ideales Fach für Faule“: Wer die Logik einmal verstanden habe, beherrsche sie auch. „Bei einer Sprache hingegen muss man immer wiederholen und in Übung bleiben“, sagt die Ingenieurin. Sie ist sich deshalb sicher: „Mathe ist cool. Genau das muss man den Mädchen vermitteln.“

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